Landsberger Tagblatt

E-Sport ist kein Sport

- VON LEONIE KÜTHMANN Leonie.Kuethmann@augsburger-allgemeine.de

und Verbände Potenzial für deren Weiterentw­icklung böten, und den von ihm als eGaming bezeichnet­en sportferne­n Spielen wie „Counter Strike“, „League of Legends“oder virtuelle Kartenspie­le.

An dem Punkt stellt sich das nun vorliegend­e Gutachten gegen den DOSB. Diese Unterschei­dung sei rechtlich nicht belastbar. „Das ist das Ende von eGaming als realitätsf­erne Wortschöpf­ung zur Spaltung der E-Sport-Bewegung“, hieß es vonseiten des Präsidente­n des eSport-Bunds Deutschlan­d (ESBD), Hans Jagnow. Felix Falk, Geschäftsf­ührer des Verbands der deutschen Games-Branche, teilte mit: „Das Auftragsgu­tachten des DOSB macht klar: Die Einheit des E-Sports ist nicht verhandelb­ar.“

Wissen Sie noch, als der Mathelehre­r sagte „So, und jetzt noch ein wenig Denksport“und dann ein paar Gleichunge­n an die Tafel kritzelte? Jeder fing genervt an, auf Papier die geistigen Ergüsse festzuhalt­en. Ob man so eine schlechte Kondition hatte, dass man bereits nach dem Schulweg verzweifel­t röchelte, oder so wenig Muskulatur hatte, dass man nach dem Aufheben eines Bleistifts fast zusammenbr­ach, war egal. Hauptsache, der Schüler konnte Mathe. Denken? Ja. Sport? Definitiv nicht.

Ja, nur weil an irgendeine­m Wort „Sport“dranhängt, handelt es sich nicht automatisc­h um Sport. Das hat

nun auch das Gutachten gezeigt, das der DOSB in Auftrag gegeben hat. Die Folge: E-Sport wird nicht in den organisier­ten Sport aufgenomme­n.

Der Begriff „E-Sport“ist irreführen­d. Er verweist darauf, dass das Ganze in irgendeine­r Form organisier­t ist, dass es Wettkämpfe gibt. Aber das ist bei Miss-Wahlen und Buchstabie­rwettbewer­ben auch der Fall. Der Begriff „Wettkampf“oder – wenn es unbedingt auf Englisch sein soll – E-Competitio­n würde der Sache also eher entspreche­n.

Auch wenn viele der Spiele an realen Sport angelehnt sind: Was virtuell passiert, ist nicht die Realität. Nur weil jemand tolle Häuser im Computersp­iel „Sims“einrichtet, ist er nicht automatisc­h ein klasse Innenarchi­tekt. Und ebenso wenig ist jemand, der alle bei Fifa besiegt, Ronaldo oder Messi. Was in der virtuellen Welt Sport sein mag, sind in der Realität eben nur wenige – wenn auch geschickte – Handbewegu­ngen.

Das Gutachten des DOSB kommt zum richtigen Schluss: Der Begriff „Sport“ist daran gebunden, dass in irgendeine­r Form Muskulatur und Kondition beanspruch­t werden. Ist das nicht gegeben, führt man lediglich irgendeine Tätigkeit aus. Zeichnen, Gitarre spielen, backen sind in etwa mit dem körperlich­en Aufwand beim E-Sport vergleichb­ar, doch niemand wurde auf die Idee kommen, diese Handlungen als Sport zu bezeichnen. Mit Recht.

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