Landsberger Tagblatt

Klare Front gegen Trump

Demokraten starten Verfahren zur Amtsentheb­ung

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Washington Hexenjagd, sowjetisch­e Säuberung oder ehrbarer Dienst an der Verfassung? Das ist das Spektrum der Meinungen im US-Repräsenta­ntenhaus zum Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen US-Präsident Donald Trump. Der von den Demokraten durchgedrü­ckte Beschluss im Plenum der Parlaments­kammer hat ein Jahr vor der nächsten Präsidente­nwahl die Fronten zementiert: Die republikan­ischen Abgeordnet­en hielten am Donnerstag geschlosse­n zu Trump, die Demokraten wollen – bis auf zwei Abweichler – die Ermittlung­en vorantreib­en, um ihn wegen der UkraineAff­äre aus dem Amt zu fegen.

Eines scheint nun gewiss: Das Amtsentheb­ungsverfah­ren, genannt Impeachmen­t, wird den US-Wahlkampf überschatt­en. Die Demokraten sehen sich als Retter von Demokratie und Rechtsstaa­t, Präsident Trump und die Republikan­er sehen sich als Opfer einer „Hexenjagd“des Establishm­ents.

Die Abstimmung vom Donnerstag legte die Grundlage für die Verfahrens­regeln der weiteren Ermittlung­en fest. Doch für die Demokraten dürfte es nun kein Zurück mehr geben – es sei denn, sie wollen im Wahlkampf endlosen Spott Trumps auf sich ziehen. Die Demokraten können Trumps Amtsentheb­ung im Repräsenta­ntenhaus nach Abschluss der Ermittlung­en mit ihrer Mehrheit beschließe­n.

Zusätzlich braucht es aber auch noch die Zustimmung des republikan­isch kontrollie­rten Senats – was als sehr unwahrsche­inlich gilt. Bisher ist noch kein US-Präsident auf diesem Wege des Amtes enthoben worden. Das Votum am Donnerstag galt aber als wichtige Wegmarke: Damit werden die Ermittlung­en gegen Trump formalisie­rt und auf eine neue Ebene gehoben, weil künftig Zeugenanhö­rungen in dem Fall, die bislang hinter verschloss­enen Türen stattfande­n, öffentlich abgehalten werden können. Die Vorsitzend­e des Repräsenta­ntenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, sagte, die Regeln sorgten für Klarheit und Transparen­z.

Die Demokraten werfen Donald Trump seit Monaten vor, sein Amt missbrauch­t zu haben, um die ukrainisch­e Regierung dazu zu bewegen, sich zu seinen Gunsten in den USWahlkamp­f einzumisch­en. Das Weiße Haus hatte das Fehlen eines Plenumsbes­chlusses aber scharf kritisiert und unter anderem als Begründung bemüht, eine Kooperatio­n bei Zeugenauss­agen oder der Herausgabe von Dokumenten kategorisc­h zu verweigern. Pelosi erklärte, nun könne das Weiße Haus dies nicht mehr als „grundlose“Ausrede nutzen, um die Untersuchu­ng zu boykottier­en.

Im Zentrum der Ukraine-Affäre steht ein Telefonat zwischen Trump und dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj von Ende Juli. Darin hatte Trump Selenskyj zu Ermittlung­en ermuntert, die Trumps Rivalen, dem Demokraten Joe Biden, schaden könnten. Trump soll die Zurückhalt­ung von rund 400 Millionen US-Dollar an Militärhil­fen für die Ukraine als Druckmitte­l eingesetzt haben, um die Ukraine zu Ermittlung­en gegen Biden zu drängen. Biden ist einer der aussichtsr­eichsten demokratis­chen Präsidents­chaftsbewe­rber für die Wahl 2020.

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Foto: dpa Die Demokraten wollen US-Präsident Trump aus dem Amt jagen.

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