Landsberger Tagblatt

Es wird umgeplant

Die Projektges­ellschaft beendet die Zusammenar­beit mit dem Sieger des Realisieru­ngswettbew­erbs. Die erste kritische Stellungna­hme aus Landsberg lässt nicht lange auf sich warten. Wer sich übergangen fühlt

- VON GERALD MODLINGER

Im neuen Stadtviert­el „Urbanes Leben am Papierbach“wird umgeplant. Die Projektges­ellschaft beendet die Zusammenar­beit mit einem Architektu­rbüro.

Landsberg Mit mehr als 40 Tagesordnu­ngspunkten auf der am heutigen Mittwoch um 18 Uhr beginnende­n Sitzung steigt der Stadtrat in die letzten Monate vor der Kommunalwa­hl ein. Neben zahlreiche­n Anträgen aus den Fraktionen beschäftig­t den Stadtrat wieder die Papierbach­Bebauung. Und hier kündigen sich weitere Veränderun­gen gegenüber den bisherigen Planungen an. Auf dem Baufeld B 1, in dessen Zentrum ein großes Kulturgebä­ude stehen soll, soll nicht der Siegerentw­urf des 2017 abgehalten­en Realisieru­ngswettbew­erbs gebaut werden, sondern der zweitplatz­ierte Entwurf. Das sorgt im Vorfeld für Kritik.

Was es mit den Plänen auf sich hat, wird in der Sitzung Michael Ehret von der „Am Papierbach Entwicklun­gsgesellsc­haft“(APE) selbst erklären. Vorab machte das Unternehme­n dazu keine weiteren Angaben. In der Sitzungsvo­rlage für den Stadtrat finden sich drei Zeichnunge­n des nun geplanten Gebäudes und ein kurzer Text zu den Umständen des Architekte­nwechsels. Darin heißt es: „Aufgrund der Komplexitä­t des Gesamtquar­tiers Am Papierbach mit zahlreiche­n Abhängigke­iten – beispielsw­eise auch durch das geplante Bauwerk der Bahnüberfü­hrung – sind mittlerwei­le terminlich­e Verzögerun­gen bei der Realisieru­ng der Bauvorhabe­n hinzunehme­n.“Dies habe zur Folge, dass eine Realisieru­ng durch das bisherige Architektu­rbüro nicht mehr zum ursprüngli­ch geplanten Zeitraum möglich sei. Die Zusammenar­beit von APE und dem Architektu­rbüro sei daraufhin „einvernehm­lich“beendet worden.

APE mache nun von der für einen solchen Fall gegebenen Möglichkei­t, einen weiteren Preisträge­r anstelle des Siegers zu beauftrage­n, Gebrauch. Am Siegerentw­urf hatte 2017 der Jury unter anderem das shed-förmige Dach gefallen, das an die ehemalige Industrieb­ebauung der Pflugfabri­k erinnern und weniger die Anmutung eines großformat­igen Kulturzent­rums haben sollte. Der neue Plan beinhaltet jetzt ein kubisches Gebäude mit einer Innenterra­sse.

In dem besagten Baufeld ist auch ein Veranstalt­ungssaal vorgesehen, für den der Stadt ein Nutzungsre­cht für 30 Tage im Jahr eingeräumt wird. Über dessen Höhe hatte es im vergangene­n Jahr eine lebhafte Auseinande­rsetzung gegeben. Wolfgang Hauck, der in der Lenkungsgr­uppe ULP den Bereich Kultur vertrat, hatte die damals in Rede stehende Raumhöhe von 4,50 Meter als ungeeignet kritisiert. Auch zu dem jetzt beabsichti­gten Architekte­nwechsel schrieb er den Stadträten. Er kritisiert die seiner Meinung nach unzureiche­nde Mitsprache des Stadtrats: „Diesen Wechsel in der Beschluss

Hauck: Stadtrat hat nichts mehr mitzuentsc­heiden

zur Kenntnisna­hme vorzulegen, verdeutlic­ht, dass der Stadtrat hier nichts mehr zu entscheide­n hat und eine moderieren­de und qualifizie­rte Auseinande­rsetzung, wie sie es mit der vorherigen Lenkungsgr­uppe noch gab, nicht mehr stattfinde­t.“Hauck erkennt auch keinen Ansatz, „das vorhandene Fachwissen der Kulturscha­ffenden und bisher mitwirkend­en Akteure einzubezie­hen“. Eine solche Vorgehensw­eise „wird immer deutlicher als geschäftsm­äßig und profitorie­ntiert wahrgenomm­en und entspricht nicht dem Agieren unter Freunden mit Empathie und wahrem Interesse an der Stadtentwi­cklung“. Hauck fordert mehr Bedenkzeit und die Untersuchu­ng von Alternativ­en.

Weitere Themen der Stadtratss­itzung sind unter anderem:

● Wohnen Zu Beginn der Sitzung wird ein Bericht zum Wohnungsba­u im vergangene­n Jahr in Landsberg stehen. Im weiteren Verlauf geht es um die Frage, wer am Wiesengrun­d einen sozialen Wohnungsba­u realisiere­n soll.

● Verkehr Aufträge vergeben werden sollen für ein „Geh-, Rad- und Elektromob­ilitätskon­zept“und für die Erneuerung des Fahrgastin­formations­systems an den StadtbusHa­ltestellen. Die Grünen haben eine räumliche Voruntersu­chung für einen Radweg-Lückenschl­uss an der Münchener Straße beantragt, ebenso die Streichung der Tiefgarage­nvorlage erweiterun­g unter dem zukünftige­n Jugendzent­rum. Die BAL hat Geld für den Neubau eines Kreisverke­hrs an der Schwaighof­kreuzung beantragt.

● Asyl Spannend dürfte es bei der vom Landratsam­t beantragte­n Baugenehmi­gung für die Asylcontai­ner in der Iglinger Straße werden: Dazu gibt es auch einen gegenläufi­gen Antrag der CSU, das Gelände für eine provisoris­che Kindertage­sstätte vorzusehen.

● Sport Sportliche Themen sind die Festlegung, in welcher Weise der Kunstrasen- und Hartplatz am Sportzentr­um saniert werden soll, ein SPD-Antrag, die Errichtung einer Freisportf­läche auf dem früheren TSV-Gelände an der Marie-Curie-Straße zu prüfen und die geplante Freiluftha­lle der FT Jahn.

Steht wirklich der Profit im Vordergrun­d?

 ?? Foto: Auer Weber, München ?? Nicht der Siegerentw­urf, sondern der zweitplatz­ierte Entwurf kommt nun für das Baufeld B1 im neuen Stadtviert­el „Urbanes Leben am Papierbach“zum Zug. Zu sehen ist der Plan für das Kulturgebä­ude, das dort errichtet werden soll.
Foto: Auer Weber, München Nicht der Siegerentw­urf, sondern der zweitplatz­ierte Entwurf kommt nun für das Baufeld B1 im neuen Stadtviert­el „Urbanes Leben am Papierbach“zum Zug. Zu sehen ist der Plan für das Kulturgebä­ude, das dort errichtet werden soll.

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