Flüchtlingsretter Reisch bittet Landsberg um Hilfe
Der Kapitän der „Eleonore“ist auf Mission im Mittelmeer unterwegs und darf nicht in Italien anlanden
Landsberg Der Landsberger Flüchtlingsretter Claus-Peter Reisch wendet sich mit einem Hilferuf an seine Heimatstadt Landsberg. Der 58-Jährige befindet sich derzeit auf einer Rettungsmission im Mittelmeer. Am Montag rettete er als Kapitän des Motorschiffs „Eleonore“mit seiner Besatzung 101 Migranten aus dem Meer. Allerdings verweigern die italienischen Behörden dem Schiff der Dresdener Hilfsorganisation „Mission Lifeline“die Einfahrt in einen Hafen. Jetzt hat Reisch eine Forderung an die Stadt Landsberg und an die Stadträte.
In seinem Brief schildert Reisch die Szenen, die sich am Montag abgespielt haben, und erklärt die Situation, in der sich das Rettungsschiff nun befindet. „Sowohl der italienische Innenminister Salvini als auch Malta verweigern die Anlandung der in buchstäblich letzter Sekunde geretteten Menschen.“Das Schlauchboot habe bereits in zwei von fünf Kammern keine Luft mehr gehabt. Die Passagiere hätten die Bordwand mit bloßen Händen hochgehalten. „Vielleicht noch eine halbe Stunde, und das Leben von 101 Menschen wäre vorbei gewesen. Ich denke, nun ist es an der Zeit, dass sich auch Landsberg zur sicheren Hafenstadt erklärt“, so Reisch. Viele Städte hätten dies bereits getan, auch seine Geburtsstadt München und der Amtssitz der Staatsregierung ist mit dabei. „So stünde es auch Landsberg gut zu Gesicht, das zu tun. Darüber hinaus bitte ich Sie, mindestens einen der Geretteten aus Gründen der Solidarität und Menschlichkeit in unserer Heimatstadt willkommen zu heißen und nach Kräften zu integrieren.“
Landsberg könnte so als leuchtendes Beispiel vorangehen und damit auch zeigen, dass man aus der Vergangenheit etwas gelernt habe und in eine helle, nicht von Vorurteilen und Rassismus geprägte Zukunft schaue. „Nicht zuletzt ist die Kreisstadt mit ihren Unternehmen in alle Welt vernetzt. Auch die zahllosen Touristen aus aller Welt sind uns stets willkommen. Blicken wir gemeinsam über den Tellerrand und erklären Sie Landsberg zur sicheren Hafenstadt und nehmen wir wenigstens die geringe Zahl von einem Menschen auf“, so Reischs Bitte in einer E-Mail, die auch die LT-Redaktion erreichte.
„Wir hatten das Thema ’sichere Hafenstadt’ in der Vergangenheit schon einmal im Ältestenrat diskutiert“, erklärt Oberbürgermeister Mathias Neuner auf Nachfrage. Die Sache sei nicht so einfach, da Landsberg eine kreisangehörige Stadt und somit nicht für Asylangelegenheiten zuständig sei. Dies sei Aufgabe des Landratsamtes, der Bund delegiere diese Aufgabe nach unten. „Ich kenne keine kreisangehörige Stadt, die sichere Hafenstadt ist. Bei München ist das etwas ganz anderes“, sagt Neuner. Seines Wissens nach übernimmt eine Kommune die Kosten für einen Asylbewerber, wenn sie sich zur sicheren Hafenstadt erklärt und einen Geflüchteten aufnimmt. „Das hat unter Umständen finanzielle Konsequenzen.“So könne er eine solche Entscheidung auch nicht einfach als Oberbürgermeister treffen, wenngleich er die Bitte aus menschlichen Gründen verstehe. „Das ist keine Sache der laufenden Verwaltung.“Mathias Neuner will das Thema aber in den nächsten Ältestenrat bringen