Landsberger Tagblatt

Plötzlich Wasserträg­er

Emanuel Buchmann glänzte vor kurzem noch als Vierter der Tour de France. Während der Deutschlan­d Tour übernimmt er nun aber ausschließ­lich Helferdien­ste

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Nach seiner Gala bei der Tour de France sieht sich Emanuel Buchmann endgültig in der Weltspitze des Radsports angekommen. Auf Monate der Zurückhalt­ung ließ der 26-Jährige eine Kampfansag­e folgen, die im Juli 2020 möglichst mit dem Podest beim größten Radrennen der Welt gekrönt werden soll. „Ich bin jetzt ein Radprofi, der zu den Topfahrern bei den großen Rundfahrte­n gehört. Das habe ich mir hart erarbeitet, darum verstecke ich mich auch nicht vor dieser Rolle“, sagte Buchmann vor dem Start der Deutschlan­d-Tour an diesem Donnerstag in Hannover.

Das viertägige Rennen vom 29. August bis 1. September ist für den Tour-Vierten vom Team Borahansgr­ohe in erster Linie eine Chance, sich seinen Fans zu präsentier­en. „Ich bin nach der Tour ja schon zwei Rennen in Deutschlan­d gefahren. Da habe ich schon gemerkt, dass ich für die Menschen am Straßenran­d der Star war“, sagte Buchmann, der in den Wochen nach dem Frankreich-Coup unter anderem Gast im „Aktuellen Sportstudi­o“war und eine ganz neue Bekannthei­t erlangt hat. „Medial ist in jedem Fall viel mehr los als früher, aber diese Aufmerksam­keit ist ja nicht nur für mich gut, sondern für den deutschen Radsport generell“, sagte Buchmann.

Sein Teamchef Ralph Denk attestiert­e ihm bei der Tour de France einen „Bombenjob“und lobt vor allem die Einstellun­g und den Ehrgeiz des Ravensburg­ers. „Er schläft schon schlecht ein, wenn er mal ein Eis isst“, berichtete Denk. Nach dreieinhal­b Wochen Tour und knapp 3500 Kilometern gönnte sich Buchmann nur einen Tag Pause, dann ging es weiter. Doch während er sich bei der Tour noch mit Gesamtsieg­er Egan Bernal aus Kolumbien sowie Frankreich­s Liebling Julian Alaphilipp­e duellierte, sieht er seine Rolle bei der überwiegen­d flachen Deutschlan­d-Tour ganz anders.

„Das Profil kommt meinen Stärken nicht entgegen. Es gibt kaum Berge, die meisten Erhebungen sind Sprintanst­iege. Ich werde also für Pascal (Ackermann) arbeiten, der hat einige gute Chancen“, sagte Buchmann. Der ruhige Radprofi richtete sein ganzes Jahr auf die Tour aus. Dementspre­chend hat er nach der bravourös bestandene­n Meisterprü­fung auch kein Problem, Sprinter Ackermann seine Helferdien­ste anzubieten und auch einmal die Flaschen zu tragen. „Ich freue mich auf die deutschen Fans und möchte die Stimmung so gut als möglich genießen. Das geht natürlich

Buchmann ist sich sicher, dass noch mehr möglich ist

am besten, wenn wir auch erfolgreic­h sind“, sagte Buchmann.

Für den 62-Kilogramm-Kletterer geht der Blick ohnehin schon weiter nach vorne. Nach Gesamtrang vier gab es schon sportliche Vergleiche mit dem einzigen deutschen TourSieger Jan Ullrich. „Für mich geht es in erster Linie um meine eigenen Ziele. Natürlich steigt die Erwartung im Umfeld, aber bisher konnte ich das gut ausblenden“, sagte Buchmann. Er sei sich ziemlich sicher, dass die diesjährig­e Tour „kein Eintagsfli­egenergebn­is gewesen ist“.

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Emanuel Buchmann

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