Eilige Fracht
Wie schnell kann ein Kombi sein? Der Porsche Panamera Sport Turismo kennt die Antwort
Einen Kombi von Porsche? Doch, gibt’s, obschon ein Wagen dieser prestigeträchtigen Marke natürlich nicht so heißen darf. Zuffenhausen nennt seine Familien-Prunkkutsche „Panamera Sport Turismo“. Dem flüchtigen Bewunderer dürfte es schwerfallen, den Kombi von der Limousine optisch zu unterscheiden. Das Heck des Sport Turismo läuft fast genauso flach aus; die Karosserie wirkt ebenso geduckt, gestreckt, nur dass die Heckklappe den adaptiv ausfahrenden Spoiler oben trägt und nicht unten.
Dem Panamera, der in der ersten Generation ja mit seinem indifferenten Hinterteil kämpfte, steht die Turismo-Rückansicht ausgezeichnet. Man versteht sie auch besser als die immer noch irgendwo zwischen Limousine und Coupé changierende Formensprache des Standard-Modells. Und sie bietet mehr Nutzwert. Die 20 Liter Kofferraumvolumen, die der Sport Turismo auf den „normalen“Panamera gutmacht, fallen rechnerisch kaum ins Gewicht. Praktisch schon, ist das Gepäckabteil doch deutlich besser zugänglich und gerade mit sperrigeren Gegenständen einfacher zu beladen.
520 Liter sind dennoch keine Offenbarung, jedenfalls im Vergleich mit der Kombi-Konkurrenz. Ein ebenfalls recht sportiv auftretender BMW 5er Touring etwa bietet 570 Liter, ist aber zehn Zentimeter kürzer. Der Bestseller unter den Lademeistern, der VW Passat, kommt gar auf 650 Liter und fällt mit seinen 4,77 Metern Länge gegen den Porsche Panamera (stolze 5,05 Meter!) geradezu kurz aus.
Zur Wahrheit gehört: Je eiliger die Fracht, desto entschiedener übernimmt der Porsche die Führung. Zuffenhausen gönnt seinem Flaggschiff – neben einigen ebenfalls spannenden Hybridversionen – motorseitig ein echtes Sahneschnittchen, nämlich einen kapitalen Achtzylinder mit vier Litern Hubraum und 550 PS. Dass dieses Aggregat dem Wagen zu einer atemberaubenden Performance verhilft, versteht sich von selbst. Nichts anderes erwartet man(n) von einem Porsche, erst recht von einem „Turbo“. Aber welche Gentleman-Qualitäten der
Motor offenbart – das dürfte selbst Mercedes-S-Klasse-Fans überwältigen. Der V8 läuft seidenweich, ohne den Hauch einer Vibration, dreht linear hoch wie ein Sauger und schiebt an wie ein Düsentriebwerk. Selbst mit offener Klappe klingt die Auspuffanlage niemals prollig, sondern verbreitet einen sonoren, bassigen Sound, der die Souveränität des Wagens perfekt orchestriert.
Über den erhabenen Luxus und den herrschaftlichen Komfort in einem Auto, das 160 000 Euro plus X kostet, erübrigt sich alles Philosophieren. Ebenso über den Benzinverbrauch. Wenigstens bietet Porsche den Panamera Turbo auch mit Elektro-Unterstützung an. Dann hat er 680 PS. Tobias Schaumann