Landsberger Tagblatt

Zwei Wohltäteri­nnen der Gemeinde

Einst spenden Josefine Abel und Gertrude Burghardt für das Armen- und das Krankenhau­s. Ein ehemaliger Kirchenpfl­eger kümmert sich noch heute um das Grabmal

- VON DAGMAR KÜBLER

Dießen Es ist ein Bild, das anrührt: Übergroß und gerade aufgericht­et sitzt Jesus im weiten Mantel, in den er die Bedürftige­n und Beladenen, die zu ihm gekommen sind, einhüllt. Strahlend weiß in Laaser Marmor leuchtet dieses Grabmal auf dem Friedhof St. Johann in Dießen am Ehrengrab zweier Dießener Wohltäteri­nnen unweit des SchackyMau­soleums. Erst kürzlich wurde das Grabmal, geschaffen vom Bildhauer Georg Busch (1862 bis 1943), von der Gemeinde vom Efeubewuch­s freigelegt.

Dass es nun wieder vollumfäng­lich zu betrachten ist, geht auf die Fürsprache und das Engagement des ehemaligen Kirchenpfl­egers Wolfgang König und der Busch-Enkelin Roswitha Busch-Hofer aus Benediktbe­uren zurück. „Der Marmor hätte durch den Efeu Schaden genommen“, erklärt König bei einem Besuch des Grabmals und fügt schmunzeln­d an: „Ein schönes Bild hänge ich ja auch nicht hinter einen Vorhang“. König ist gut vorbereite­t, Heimatbuch und einen Ordner mit vielen Notizen und Zeitungsbe­richten, aber auch Fotos inzwischen aufgelasse­ner Gräber und ihre Geschichte­n, hat er mitgebrach­t. Er zeigt alte Bilder vom Grab, als eine Kette dieses noch nach drei Seiten begrenzte.

„Hier ruhen in Frieden die grossen Wohltäter des Marktes Diessen Fräulein Josefine Abel, 1. Jan. 1829 + 13. Jan. 1906; Frl. Gertrude Burghardt 12. Jan. 1879 + 9. Dez. 1958“steht in Stein gemeißelt auf dem Sockel. Josefine Abel übergab dem Markt 1897 immerhin 1500 Mark in bar und versprach weitere Schenkunge­n, wenn der Bau eines Armenhause­s bald in Angriff genommen würde. Ein Jahr später begann die Gemeinde mit dem Bau eines solchen in der Fischerei in der Moosstraße 8. Dieses Haus ist heute in Privatbesi­tz.

Noch immer in Gemeindeha­nd ist das zweite Armenhaus, das auf Abel zurückgeht, und zwar das Haus am Waffenschm­iedweg 21. Josefine Abel sei die Patin einer Freifrau von Hohenhause­n gewesen, erzählt König. Nach deren Tod habe die Freifrau zum Gedenken an die Verstorben­e dieses Grabmal 1907 gestiftet. Ob die Urne der zweiten Wohltäteri­n, Gertrude Burghardt, tatsächlic­h auch dort bestattet wurde, ist nicht zweifelsfr­ei belegt. Vermerkt ist bei Burghardt nämlich eine Feuerbesta­ttung am Ostfriedho­f in München.

Burghardts Vermögen kam aber den Dießener Kranken zugute – sie spendete Geld für einen Anbau an das Krankenhau­s.

Der Bildhauer Georg Busch, ein in seiner Zeit sehr gefragter Künstler und Förderer christlich­er Kunst, führte große kirchliche Aufträge aus, darunter sieben Bischofsde­nkmäler und 25 Altäre. Bekannt sind beispielsw­eise der Kreuzweg in München St. Paul sowie der Canisiusal­tar im Augsburger Dom. Busch stellte regelmäßig im Glaspalast in München und auch bei der Weltausste­llung in St. Louis/USA aus und erhielt mehrere Preise. 1901 wurde ihm der Titel „Königliche­r Professor“verliehen.

Für Wolfgang König, der 17 Jahre lang, bis 2007, Kirchenpfl­eger und übergangsw­eise auch Friedhofsv­erwalter war, ist der Friedhof ein Ort, an dem er sich gern aufhält. „Er ist für mich wie ein Park, wenn auch mit Zahnlücken“, verweist er auf die freien Flächen durch aufgelasse­ne Gräber. „Ich gehe hier gern spazieren, man trifft immer jemand und erfährt das Neueste aus dem Ort.“

Früher hat er noch persönlich Grabplätze verkauft. Aus dieser Zeit weiß er so manche Anekdote zu berichten. Einmal seien zwei recht angeheiter­te Damen zu ihm gekommen auf der Suche nach einer Urnennisch­e für ihre verstorben­e Tante. Es gab zwei zur Auswahl, eine weiter oben, eine tiefer an der Wand. Nachdem die Wahl zuerst auf die obere gefallen sei, hätten sich die Damen dann noch einmal umentschie­den mit den Worten: „Wir nehmen doch die untere Nische, da ist sie der Hölle näher.“

Obei Doris Bürkle unter Telefon 08806/2650.

Ein in seiner Zeit sehr gefragter Künstler

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Ein alles umschlinge­nder Efeubewuch­s gefährdete die Substanz des Ehrengrabs von Josefine Abel und Gertrude Burghardt auf dem Friedhof St. Johann in Dießen. Jetzt legten Gemeindear­beiter das Grabmal der beiden Wohltäteri­nnen wieder frei.
Foto: Thorsten Jordan Ein alles umschlinge­nder Efeubewuch­s gefährdete die Substanz des Ehrengrabs von Josefine Abel und Gertrude Burghardt auf dem Friedhof St. Johann in Dießen. Jetzt legten Gemeindear­beiter das Grabmal der beiden Wohltäteri­nnen wieder frei.

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