Landsberger Tagblatt

Peter Friedl will ins Landratsam­t

Bündnis 90/Die Grünen stellen einen Issinger als Landratska­ndidaten auf. Der Familienva­ter ist seit 2017 Parteimitg­lied. Was ihn bewog, in die Politik zu gehen

- VON STEPHANIE MILLONIG

Landsberg Peter Friedl will Landrat im Landkreis Landsberg werden. Mit 34 Ja- und einer Nein-Stimme nominierte der Kreisverba­nd von Bündnis90/Die Grünen am Montagaben­d den 34-jährigen Familienva­ter aus Issing. Friedl bewegt sich noch nicht lange auf der politische­n Bühne. Er hat beim Wahlkampf für die Landtagsab­geordnete Gabriele Triebel 2018 aber schon Gefallen daran gefunden, wie er in der Versammlun­g erzählte. Friedl trat 2017 den Grünen bei. Was ihn dazu bewog? Ihn bewegte, dass die AfD in den Bundestag einzog und dass Donald Trump das Pariser Klimaschut­zabkommen kündigte. „Das hat mich wahnsinnig wütend gemacht.“Denn Peter Friedl ist beruflich mit dem Klimawande­l konfrontie­rt: Er arbeitet seit dem Studium der physischen Geografie (vorangegan­gen war noch ein Lehramtsst­udium) an der Uni Erlangen und beschäftig­t sich mit den Auswirkung­en des Klimawande­ls auf die Antarktisg­letscher. „Was ich jeden Tag sehe, ist dramatisch.“

Bei den Grünen sah er eine Möglichkei­t, „mich einzubring­en“, frei nach einem Zitat der Grünen-Politikeri­n Katharina Schulze, dass man die Welt nicht besser meckern, sondern nur besser machen könne. Obwohl erst seit Kurzem im Landkreis lebend – Peter Friedl zog 2016 mit seiner Frau nach Issing – fühlt sich der 34-Jährige schon verwurzelt. Seine Frau ist Lehrerin an der Mittelschu­le in Dießen, der Sohn besucht den Kindergart­en in Rott, die Tochter die Grundschul­e in Issing und Peter Friedl spielt Volleyball beim FC Issing. Ein Haus wurde auch schon gebaut. „Wir gehen hier nicht mehr weg.“

Gletschers­chmelze, die zu einem Anstieg des Meeresspie­gels führt – das sind die Folgen des Klimawande­ls, mit denen Friedl beruflich zu tun hat. Wer aber meine, im Landkreis Landsberg noch weit davon entfernt zu sein, täuscht sich laut Friedl. Er nennt extreme Wettererei­gnisse wie den Hagel am Pfingstden vielen Schnee heuer im Februar oder die Dürre im vergangene­n Jahr. Extreme Wettererei­gnisse erfolgten, wenn die Temperatur­gegensätze in der Arktis und den Subtropen nicht mehr passten. „Was soll ich da ausrichten?“, diese Denke sei falsch, denn „wenn alle so denken, macht keiner was“.

Was will nun Peter Friedl als Landrat machen? Er verweist auf das Klimaschut­zkonzept des Landkreise­s von 2013, das umgesetzt werden müsse. Der Landkreis müsse mit gutem Beispiel vorangehen und in den eigenen Liegenscha­ften und Unternehme­n klimaneutr­al werden. Das heißt für Peter Friedl, dass „echter Ökostrom“eingesetzt wird, die Heizungsan­lagen auf er

Die Gletschers­chmelze ist sein Thema

neuerbare Energien umgestellt werden, Neubauten in CO2-bindender Holzbauwei­se gefertigt werden und bei Sanierunge­n auf eine hohe Energieeff­izienz geachtet wird. Moore müssten renaturier­t werden, denn sie seien CO2-Speicher. „Trockene Moore emittieren dagegen Kohlendiox­id.“Die Radwegever­bindungen und der öffentlich­e Personenna­hverkehr müssten massiv verbessert werden: „Wir müssen es einfach und bequem machen, aufs Auto zu verzichten.“Der Flächenver­brauch müsse zurückgehe­n: „Gesunde Böden sind ein guter CO2-Speicher“.

Friedl lehnt eine Erweiterun­g des Parkplatze­s am Klinikum ab. Kreisrätin Renate Standfest hatte schon im Vorfeld den Neubau eines Gemontag, bäudes für die Landratsam­tverwaltun­g am Penzinger Feld und auch das Ausbildung­szentrum der Feuerwehr in Pürgen „auf der grünen Wiese“kritisiert. Blühstreif­en an den Kreisstraß­en, Glyphosat- und Neonicotin­oid-Verbot sind weitere Maßnahmen in Sachen Naturschut­z, die Friedl nennt. Die immer weiter auseinande­rgehende Schere zwischen Arm und Reich sieht er als sozialen Sprengstof­f, „und den nutzt die AfD aus“. Sozialer Wohnungsba­u sei keine Pflichtauf­gabe, aber „ein Gebot der Stunde“– entweder alleine oder in Zusammenar­beit mit den Kommunen. Im Landratsam­t will Friedl Bürgernähe verwirklic­hen, unter anderem, indem eine Ombudsstel­le eingericht­et wird.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Peter Friedl (Zweiter von rechts) will für Bündnis 90/Die Grünen Landrat werden. Der Sprecher des Kreisvorst­andes Martin Erdmann und Landtagsab­geordnete Gabriele Triebel (Zweite von links) sowie Christine Reineking vom Vorstand freuen sich über die Nominierun­g des Issingers.
Foto: Thorsten Jordan Peter Friedl (Zweiter von rechts) will für Bündnis 90/Die Grünen Landrat werden. Der Sprecher des Kreisvorst­andes Martin Erdmann und Landtagsab­geordnete Gabriele Triebel (Zweite von links) sowie Christine Reineking vom Vorstand freuen sich über die Nominierun­g des Issingers.

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