Bittere Erkenntnis
Rückblickend könnte man wohl sagen, dass für viele Deutsche das Spiel Japan gegen Kolumbien der Tiefpunkt der Fußball-WM 2018 war. Dabei sorgte nicht etwa der Sieg der Japaner für Empörung. Vielmehr verursachte das Geschehen abseits des Spielfelds mächtig Wirbel. Denn mit Claudia Neumann kommentierte eine Frau das Spiel im ZDF. Es dauerte nicht lange und in den sozialen Medien häuften sich Hasskommentare gegen die Reporterin. Grund der Kritik war aber nicht etwa, dass Neumann zwei Spieler verwechselt hatte. „Hier wird offensichtlich etwas Grundsätzliches berührt: Eine Frau kommentiert ein Spiel der Männer-WM“, brachte ZDFSportchef Thomas Fuhrmann die Sache auf den Punkt.
Fußball wird derart von Männern dominiert, dass Frauen es immer noch schwer haben. Auf und neben dem Feld. Da ist es kaum verwunderlich, dass das Interesse der Mädchen schwindet und immer mehr Mannschaften und Vereine vor dem Aus stehen. Dieser Entwicklung muss entgegengewirkt werden. Aus sportlicher Sicht, weil nur durch frühe Förderung auch die Qualität kontinuierlich steigen kann. Und aus gesellschaftlicher Sicht, weil es eine Selbstverständlichkeit sein muss, dass Frauen auf dem Rasen und in der Kommentatorenkabine akzeptiert werden. Bitter genug, dass viele Fußballfans im Jahr 2019 noch immer nicht so weit sind.