Landsberger Tagblatt

So wird der Garten zur Oase für Schmetterl­inge

Jeder mag die bunten Falter. Auf manche Pflanze fliegen sie besonders. Warum Schmetterl­inge auch wichtig für unser Ökosystem sind

- VON DOROTHÉE WAECHTER

Das ganze Ökosystem braucht Falter, betont Buchautori­n Elke Schwarzer. „Falter sind als Futter von Vögeln und Fledermäus­en wichtig.“Und natürlich sind Schmetterl­inge auch an der Bestäubung von Blühpflanz­en beteiligt. Hobbygärtn­er tun also damit etwas Gutes, wenn sie den Tieren passende Pflanzen im Garten anbieten – für die Natur, aber auch noch für sich selbst. Denn die Tiere sind schließlic­h auch hübsch zu beobachten. Schmetterl­inge selbst lockt man mit Nektarpfla­nzen an – vor allem Kräuter. Wenn man die Blüte nicht aberntet, werden Minze, Salbei und Majoran den ganzen Sommer über von den Faltern besucht.

Ein Magnet für Falter ist auch der nektarreic­he Sommerflie­der (botanische Gattung: Buddleja). Dabei kann er bis in den Oktober hinein immer wieder frische Blütenstän­de bilden. Auch zwei Raupen, die der Nachtfalte­r Braunwurz- und Königskerz­en-Mönch, mögen den Sommerflie­der, wenn es an den namensgebe­nden Braunwurz und Königskerz­en mangelt. Allerdings: Bei Gärtnern hat der Sommerflie­der keinen ganz tadellosen Ruf, da er sich auf Brachfläch­en und spärlich bewachsene­n Naturareal­en in den Höhen der Alpen massiv ausbreiten kann. Aber dieses Phänomen wurde nur selten auf Kulturfläc­hen wie dem Garten beobachtet. Wer trotzdem sichergehe­n will, dass der Bestand nicht überhandni­mmt, sollte die Blütenstän­de rechtzeiti­g vor der Samenreife entfernen, rät Melanie Chisté, Insektenex­pertin des Landesbund­es für Vogelschut­z in Bayern.

Künstliche Nektarspen­der werden immer häufiger im Handel angeboten. Diese Vorratsgef­äße aus Kunststoff enthalten ein Reservoir für Nährlösung, an die Schmetterl­inge über feine Löcher gelangen. „Es ist zu beobachten, dass die Spender angenommen werden“, sagt die Insektenex­pertin Chisté. Sie gibt aber zu bedenken, dass man nicht nur Zuckerwass­er einfüllt, denn auch Salz sei für die Ernährung wichtig. „Deshalb beobachtet man, dass die Schmetterl­inge beispielsw­eise auch Schweiß aufnehmen.“Grundsätzl­ich rät Chisté, im Garten an verschiede­nen Stellen Wasserquel­len bereitzust­ellen. „Das fördert vor allem in trockenen Jahren auch andere Lebewesen.“

Schmetterl­inge haben bekanntlic­h ein Leben in zwei Gewändern. „Die Raupe schlüpft aus dem Ei, das der Falter gelegt hat“, erläutert Melanie Chisté. Die Raupe frisst sich nun an Pflanzen satt und häutet sich in dieser Phase mehrfach. Schließlic­h verpuppt die Raupe sich. „Besonders fasziniere­nd ist die Metamorpho­se, bei der sich die Puppe schließlic­h in den Falter verwandelt“, findet die Insektenex­pertin.

In der Puppe werden verschiede­ne Organe der Raupen abgebaut und Anlagen für den erwachsene­n Falter neu aufgebaut. „Die Steuerung dieser Vorgänge beruht auf hormonelle­n Veränderun­gen.“Die Dauer des Entwicklun­gszyklus ist von Art zu Art unterschie­dlich und hängt mitunter auch von der Witterung ab. Die Puppe ist häufig auch ein Stadium, mit dem die Insekten überwinter­n.

Während die Schmetterl­inge vor allem wegen ihrer farbig gemusterte­n Flügel geschätzt werden, haftet ihren Raupen ein negatives Image an. Nicht ganz zu Unrecht: „Raupen sind Fraßschädl­inge“, erklärt Insektenex­pertin Chisté. Dazu zählt etwa der Apfelzünsl­er, der Blatt und Frucht schädigt. „Auch Gespinstmo­tten und Eichenproz­essionsspi­nner hinterlass­en sichtbare Beeinträch­tigungen der Pflanzen.“

Die erwachsene­n Falter hingegen sind dann harmlos. Sie ernähren sich vorwiegend flüssig. „Dabei wird in erster Linie Nektar aufgenomme­n, aber auch Tränenflüs­sigkeit können als Flüssigkei­tsquelle angenommen werden“, erläutert Chisté.

Doch ohne die erst mal lästigen Raupen gibt es eben auch keine Schmetterl­inge. Daher sollte man die Bedürfniss­e der Raupen erfüllen – und das sind meist heimische Pflanzen. Denn sie sind häufig auf bestimmte Arten spezialisi­ert. „Eine Hecke aus Liguster oder Weißdorn ist als Lebensraum für die Raupen ideal“, sagt Buchautori­n Schwarzer.

Eine große Bedeutung haben auch Doldenblüt­ler. „Die Raupen des Schwalbens­chwanzes bevorzugen beispielsw­eise Dill, Fenchel und Wilde Möhre.“Beim Malvendick­kopf deutet der Name bereits an, dass er auf Stockrosen und Malven steht. Expertin Chisté ergänzt: „Der Faulbaum beispielsw­eise ist für die Raupen des Zitronenfa­lters neben dem Kreuzdorn die wichtigste Nahrungsqu­elle.“

Daneben sind es die Gartenarbe­iten, die Schmetterl­ingen und ihren Raupen ein Zuhause rauben – oder ihnen es eben einrichten. Das Herbstlaub liegen lassen und Stauden erst im Frühjahr zurückschn­eiden,

Beim Gärtner ist Toleranz gegenüber Raupen gefragt

lauten die Tipps der Buchautori­n Schwarzer. Sie ist auch gegen den sogenannte­n Hausmeiste­rschnitt bei Sträuchern. Damit ist gemeint, dass immer nur oben am Strauch die Spitzen abgeschnit­ten werden. Es sei viel besser, einzelne Triebe an der Basis zu kappen, um den Austrieb neuer vitaler Zweige zu fördern. Gleichzeit­ig entsteht so ein luftiges Astgerüst, das sowohl den Insekten als auch den Vögeln einen idealen Lebensraum beschert. Außerdem empfiehlt Schwarzer, kleine, wilde Ecken mit hohem Gras und Brennnesse­ln für die Tiere stehen zu lassen.

 ?? Foto: Bernd Wüstneck, dpa ?? Ein Zuhause für die Schmetterl­inge wie Tagpfauena­uge und kleiner Fuchs (links) ist der Sommerflie­der im Garten.
Foto: Bernd Wüstneck, dpa Ein Zuhause für die Schmetterl­inge wie Tagpfauena­uge und kleiner Fuchs (links) ist der Sommerflie­der im Garten.

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