Denklingen feiert seine neue Dorfmitte
Das Rathaus im ehemaligen Gasthaus Hirsch wird eingeweiht
Mit dem neuen Rathaus soll in der Gemeinde Denklingen wieder ein Dorfmittelpunkt entstehen. „Alles wird anders“, freut sich Bürgermeister Andreas Braunegger, „so, wie es 2019 sein soll“. Nach dem Umbau des denkmalgeschützten, ehemaligen Gasthof Hirsch zum Rathaus soll auch der Umgriff als Dorfplatz neu gestaltet werden - mit einem Brunnen, der an die einstige Rosstränke an dieser Stelle erinnern wird. Auf diesen und das Kriegerdenkmal blickt der Bürgermeister von seinem künftigen Arbeitsplatz im ersten Stock. Wo vor einiger Zeit noch Hochzeit gefeiert (auch die des Rathauschefs) und getanzt wurde, sorgen Fenster nach Süden und Westen sowie Glaselemente in den Zwischenwänden für angenehmes Licht zu jeder Tageszeit. Wie in allen anderen Räumen wurden die Fenster nach den alten Vorbildern neu gebaut und mit innen liegenden Beschattungselementen versehen. 2014 kaufte die Gemeinde - noch unter dem damaligen Bürgermeister Michael Kießling - nach dem Bürgerentscheid gegen einen Rathausneubau das Wirtshaus im Zentrum, dessen Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert nachgewiesen sind. Im Mai 2017 begann der Umbau des Hauptgebäudes, das zugleich energetisch saniert wurde. Zudem wurde im Norden ein architektonisch abgesetzter Anbau errichtet, der Treppenhaus, Aufzug und Fluchttreppenhaus beherbergt.
Räumlich sei das alte Rathaus über Raiffeisenbank an seine Grenzen gestoßen, sagt Bürgermeister Andreas Braunegger. Fast jedes Büro sei doppelt belegt gewesen. Im neuen Rathaus mit den im Erdgeschoß restaurierten Zimmertüren in Taubenblau bekomme jeder Sachbearbeiter ein Einzelbüro, was aus Datenschutzgründen erforderlich sei. Darüber hinaus könnten nun auch bewegungseingeschränkte Menschen ohne vorherige Anmeldung oder organisatorische Verrenkungen ihre Angelegenheiten im Rathaus regeln. Besonders gut gefällt Braunegger das Trauungszimmer mit Eckbank, das gleich links vom Eingang liegt und bereits während der Bauphase genutzt wurde. „Bisher mussten wir jedes Mal den Sitzungssaal umräumen“, erinnert er sich. Direkt an die ehemalige Gaststube schließt sich die Wirtshausküche an, in der nun eine Küche mit Treffpunkt für die Rathausangestellten eingerichtet wurde. Viele Elemente konnten erhalten werden oder zitieren die alten Gegebenheiten wie neu eingesetzte Deckenbalken im unteren Flur, die den einstigen Treppenaufgang ins Obergeschoss markieren. Neue Nutzungen erinnern an die ursprünglichen Räume – etwa die heutige Gemeindekasse, in der schon 1902 Notartermine abgehalten wurden. „Wir sind wieder zurückgekehrt“, sagt Braunegger. Im Obergeschoß befindet sich das Juwel des Rathauses: der Bürgersaal, der nicht nur für Ratssitzungen, sondern auch für Veranstaltungen genutzt wird. Ein Raumwürfel am Eingang, der in die Mitte zwischen den seitlichen Wänden gesetzt wurde, beinhaltet Stuhllager, eine Küchenzeile und eine Garderobe. Zugleich gliedert er den großzügigen Saal optisch, der sich nach dem links- oder rechtsseitigen Umgehen des Würfels in seiner vollen Pracht präsentiert. Schon beim Eintreten schweift der Blick hinauf in den offenen Dachstuhl des über drei Stockwerke reichenden Raumes. Er beherbergte einst den Kornspeicher des reichsten Anwesens im Dorf. Moderne Technik und Schallschutz ermöglichen eine optimale Akustik, direkte und indirekte Beleuchtung schaffen ein angenehmes Ambiente.
Für ein angenehmes Raumklima zu allen Jahreszeiten sorgt eine Fußbodenheizung, die im Sommer mit kaltem Wasser gespeist wird. Im gesamten Gebäude sorgen hellgraue, strapazierfähige Böden für optische Weite. Schallschutzwände in einem hellen Ocker vervollständigen das Farbkonzept aus hellen Tönen und Naturmaterialien wie bei den überall freigelegten Deckenbalken. Ulrike Reschke