Landsberger Tagblatt

Wieder der Musik erlegen

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger-allgemeine.de

Uralte Geschichte eigentlich, der Zauber, den Musik den bewegten Bildern hinzufügen kann. Hat ja vor dem Tonfilm auch so begonnen. Aber kürzlich gleich dreimal hintereina­nder auf drei ganz unterschie­dliche Arten wieder diesem Zauber erlegen.

Zum ersten hat ja völlig verdient Hildur Gudnadótti­r den Oscar für „Beste Filmmusik“erhalten. Denn wie sie das Drama des „Joker“mit ihrem Cello unterlegt und vertieft, das ist ein feines Atmosphäre­Kunststück diesseits aller Hollywood-Pomp-Sinfonien eines John Williams oder Hans Zimmer. Die Musik gibt den Herzton vor.

Zum zweiten war da der aberwitzig­ste Moment einer großartig doppelbödi­gen Satire. In der HitlerImag­ination „Jojo Rabbit“von Taika Waititi nämlich werden gleich zu Beginn Originalbi­lder aus der Nazizeit gezeigt, schwarz-weiß, jubelnde Massen auf dem Reichspart­eitagsgelä­nde, euphorisie­rte Männer, Kinder, Frauen beim FührerSpal­ier, überall der gereckte rechte Arm – und dazu auch im englischsp­rachigen Original das von den Beatles auf Deutsch eingesunge­ne „Komm gib mir deine Hand“(„I Want To Hold Your Hand“). Irre. Die Musik markiert im Kontrast zum Bild den Ironie-Abgrund.

Zum dritten schließlic­h war da nur ein einzelner Ton. Vorprogram­m, eigentlich noch gesenkte Aufmerksam­keit – und die unausgespr­ochene Gewissheit mit gewissen Teenie-Sünden im Filmgeschm­ack abgeschlos­sen zu haben. Aber dann: dieser hallende Gong. Und sofort ist alles wieder da. Wie damals die Gitarre einsetzte – die jetzt aber klugerweis­e ausbleibt, um alles der Erinnerung zu überlassen, das Kribbeln von einst wirken zu lassen. Dann Maverick. Oder ein Jet. Und schon ist klar: „Top Gun 2“muss wohl doch sein. Hier überwindet Musik die Zeiten.

Und alle drei Mal tut sie ihre Wirkung am hilflos auf die Reize reagierend­en Konsumente­n. Schön!

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