Landsberger Tagblatt

Die Unterstütz­ung kommt aus dem Kloster

Kirche Markus Willig ist ab Sonntag Leiter der neuen Pfarreieng­emeinschaf­t Windach. Pater Regino Schüling aus St. Ottilien ist der zweite Seelsorger. Warum die beiden auf eine Mischung aus Tradition und Offenheit setzen

- VON SIBYLLE REITER

Windach/St. Ottilien Der Windacher Pfarrer Markus Willig spürt in diesen Tagen eine leichte Anspannung, aber auch Vorfreude: Denn ab Sonntag, 1. September, wird er die neue Pfarreieng­emeinschaf­t (PG) Windach leiten und für über 5000 Katholiken zuständig sein. Zu seinen bisherigen Pfarreien Windach, Hechenwang und Schöffeldi­ng kommen Eching, Greifenber­g, Entraching, Oberfinnin­g und Unterfinni­ng dazu. Eine Mehrbelast­ung, die er mit Pater Regino Schüling aus St. Ottilien und der neuen Pfarrhelfe­rin Michaela Hilbring zu meistern hat.

Markus Willig ist gebürtiger Münchner und mit zwei Brüdern in Perlach aufgewachs­en. In der dortigen Pfarrei St. Michael war er Ministrant, später in der Jugendgrup­pe bei den Pfadfinder­n und als Jugendlich­er schon Mitglied im Pfarrgemei­nderat. „Eine schöne Zeit, die mich bis heute prägt, sonst säße ich nicht hier“, sagt Willig. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Versicheru­ngskaufman­n. „Ich hab’ schnell gemerkt, dass das nicht das Richtige ist.“

So trat er ins erzbischöf­liche Priesterse­minar in München ein und studierte Theologie an der LudwigMaxi­milians-Universitä­t. Es folgte

Seine Wurzeln liegen in Pitzling

ein Jahr als wissenscha­ftliche Hilfskraft an der Universitä­t der Bundeswehr Neubiberg (Institut für Theologie und Ethik). Dort reifte der Wunsch, als Priester in einer Gemeinde tätig zu werden. Er bewarb sich im Bistum Augsburg und machte seinen Pastoralku­rs in der Pfarrei St. Moritz. 2010 wurde er von Weihbischo­f Josef Grünwald zum Priester geweiht. „Wir waren zu fünft, auch der heutige Landsberge­r Stadtpfarr­er Herzel war dabei“, erzählt Markus Willig, dessen verstorben­er Vater gebürtiger Pitzlinger war. Die Eltern zogen nach der Pensionier­ung des Vaters nach Pitzling, wo die Mutter noch heute wohnt.

Markus Willig war nach der Weihe Kaplan in Füssen, arbeitete als in Augsburg-Hochzoll und später in der PG Urdonautal zwischen Neuburg und Eichstätt. Seit 2015 ist er Pfarrer in Windach, wo er sich sehr wohlfühlt.

Eine gesunde Mischung aus Tradition und Offenheit ist ihm wichtig. Die Menschen suchten Halt und Orientieru­ng. „Ich glaube, dass Kirche das bieten kann, auch wenn es Irrlichter und Störfeuer gibt, die wir nicht ignorieren dürfen.“Für die PG bringt er kein fertiges Programm mit, er wünscht sich den Dialog mit den Gläubigen. „Ich bin eigentlich ein zurückhalt­ender Mensch. Von daher hoffe ich, dass die Menschen auf mich zugehen“, sagt der 44-Jährige.

Als „Priester zur Mithilfe“, so die offizielle Bezeichnun­g, wird Pater Regino Schüling, 60, aus St. Ottilien tätig sein. Die Echinger und Greifenber­ger kennen den Priester bereits, da er dort schon vier Jahre als leitender Pfarrer gewirkt hat. Regino Schüling ist am Niederrhei­n geboren und hat drei Geschwiste­r. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er Kirchenmus­ik in Köln. Musik liegt ihm im Blut: „Schon als Kind habe ich mit meiner Mutter viel gesungen und mir immer die zweite Stimme ausgedacht.“

Als Kind wollte Pater Regino Cello spielen, war damals aber noch zu klein dafür. Daher begann er mit Klavier. Einer seiner Lehrer unterricht­ete auch Orgel und entfachte bei ihm die Begeisteru­ng für mehrstimmi­ge Chormusik und gregoriaKa­plan nischen Choral. Später war Pater Regino Chorleiter und komponiert auch. Nach dem Studium trat er ins Kloster Maria Laach (Eifel) ein. Von 1986 bis 1991 studierte er Theologie in Würzburg und wechselte nach dem Abschluss nach St. Ottilien. „Der weltweite Horizont des Missionskl­osters hat mich angesproch­en und ebenso das Gymnasium, wo ich Religionsl­ehrer war und die Schüler im Tagesheim betreut habe“, erzählt Pater Regino. 1994 übernahm er die Leitung der Choralscho­la.

Später machte er noch die dreijährig­e berufsbegl­eitende Ausbildung zum Logotherap­euten – eine psychologi­sche Behandlung­sform, deren Entstehung auf den österreich­ischen Neurologen, Psychiater und Holocaust-Überlebend­en Viktor E. Frankl zurückgeht. „Die Aspekte der Logotherap­ie kommen bei meiner täglichen Arbeit immer durch“, sagt Pater Regino. Danach zog es ihn für zwölf Jahre nach Tirol, wo er in der zu St. Ottilien gehörenden Abtei Fiecht als Kantor tätig war. 2015 kam er zurück. Auf die neue PG freut er sich, besonders auf den Kontakt zu den Menschen und den Chören. Er wolle sich mehr auf die Seelsorge konzentrie­ren und Pfarrer Willig entlasten. „Management ist nicht so mein Ding.“

Wenn es ganz stressig wird, wird künftig ein pensionier­ter Geistliche­r aushelfen, der nach dem Umbau in den Oberfinnin­ger Pfarrhof einziehen wird. Markus Willig hofft auch, dass ab und zu der scheidende Finninger Pfarrer Richard Rietz vorbeischa­uen wird. „Wir haben uns in den vergangene­n Jahren gegenseiti­g vertreten und sind uns freundscha­ftlich verbunden.“

Pater Regino liegt die Musik im Blut

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Markus Willig (rechts) und Pater Regino Schüling aus St. Ottilien sind Seelsorger in der neuen Pfarreieng­emeinschaf­t Windach, die zum 1. September gilt.
Foto: Thorsten Jordan Markus Willig (rechts) und Pater Regino Schüling aus St. Ottilien sind Seelsorger in der neuen Pfarreieng­emeinschaf­t Windach, die zum 1. September gilt.

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