Der Ausdauernde
Dr. Patrick Heißler will seinen Job in der Wirtschaft gegen das Bürgermeisteramt in Kaufering tauschen. Was ihn antreibt
„Ich suche Dinge, die mich mental und körperlich an Grenzen bringen, um daran zu wachsen.“Dr. Patrick Heißler zieht eine Verbindung zwischen seinen sportlichen, beruflichen und politischen Tätigkeiten. Jetzt will der 37-jährige, ehemalige Ultraläufer den nächsten Gipfel erobern – das Kauferinger Rathaus. Obwohl der gebürtige Augsburger einen gut bezahlten Job hat, der ihm Spaß macht, will er aus dem bislang kommunalpolitischen Ehrenamt einen Beruf machen. „Ein Teil von mir schreit nach einer gesellschaftlichen Aufgabe. Diese innere Stimme wurde immer lauter. Dann kam der Rücktritt der Bürgermeisterin, und mir war klar, das ist es“, erklärt Heißler, der seit 2014 für die Grünen im Kauferinger Marktgemeinderat sitzt.
Er macht keinen Hehl daraus: „Man macht sich öffentlich. Das ist ein Riesenschritt, mit drei kleinen Kindern.“Doch seine Kandidatur komme aus Überzeugung. Und Heißler, der seit fast 20 Jahren mit seiner Jugendliebe Patrizia zusammen und verheiratet ist und seit zehn Jahren in Kaufering lebt, hat schon viel Ehrgeiz bewiesen. Nach dem Abitur begann er sein Physikstudium. An der LMU in München spezialisierte er sich auf Halbleiterund Nanotechnologie. 2008 promovierte er in Garching im Bereich Laserund Halbleitertechnik. „Wenn ich was mache, dann richtig. Ich stecke 100 Prozent rein. Ganz gleich ob damals im Studium oder jetzt im Bürgermeisterwahlkampf.“Auch wenn sein Konkurrent Thomas Salzberger eine längere kommunalpolitische Laufbahn vorweisen und auf die Unterstützung von CSU und UBV zählen kann, sieht Heißler ein Duell auf Augenhöhe.
Auch davon, dass die Grünen bundesweit einen Höhenflug haben, erhofft sich der Bürgermeisterkandidat einiges. Wenngleich er betont: „Parteipolitik auf kommunaler Ebene ist überhaupt nicht wichtig. Hier in Kaufering geht es darum, die bestmögliche Lösung für den Ort zu schaffen.“Seine eigene Partei nehme es ihm manchmal übel, dass er nicht immer ein „möglichst Grünes Programm durchziehe – Konsens ist wichtiger“. Solange es um Fakten gehe, sei er frei von Ideologie. „Mein Herz ist aber Grün.“Deshalb ist es für ihn manchmal umso schwerer mit dem Gewissen zu vereinbaren, wenn er beruflich bedingt in ein Flugzeug steigt – was bei ihm häufig vorkommt. „Das belastet einen, wenn man bei den Grünen ist. Jedes Mal beim Einsteigen in den Flieger denke ich mir: ’Muss das sein?’. Aber das persönliche Gespräch in der Geschäftswelt ist wichtig und darum ist es leider immer noch notwendig zu fliegen.“Heißler beruhigt sein Gewissen, indem er – so oft es geht – aufs Fahrrad steigt. Und die Laufschuhe hat er auf Reisen auch immer dabei.
Inhaltlich will er im Fall seiner Wahl dringende Themen wie die Schaffung von Wohnraum angehen. Im geplanten Neubaugebiet Lechfeldwiesen V – so Heißlers Plan – sollen rund 100 sozial geförderte Wohnungen entstehen. Für Häuser wünscht er sich eine maßvolle Nachverdichtung. „Wir brauchen da viel Fingerspitzengefühl und müssen wegkommen von 600, 800 Quadratmeterflächen. Familien sollen sich zusammentun, um auf kleineren Flächen lebenswerten Wohnraum zu schaffen. Das ist auch klimatechnisch interessant für PV-Anlagen. Die Gemeinde könnte Flächen für Erbbau vergeben.“
Auch die Verwaltung will der Grünen-Kandidat im Fall seiner Wahl neu aufstellen. Gesucht werden ein neuer Verwaltungschef und ein Werkleiter. Trotz hoher Verschuldung kommen auf die Kommune Sanierungen von öffentlichen Bauten wie Schulen und der Neubau des Feuerwehrhauses zu. „Das sind alles hohe Millionenbeträge. Die Finanzen in einen grünen Bereich bringen, wird schwierig. Wir haben bei diesen Projekten wenig Spielraum.“Gefordert seien langfristiges Denken und genaues Hinschauen bei Projekten. „In Kaufering wurde Vieles oft eine Nummer zu groß gemacht“, so Heißler. Im Marktgemeinderat will er vermittelnd als Bürgermeister auftreten. „Wir müssen eine Debattenkultur entwickeln, die auf Augenhöhe ist, und Vertrauen und Offenheit herstellen, sehr früh Dinge vorbesprechen und die Ausschussarbeit professioneller gestalten.“Bei all diesen Aufgaben ist auf jeden Fall Ausdauer gefragt.
Sein Herz schlägt Grün, der Kopf denkt an die Fakten