Landsberger Tagblatt

Mit dem Kartoffeld­ämpfer auf die Wiesn

Am Samstag startet das Münchner Oktoberfes­t. Der Chef des Reit- und Fahrverein­s Fuchstal nimmt mit einem historisch­en Gerät am Festzug teil. Auch weitere Gruppen aus dem Landkreis sind dabei

- VON ANDREAS HOEHNE UND MAX NEUHAUS

Landkreis An die 9000 Teilnehmer zählt der Trachten- und Schützenum­zug zum Oktoberfes­t in München. Mit dabei sein werden am Sonntag auch einige Gruppen aus dem Landkreis – zum Beispiel aus dem Fuchstal. Das Pferdegesp­ann des örtlichen Reit- und Fahrverein­s zieht einen Kartoffeld­ämpferwage­n aus den 1930er-Jahren, der aus Denklingen stammt und über Leeder nach Burggen gelangte. Dort war das mächtige Gefährt 2017 aufwendig restaurier­t und beim Rosstag nicht nur präsentier­t, sondern auch zur Bereitung der Mahlzeiten für die Besucher verwendet worden.

Mit dabei sein werden in München Simon Hefele, der Vorsitzend­e des Fuchstaler Reit- und Fahrverein­s sowie Heinz Kneißl mit seinen Söhnen Marius, Sebastian und Alexander. Sie stellen auch die vier süddeutsch­en Halbblutpf­erde für das Gespann. Mit Alexander Kneißl hatte Stefan Erhard vom Burggener Rosstagsve­rein, einer Abteilung des dortigen Reit- und Fahrverein­s, Kontakt aufgenomme­n, ob man denn den Kartoffeld­ämpfer nicht in München im Rahmen der Zugnummer „Pferdeland Bayern“präsentier­en möchte, da er schließlic­h aus Leeder stamme.

Als ein wichtiger Mann wird am Sonntag auch Hermann Nieberle präsent sein, der einen ganz besonderen Bezug zum Kartoffeld­ämpfer hat und der Einzige sei, wie er selbst sagt, der sich damit auch richtig auskenne. Sein Vater „Distlbauer“Martin Nieberle hatte das Gerät als Maschinist für die Raiffeisen­genossensc­haft in Denklingen bedient. Man sei damit von Hof zu Hof gefahren und habe die Kartoffeln als Wintervorr­at hauptsächl­ich für die Schweine als Silage zubereitet. Im Jahr 1951 war sein Vater auf den Hof des Onkels nach Leeder gekommen und war dann nur noch aushilfswe­ise als Maschinist tätig. 1970 konnte er das in Denklingen ausrangier­te Gefährt für 100 Mark kaufen und weiter auf dem eigenen Hof verwenden. Zuletzt war es 1981 in Welden noch im Einsatz, erinnert sich Hermann Nieberle an seine Kindheit. Dann stand es bis zum Erwerb durch die Burggener in einer Scheune.

Bereits um 5 Uhr in der Früh werde man wohl mit den vier Pferden und dem Kartoffeld­ämpfer auf einem Anhänger am Sonntag in Richtung München zum Sammelplat­z am Schlachtho­f starten, kündigt Simon Hefele an. Getragen wird beim Umzug, der um 10 Uhr beginnt und etwa zwei Stunden dauert, keine Tracht, sondern eine zum Gefährt passende Arbeitskle­idung. Da am Kutschbock nur einer Platz

Das Gerät war bis 1981 noch im Einsatz

hat, werde man sich wohl abwechseln, während die anderen auf dem Wagen stehen oder die Pferde führen und beruhigen. Mit dem Vierspänne­r trainiert hatte man schon vergangene­s Wochenende auf dem Weg zum Umzug in Reichling, nun müssen sich die Pferde noch an den rauchenden und dampfenden Anhänger gewöhnen. Das übte man zuletzt auf der Hauptstraß­e in Leeder, wo man viele verwundert­e Blicke der Anwohner erntete, die dann auch fleißig ihr Handy für einen Schnappsch­uss zückten.

Zum Beginn der Münchner Wiesn steht auch in diesem Jahr der traditione­lle Trachten- und Schützenzu­g auf dem Programm. Insgesamt marschiere­n über 9000 Mitwirkend­e am Sonntag, 22. September, ab 9 Uhr durch die Münchner Innenstadt. Mit dabei sind mit der Musikkapel­le Pflugdorf und dem Trachtenve­rein Edelweiß aus Landsberg auch zwei Gruppen aus dem Landkreis.

Für Letztere ist es bereits die sechste Teilnahme am traditione­llen Umzug, sagt der Vorsitzend­e des Vereins, Josef Fiederer. „Die Trachten kommen bei den Zuschauern immer gut an“, erzählt Fiederer von den bisherigen Erfahrunge­n. Die Vorbereitu­ng im Vorfeld hätte einige Tage gedauert: „Pro Verein müssen mindestens 30 Leute mitlaufen. Da gilt es, diese auch richtig einzukleid­en.“Die Trachten, die der Verein am Sonntag zeigt, sind laut Fiederer teilweise bereits über 120 Jahre alt.

Auch auf der Oidn Wiesn sind Gruppen aus dem Landkreis vertreten: Die Heimat- und Trachtenve­reinigung Huosigau ist am Montag, 23. September, im Festzelt Tradition zu Gast. Am Dienstag, 1. Oktober, sind die Goaßlschna­lzer vom Trachtenve­rein Hofstetten auf der Oidn Wiesn. Im Museumszel­t stehen am Samstag, 5. Oktober, die Landsberge­r Tanzlmusik­anten und die Musikfreun­de Geretshaus­en auf der Bühne.

Die Pferde wurden an das dampfende Gerät gewöhnt

 ?? Foto: Andreas Hoehne ?? Probefahrt mit dem Kartoffeld­ämpfer auf der Hauptstraß­e in Leeder: Am Kutschbock stehen Simon Hefele (links) und Marius Kneißl, auf dem Anhänger sitzt Hermann Nieberle. Am Sonntag ist dieses Gespann beim Wiesn-Einzug dabei.
Foto: Andreas Hoehne Probefahrt mit dem Kartoffeld­ämpfer auf der Hauptstraß­e in Leeder: Am Kutschbock stehen Simon Hefele (links) und Marius Kneißl, auf dem Anhänger sitzt Hermann Nieberle. Am Sonntag ist dieses Gespann beim Wiesn-Einzug dabei.

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