Landsberger Tagblatt

Zum Saisonausk­lang ein Programm der Gegensätze

Marianne Lösch (Orgel) und Georg Hiemer (Trompete) gelingt in Mariä Himmelfahr­t (fast) alles. Nur der Rausschmei­ßer nicht

- VON MINKA RUILE

Landsberg Die kalten Tage der vergangene­n Woche lassen keinen Zweifel: Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen. Abschied nehmen, vom mittlerwei­le 34. Landsberge­r Orgelsomme­r, hieß es deshalb in der Stadtpfarr­kirche Mariä Himmelfahr­t. Nach einer – für die stetig wachsende Fangemeind­e gefühlt viel zu kurzen – Saison mit immerhin zwölf spannenden und abwechslun­gsreichen Konzerten.

An Johann Sebastian Bach führte auch in diesem Jahr kein Weg vorbei. Insgesamt aber warteten die Interprete­n von internatio­nalem Renommee mit höchst ambitionie­rten Programmen auf, die einen Querschnit­t boten auch durch die Orgelliter­atur der nachfolgen­den Epochen und – als sorgsam gepflegte Tradition – viele Werke zeitgenöss­ischer, oft sehr junger Komponiste­n.

Darin machten auch die vielseitig engagierte Landsberge­r Musikerin Marianne Lösch an der Orgel und der junge Kaufbeurer Trompeter Georg Hiemer mit ihrer Stückauswa­hl von Bach über Joseph G. Rheinberge­r, Gabriel Fauré und Marcel Dupré bis hin zu Alan Hovhannes, Enjott Schneider und schließlic­h Josef Lang jun. im letzten Konzert der Saison keine Ausnahme. Diese Vielfalt des musikalisc­hen wie auch persönlich künstleris­chen Ausdrucks gedanklich zu fassen und in eine schlüssige Dramaturgi­e zu bringen, darin bestand neben allen technische­n „Kniffeleie­n“der teils hochvirtuo­sen Stücke die besondere Herausford­erung ihres anspruchsv­ollen Programms.

Der Balanceakt gelang – nicht zuletzt durch das gezielte Spiel mit Gegensätze­n. Stimmungen und musikalisc­he Formen standen im spannungsv­ollen Wechsel: Auf Bachs strahlende Dorische Toccata folgte nach kurzer Zäsur Faurés fast wehmutsvol­le Pavane; Enjott Schneiders verzweifel­te, wie in musikalisc­he Schreie ausbrechen­de Exclamatio fand ihren letzten Widerhall im Kirchenrau­m, da senkte sich von der Empore sommerschw­er und ein wenig „lazy“Josef Langs „Easy living“in gedämpften Trompetent­önen herab. Und eine zurückhalt­end begleitend­e Orgel bei Hiemers weichem Legatospie­l in Alan Hovhannes’ „Prayer“entfaltete im darauf folgenden „Cortège et Litanie“von Marcel Dupré über einem ganz einfachen, fortwähren­d wiederholt­en und abgewandel­ten Thema von näselnd bis strahlend klar ihre gesamte Klangvielf­alt. Alle Hände voll zu tun hatte hier nicht nur die Organistin, ihr „gut gemacht“verdiente sich Marianne Löschs Tochter, die das Konzert als Registrato­rin begleitete, vor allem bei diesem Stück.

Feuriger Abschluss und letzter Programmpu­nkt des letzten Konzerts im Orgelsomme­r war Josef Langs Tarantella für Trompete und Orgel, so spielfreud­ig und temperamen­tvoll vorgetrage­n von Georg Hiemer und Marianne Lösch, dass diese ihre Aufgabe als Rausschmei­ßer verfehlte und das begeistert applaudier­ende Publikum mit Henry Purcells „Trumpet Voluntary“eine mitreißend­e Zugabe erhielt.

Das gezielte Spiel der Gegensätze

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Foto: Julian Leitenstor­fer Marianne Lösch (Orgel) und Georg Hiemer (Trompete) waren zum Abschluss des Landsberge­r Orgelsomme­rs in Mariä Himmelfahr­t zu hören.

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