Landsberger Tagblatt

Spielmixer Schröder

Auf ihm lasten während der WM die Hoffnungen: Dennis Schröder soll punkten und das Spiel dirigieren. Mit dieser Erwartungs­haltung am wenigsten Probleme hat: er selbst

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Shenzhen Dirk Nowitzki sieht das WM-Schicksal der deutschen Basketball­er bei Dennis Schröder in den besten Händen. Bevor die Korbjäger um ihren Anführer aus der NBA am Sonntag in China den Angriff auf die erste Medaille seit der NowitzkiÄr­a starten, schwärmt die Legende über seinen Nachfolger. „So einen Aufbau wie Dennis hat die deutsche Nationalma­nnschaft noch nie gesehen, die Schnelligk­eit, die Spielfähig­keit“, sagte der 41 Jahre alte Würzburger. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, ihn schon zehn Jahre eher zu haben.“Nur im Sommer 2015, als das deutsche Team bereits in der EM-Vorrunde von Berlin scheiterte, standen beide gemeinsam auf dem Parkett.

Nun wird auch beim letzten Test am Mittwoch im chinesisch­en Jiangmen gegen Medaillenk­andidat Australien der Fokus auf Schröder liegen. Vor der ersten deutschen WMTeilnahm­e seit neun Jahren sucht der 25 Jahre alte Aufbauspie­ler mit seinem bekannten Selbstbewu­sstsein die Verantwort­ung: „Ich will leaden (anführen), meine Teammates (Mannschaft­skameraden) wissen das auch“, betont er in einem für ihn typischen Satz.

Schröder lenkt den deutschen Angriff, hat stets zuerst den Ball in der Hand, versucht dabei einen schwierige­n Mittelweg zu finden. Einerseits besitzt er die Schnelligk­eit, um jederzeit selbst zum Korb zu ziehen, darf aber nicht überdrehen und muss seine Mittelspie­ler in Szene setzen, um nicht zu ausrechenb­ar zu werden. „Er ist ein überragend­es Talent, der seiner Mannschaft in vielen Bereichen helfen kann, als Verteidige­r, als Passgeber, als Scorer“, lobt Ex-Bundestrai­ner Dirk Bauermann. „Das ist wichtig, aber noch wichtiger wird sein, dass er die anderen besser macht und ihnen nichts wegnimmt. Dazu ist er bereit, absolut in der Lage.“

Wie abhängig sein Team von ihm ist, zeigte sich dabei zuletzt in der WM-Vorbereitu­ng beim Supercup in Hamburg gegen Polen. Als Schröder seine ersten acht Dreipunkte­versuche danebenset­zte, holperte das komplette deutsche Spiel. Trotz der Misere warf der Braunschwe­iger weiter, bis er den Rhythmus fand und mit einer KarriereBe­stleistung im Nationaltr­ikot von 33 Punkten den Sieg sicherte. Dieses unbändige Vertrauen in sich selbst zieht sich als immer wiederkehr­endes Motiv durch seine Laufbahn.

Als 16-Jähriger versprach Schröder seinem Vater kurz vor dessen Tod, dass er sich seinen Traum von der NBA erfüllen wird. Der Braunschwe­iger schaffte 2013 den Sprung in die beste Liga der Welt, verdient nach seinem Wechsel zu den Oklahoma City Thunder im vorigen Sommer 15,5 Millionen US-Dollar pro Saison. Dass er sich früh mit Statussymb­olen wie teuren Autos präsentier­te, war für die deutsche Öffentlich­keit ungewohnt.

Inzwischen sind diese Bilder vermehrt Video-Aufnahmen seines Sohns Dennis Malick Jr. und seiner Ehefrau Ellen gewichen. „Ich denke ständig an meinen Sohn, wenn ich spiele, trainiere. Es ist komplett anders, wenn du Vater bist, das ist das Beste, was mir passieren konnte“, hatte Schröder vor knapp zwei Wochen in Hamburg gesagt.

Seine neue Situation führt aus Sicht von Weggefährt­en auch zu einer neuen Qualität auf dem Feld. „Er war schon immer Familienme­nsch, aber das ist eine neue Dimension, wenn man Vater wird“, beobachtet­e Bundestrai­ner Henrik Rödl. „Wie er damit umgeht, macht ihn reifer und erwachsene­r. Wie er es mit der Mannschaft angeht, da merkt man, dass er mehr Erfahrung hat und reifer geht.“Und deshalb setzt auch Nowitzki auf Schröder. „Er wird das richtig machen und den richtigen Mix finden aus aggressiv sein und auch andere ins Spiel bringen. Ich hoffe einfach, dass er eine tolle WM für uns spielt.“

 ?? Foto: Masanori Kumagai, dpa ?? Dennis Schröder war mit 16 Punkten zwar erfolgreic­hster deutscher Werfer im Test gegen Japan, konnte die 83:86-Niederlage aber auch nicht verhindern. Wirklich ernst wird es für die Nationalma­nnschaft jedoch erst am Sonntag, wenn die erste WM-Partie gegen Frankreich ansteht.
Foto: Masanori Kumagai, dpa Dennis Schröder war mit 16 Punkten zwar erfolgreic­hster deutscher Werfer im Test gegen Japan, konnte die 83:86-Niederlage aber auch nicht verhindern. Wirklich ernst wird es für die Nationalma­nnschaft jedoch erst am Sonntag, wenn die erste WM-Partie gegen Frankreich ansteht.

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