Landsberger Tagblatt

Der FCA hat eine neue Nummer eins

Der Tscheche Tomás Koubek ist der Königstran­sfer des Klubs: Er soll das Torwartpro­blem in Augsburg lösen. In seiner Heimat hatte er Ärger wegen einer Äußerung über eine Schiedsric­hterin

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Die Torhüter-Position war nach dem Abgang von Marwin Hitz zu Borussia Dortmund die größte Baustelle des FC Augsburg. Weder Fabian Giefer noch Andreas Luthe konnten in der vergangene­n Saison überzeugen. Gregor Kobel stand in der Rückrunde auf Leihbasis im Kasten, spielt aber mittlerwei­le für den VfB Stuttgart. Ein Interesse wurde dem FCA gleich an mehreren Schlussleu­ten nachgesagt, zum Beispiel an Yvon Mvogo (RB Leipzig) oder Jonas Omlin (FC Basel). Nun ist die Suche erledigt: Wie der FC Augsburg am Dienstag mitteilte, kommt der Tscheche Tomás Koubek vom französisc­hen Erstligist­en Stade Rennes. Es ist der Königstran­sfer des FCA – und ein Wechsel, für den der Klub viel Geld in die Hand nimmt.

Für den 26 Jahre alte Nationalsp­ieler seines Landes (neun Länderspie­le), der einen Vertrag bis 2024 erhielt, überweist der FC Augsburg laut der französisc­hen Zeitung L’Équipe zwischen sieben und acht Millionen Euro. Damit ist Koubek der viertteuer­ste Schlussman­n der Bundesliga-Geschichte: Nur Manuel Neuer (2011 für 30 Millionen Euro zum FC Bayern), Bernd Leno (2012 für zehn Millionen Euro zu Leverkusen) und Yann Sommer (2014 für neun Millionen Euro zu Borussia Mönchengla­dbach) waren für ihre neuen Klubs teurer. Beim FCA ist Koubek der zweitteuer­ste Spieler der Vereinsges­chichte nach Martin Hinteregge­r, der 2016 für neun Millionen Euro aus Salzburg gekommen war.

Am Dienstag nahm der Keeper bereits am Vormittags­training des FC Augsburg teil, trainierte voll mit. Den Trainingsp­latz betrat er zusammen mit seinem Landsmann, Innenverte­idiger Marek Suchy. Zusammen mit den beiden und Jan Moravek ist die tschechisc­he Fraktion in Augsburg mittlerwei­le auf drei Spieler angestiege­n. Ob Koubek bereits beim Pokalspiel in Verl am Samstag aufläuft? Möglich wäre es. Dem hauseigene­n Fan-TV sagte der Schlussman­n: „Ich bin hierher gekommen, um dem FCA zu helfen, zu verbessern und Spiele zu gewinnen.“Und das am besten schnell.

Denn eine neue Nummer eins hatten die Macher des FCA sehnlichst gesucht. Weder Fabian Giefer noch Andreas Luthe traute die Vereinsfüh­rung den Status als Stammkeepe­r zu. Beide Torleute patzten auch in der Vorbereitu­ng: Während Giefer beim 2:6 gegen den FC Villarreal nicht gut aussah, verschulde­te Luthe bei der 2:3-Niederlage gegen den FC Bologna das erste Gegentor. In der vergangene­n Saison kassierte der FCA 71 Gegentore – zusammen mit Hannover war das die schlechtes­te Abwehr der Liga. Das lag nicht nur, aber auch an den Torhüter-Leistungen.

FCA-Manager Stefan Reuter hofft, dass diese Sorgen nun der Vergangenh­eit angehören. „Mit Tomás Koubek bekommen wir einen internatio­nal erfahrenen, sehr guten Torhüter und freuen uns sehr, dass der Wechsel nun geklappt hat. Wir sind absolut davon überzeugt, dass er sehr gut in unser Team passt und uns verstärken wird“, wird er in der Mitteilung des Klubs zitiert.

Koubek ist nicht nur kostspieli­g, sondern bringt für die Torwartpos­ition Gardemaße mit: 1,98 Meter misst der Schlussman­n und bringt 95 Kilo auf die Waage. Mit Stade Rennes wurde er in der vergangene­n Saison französisc­her Pokalsiege­r. Dem FCA kam zugute, dass Rennes die Torwartpos­ition neu besetzen will: Édouard Mendy soll von Stade Reims kommen.

Während seiner Zeit bei Sparta Prag (bis 2017) hatte Koubek für einen Aufreger gesorgt: Im Oktober 2016 hatten er und sein damaliger Mitspieler Lukas Vacha sich über die Entscheidu­ng einer Schiedsric­hterassist­entin beschwert: Diese gehöre „an den Herd“. Der Auslöser war gewesen, dass Sparta in der Schlussmin­ute gegen Zbrojovka Brünn den Ausgleich aus einer vermeintli­chen Abseitspos­ition heraus kassiert hatte. Koubek hatte damals nach Spielende gepoltert: „Meiner Meinung nach sollten Frauen am Herd bleiben und nicht beim Männerfußb­all entscheide­n.“

Verbandsch­ef Miroslav Pelta hatte die Aussage als „völlig inakzeptab­el“bezeichnet. Koubek entschuldi­gte sich wenig später dafür und erhielt eine Geldstrafe. Sparta Prag hatte auf kreative Weise reagiert und die beiden Profis dazu verpflicht­et, bei der Frauenmann­schaft des Klubs mitzutrain­ieren.

Koubek ist der neunte Neuzugang beim FC Augsburg – gut möglich, dass noch mindestens ein weiterer Spieler dazukommt. Auf der Suche nach einem Rechtsvert­eidiger scheint Michael Lang von Borussia Mönchengla­dbach in den Fokus gerückt zu sein. Laut Schweizer Medienberi­chten sollen der FCA und der Hamburger SV an dem 28-Jährigen interessie­rt sein. Lang kam im vergangene­n Jahr vom FC Basel, hat in Gladbach aber keine Zukunft.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Für Tomás Koubek greift der FC Augsburg tief in die Tasche: Bis zu acht Millionen Euro werden an Stade Rennes für den 26-Jährigen fällig. Nach seiner Verpflicht­ung trainierte er am Dienstag bereits mit der Mannschaft.
Foto: Ulrich Wagner Für Tomás Koubek greift der FC Augsburg tief in die Tasche: Bis zu acht Millionen Euro werden an Stade Rennes für den 26-Jährigen fällig. Nach seiner Verpflicht­ung trainierte er am Dienstag bereits mit der Mannschaft.

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