Wieder der Musik erlegen
Uralte Geschichte eigentlich, der Zauber, den Musik den bewegten Bildern hinzufügen kann. Hat ja vor dem Tonfilm auch so begonnen. Aber kürzlich gleich dreimal hintereinander auf drei ganz unterschiedliche Arten wieder diesem Zauber erlegen.
Zum ersten hat ja völlig verdient Hildur Gudnadóttir den Oscar für „Beste Filmmusik“erhalten. Denn wie sie das Drama des „Joker“mit ihrem Cello unterlegt und vertieft, das ist ein feines AtmosphäreKunststück diesseits aller Hollywood-Pomp-Sinfonien eines John Williams oder Hans Zimmer. Die Musik gibt den Herzton vor.
Zum zweiten war da der aberwitzigste Moment einer großartig doppelbödigen Satire. In der HitlerImagination „Jojo Rabbit“von Taika Waititi nämlich werden gleich zu Beginn Originalbilder aus der Nazizeit gezeigt, schwarz-weiß, jubelnde Massen auf dem Reichsparteitagsgelände, euphorisierte Männer, Kinder, Frauen beim FührerSpalier, überall der gereckte rechte Arm – und dazu auch im englischsprachigen Original das von den Beatles auf Deutsch eingesungene „Komm gib mir deine Hand“(„I Want To Hold Your Hand“). Irre. Die Musik markiert im Kontrast zum Bild den Ironie-Abgrund.
Zum dritten schließlich war da nur ein einzelner Ton. Vorprogramm, eigentlich noch gesenkte Aufmerksamkeit – und die unausgesprochene Gewissheit mit gewissen Teenie-Sünden im Filmgeschmack abgeschlossen zu haben. Aber dann: dieser hallende Gong. Und sofort ist alles wieder da. Wie damals die Gitarre einsetzte – die jetzt aber klugerweise ausbleibt, um alles der Erinnerung zu überlassen, das Kribbeln von einst wirken zu lassen. Dann Maverick. Oder ein Jet. Und schon ist klar: „Top Gun 2“muss wohl doch sein. Hier überwindet Musik die Zeiten.
Und alle drei Mal tut sie ihre Wirkung am hilflos auf die Reize reagierenden Konsumenten. Schön!