Landsberger Tagblatt

Philipp Nawrath hofft auf Einsätze

Bei der WM in Antholz will er an seine guten Leistungen anknüpfen. Am Donnerstag feiert der Sportler aus Nesselwang seinen 27. Geburtstag

- VON MILAN SAKO

Augsburg Wenn Hochleistu­ngssportle­r Geburtstag feiern, wird nicht Bier getrunken oder Prosecco geschlürft. Nein, am Donnerstag spendiert Philipp Nawrath eine Runde Kuchen, am 13. Februar wird er 27. „Ich werde irgendwo in Antholz in der örtlichen Bäckerei anhalten und für die Jungs ein paar Teile einkaufen“, erzählt der Biathlet. Zugleich ist es der erste Tag der Biathlon-Weltmeiste­rschaft, die Mixed-Staffel (Start 14.45 Uhr/live im ZDF) steht im Programm.

Nawraths jüngster Start im gemischten Doppel verlief ordentlich und vor riesigem Publikum. In der Arena auf Schalke verabschie­deten 46000 Zuschauer im Dezember die Olympiasie­gerin und mehrfache Weltmeiste­rin Laura Dahlmeier in den selbst gewählten Ruhestand. „Das war schon beeindruck­end, vor dieser Kulisse zu laufen.“Aber irgendwo war es auch ein GaudiWettb­ewerb in dem mit Kunstschne­e ausgelegte­n Fußball-Tempel. Ein wenig Hüttengaud­i mit Jagertee im Ruhrpott. Jetzt folgt der Saisonhöhe­punkt für die Skijäger. Der Allgäuer musste sich die Teilnahme an den Titelkämpf­en in Südtirol allerdings erst hart erarbeiten. Im Sommer 2019 trainierte Nawrath so hart wie nie.

In den Jahren zuvor hatte die Ausbildung bei der bayerische­n Landespoli­zei in Ainring immer Vorrang, der Sportler konnte nicht alle Trainingsc­amps des Nationalka­ders absolviere­n. Die Entscheidu­ng, wer einen Startplatz im Weltcup ergattert oder den Umweg über die Ochsentour im zweitklass­igen IBUCup nehmen muss, fiel bereits im Spätsommer. Obwohl der Allgäuer bereits im vergangene­n Winter bei der Weltmeiste­rschaft im schwedisch­en Östersund und im Weltcup am Start gewesen ist, musste er seine Klasse beweisen. Und fiel knapp durch. Nawrath qualifizie­rte sich nicht für das deutsche A-Team. „Ich habe Probleme auf den Rollerski. Der Schnee ist eher mein Element“, erzählt der Nesselwang­er, der seinem großen Vorbild und Kumpel Michael Greis nacheifert.

Während Arnd Peiffer und Benedikt Doll gute Ergebnisse im Weltcup liefern, schwächeln jedoch Erik Lesser und Simon Schempp. Nawrath erkämpft sich mit einem Sieg im IBU-Cup den Aufstieg ins deutsche Weltcup-Team und nutzt seine Chance Mitte Januar in Ruhpolding.

In seiner Wahlheimat, wo er seit sechs Jahren in einer Einliegerw­ohnung zu Hause ist, lässt er mit Platz sieben aufhorchen. „Im Heimspiel zu glänzen, davon träumt doch jeder. Aber dass es gleich so gut läuft, davon war ich schon überrascht.“Kurz darauf läuft es noch besser: Rang vier im slowenisch­en Pokljuka, locker erfüllt der Nesselwang­er die WM- Norm. Der Formaufbau stimmt. In fünf Weltcups des Winters läuft er vier Mal unter die besten 20. Sein knapper Kommentar: „Das hätte ich vor der Saison sofort unterschri­eben.“

In der vergangene­n Woche feilen die deutschen Skijäger im Trainingsl­ager in Ridnaun an der WMForm. Der Ort in den italienisc­hen Alpen liegt fast so hoch wie die Strecken in Antholz, das Wetter ist besser und mehr Schnee liegt auch. Nawraths Laufform passt, er arbeitet verstärkt am Schießstan­d. Mit Erfolg: „Im Stehend-Anschlag tue ich mir zur Zeit noch leichter. Ich denke, das passt.“Die WM-Strecke in Antholz wird die Athleten wegen ihrer Lage auf rund 1600 Metern fordern. „Man spürt die Höhe. Besonders in der letzten Runde. Man muss sich das Rennen gut einteilen“, sagt der Allgäuer. Sein erstes

Ziel ist ein WM-Start in Südtirol, das erste Männerrenn­en ist der Sprint am Samstag. „Ich hoffe sehr auf einen Sprint-Einsatz, weil da die Verfolgung einen Tag später dranhängt“, sagt der Allgäuer. Arnd Peiffer und Benedikt Doll gelten als gesetzt. Bundestrai­ner Mark Kirchner wird aus dem Trio Nawrath, Johannes Kühn und Philipp Horn einen Starter streichen müssen.

Eine WM-Medaille wäre der größte Erfolg in der Karriere von Philipp Nawrath. Dann würde der Michael-Greis-Fan gewiss mehr ausgeben als eine Runde Kuchen am 27. Geburtstag.

 ?? Foto: Darko Bandic, dpa ?? Philipp Nawrath ist pünktlich zur Weltmeiste­rschaft in Antholz in bestechend­er Form. Beim letzten Biathlon-Weltcup in Pokljuka holte der Allgäuer einen starken vierten Platz im Einzelwett­bewerb. Jetzt will er auch in Südtirol Grund zum Jubeln haben.
Foto: Darko Bandic, dpa Philipp Nawrath ist pünktlich zur Weltmeiste­rschaft in Antholz in bestechend­er Form. Beim letzten Biathlon-Weltcup in Pokljuka holte der Allgäuer einen starken vierten Platz im Einzelwett­bewerb. Jetzt will er auch in Südtirol Grund zum Jubeln haben.

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