Der Dorfladen ist auch ein Treffpunkt
Seit zweieinhalb Jahren können die Thaininger vor Ort einkaufen. Viele sind nicht nur Kunden, sondern auch Teilhaber des Ladens. Wie das Angebot angenommen wird
Für viele sind sie nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit im Ort, sondern auch ein Treffpunkt. Die Dorfläden. Auch im Landkreis Landsberg gibt es einige davon. In einer kleinen Serie wollen wir die Läden, ihre Kunden und die Mitarbeiter vorstellen. Heute den Dorfladen in Thaining.
Thaining Karin Stork belegt gerade eine vorbestellte Partybreze für zehn Personen mit Käse, Wurst, Salat und Tomaten. Eine weitere, etwa doppelt so große, wartet in der Kühlung darauf, abgeholt zu werden. Es läuft im Thaininger Dorfladen. Der Monatsumsatz steigt langsam, aber stetig. „Es geht aufwärts“, sagt die Mitarbeiterin.
Der Dorfladen ist ein Unternehmen des ganzen Dorfes. Die Dorfladen GmbH verzeichnet viele stille Gesellschafter, die mit ihren Anteilen den Start des Projekts im Sommer 2017 ermöglichten. Wie sieht es mit dem Angebot im Laden aus? „Bei Gemüse und Salat muss man ein bisschen flexibel sein“, sagt Lotte Bauer. Die Kundin aus Thaining kauft zwei bis drei Mal pro Woche im Dorfladen ein. Der Grünanteil auf dem Speisezettel ihrer Familie richte sich nach dem Angebot im
Laden. Obst und Gemüse werden dort ausschließlich offen verkauft. Die für den Heimtransport benötigten Netze bietet der Genossenschaftsladen ebenfalls an.
Ein solches nutzt auch Michael Müller für seine Einkäufe. Der ehemalige Polizeibeamte wohnt seit 1982 in Thaining. Wie Lotte Bauer hat auch er Anteile am Dorfladen gezeichnet. Müller kauft bevorzugt Lebensmittel, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen und anderenfalls weggeschmissen würden. Ausnahmen macht der Veganer keine: Dass nicht verkaufte Lebensmittel entsorgt werden müssen, kann er nicht ertragen.
Strikt oder gar militant verfolgen er und seine Frau ihre Ernährungsweise nicht, erzählt Müller beim Kaffee, der aus einer kleinen bayerischen Rösterei kommt. Die Bistroecke ist ein Treffpunkt für viele Thaininger, die bei einer Plauderei gern die selbst gebackenen Kuchen genießen. „Erst kürzlich habe ich mich wieder verratscht und war erst nach zwölf Uhr zuhause“, sagt Michael Müller und lacht.
Lotte Bauer kommt nicht nur jeden Montag für Kaffee und Kuchen mit ihrem Mann hierher, sie verabredet sich auch einmal pro Woche mit ihrer in Hofstetten lebenden
Tochter zum Einkaufen und Kaffeetrinken.
Als überschaubar, aber ausreichend bezeichnet Michael Müller das Bioangebot. Ihm selbst genüge es nicht, räumt er ein, aber er versuche, so viel wie möglich vor Ort zu kaufen. „Ich kann den Laden nicht so unterstützen, wie ich gern möchte“, bedauert er. Er ist sich im Klaren darüber, dass ein Biovollsortiment nicht genug Abnehmer finden würde. Als genial lobt er das Bioeis, das in der heimischen Tiefkühltruhe niemals ausgehen dürfe.
Wieder einen Laden im Dorf zu haben, sei ihm nach der Schließung des kleinen Edeka-Marktes ein Bedürfnis gewesen, sagt Müller. Auch wenn er zum damaligen Zeitpunkt – wie viele andere – einen Standort im Zentrum favorisiert habe, sei er inzwischen überzeugt von der Lage im Gewerbegebiet Heßlaberg. Auch Lotte Bauer ist begeistert von der Adresse. „Bei schönem Wetter fahre ich mit dem Fahrrad oder gehe manchmal sogar zu Fuß.“
Ein Teil der Kunden kommt aus dem benachbarten Obermühlhauörtlichen sen. „Dort gibt es gar nichts“, sagt Lotte Bauer. Vormittags holen sich viele Handwerker warmen Leberkäse oder belegte Semmeln zur Brotzeit. Vor allem an den Donnerstagen sei viel los, sagt Verkäuferin Petra Bauer. Montags steht der Pizzawagen vor der Tür, ein zusätzlicher Kundenmagnet. Lotte Bauer lobt die Wurst- und Fleischtheke mit Produkten einer Reischer Metzgerei. Fürs Wochenende decke sie sich immer ein. Auch die Brotzeit für die sieben Handwerker, die derzeit mit dem Umbau ihres Hauses beschäftigt sind, holt sie hier.
Lotte Bauer und Michael Müller nicht nur mit dem Angebot des Ladens zufrieden, sondern insgesamt mit der Infrastruktur im Dorf. Vom Handyempfang bis zum schnellen Internet habe man alles. Die Poststelle im Dorfladen sei zudem ein wichtiger Service. „Vielen Leuten fehlt aber eine Lotto-Annahmestelle“, sagt Lotte Bauer.
OWissenswertes Der Thaininger Dorfladen eröffnete im Juni 2017. Das Team besteht derzeit aus sechs Verkäuferinnen und einer Büroangestellten. Öffnungszeiten: von Montag bis Freitag ab 6.30 bis 13 Uhr, am Samstag bis 12 Uhr. Montags, donnerstags und freitags zusätzlich von 15 bis 18 Uhr.
Handwerker holen sich eine warme Leberkässemmel