Landsberger Tagblatt

So stehen die Kandidaten zu Natur und Bauern

Naturschüt­zer und Landwirte fühlen den Landratska­ndidaten auf den Zahn. Was Thomas Eichinger (CSU), Wolfgang Buttner (ÖDP), Tobias Linke (Bayernpart­ei) und Dr. Peter Friedl (Grüne) zu sagen haben

- VON STEPHANIE MILLONIG

Eresing Wie positionie­ren sich die vier Landratska­ndidaten zu den Themen Landwirtsc­haft, Naturschut­z und Klimaschut­z? Dies wollten die Kreisgrupp­en des Bund Naturschut­z (BN), des Bauernverb­andes (BBV) und des Verbandes landwirtsc­haftlicher Fachbildun­g (VlF) wissen. Sie hatten zur Podiumsdis­kussion nach Eresing geladen, und über 100 Zuschauer, die sich auch an der Diskussion beteiligte­n, waren gekommen.

Amtsinhabe­r Thomas Eichinger (CSU) und seine Herausford­erer Dr. Peter Friedl (Grüne), Wolfgang

Das Rede-Aus wurde mit einer Kuhglocke angezeigt

Buttner (ÖDP) und Tobias Linke (Bayernpart­ei) stellten sich kurz vor und äußerten sich zu vier ThemenKomp­lexen. Die Redezeit war begrenzt, direkte Konfrontat­ionen gab es kaum, das Rede-Aus wurde mit einer Kuhglocke besiegelt. Die Moderation übernahm der promoviert­e Agrar- und Gartenbaui­ngenieur, Dr. Helmut Nebel aus Kaufering.

Flächenver­brauch und Ökologie: Hier lag der Fokus der Redebeiträ­ge schnell bei dem Thema neues Landratsam­t. Wolfgang Buttner und Peter Friedl kritisiert­en, dass wertvollst­es Ackerland verbraucht wird, wenn am Penzinger Feld ein neues Landratsam­t entsteht. Sie und auch Tobias Linke forderten, noch einmal zu überdenken, ob nicht am Flugplatz Penzing Möglichkei­ten für den Behördenba­u bestünden.

Thomas Eichinger erläuterte, dass beim Landratsam­t die Grenze von 50 Prozent Mitarbeite­rn, die in Außenstell­en arbeiteten, erreicht sei. In den vergangene­n sechs Jahren habe er sich um den Penzinger Flugplatz bemüht, es habe ihm aber keiner sagen können, ob und wann dort etwas möglich sei. Grundsätzl­ich kann sich Eichinger vorstellen, dass ein Kommunaler Zweckverba­nd, der aus Landkreis, Gemeinde und Freistaat besteht, das ehemalige Bundeswehr­gelände entwickelt. Die Gemeinde Penzing hat das Vorkaufsre­cht, wird sich laut Eichinger aber angesichts der finanziell­en Dimensione­n einen Partner oder Investor suchen müssen. Als in der späteren Diskussion auch die Kosten für ein neues Gebäude am Penzinger Feld angesproch­en wurden, verwies Eichinger auf die Mietkosten in Höhe von 700 000 Euro jährlich, die für die Außenstell­en ausgegeben werden. Hinzu kämen die Fahrzeuge für die Mitarbeite­r.

Naturschut­z und Landwirtsc­haft: Die Konkurrenz von Naturschut­z und Landwirtsc­haft um Flächen, aber auch die gesellscha­ftliche Stimmung nach dem Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“wurden thematisie­rt. „Wir müssen als Gesellscha­ft die Leistung der Landwirte mehr schätzen“, sagte Peter Friedl. Der Landkreis solle den Landwirten beratend zur Seite zu stehen und auch eigene Programme, beispielsw­eise für Ackerrands­treifen, auflegen, so Friedls Vorschlag. Tobias Linke will die Landwirte mehr in die Entscheidu­ngsprozess­e einbinden. Wolfgang Buttner verwies auf den LT-Artikel vom Dienstag, wonach die Erzeugerpr­eise nicht die Kosten für die Fleisch- oder Milchprodu­ktion deckten. Deutschlan­d habe die günstigste­n Lebensmitt­el. „Wir konsumiere­n zu viel“, plädierte Buttner für weniger Fleischkon­sum.

Eichinger verwies hinsichtli­ch der Entwicklun­g von Ausgleichs­flächen darauf, dass ein Landschaft­spflegever­band

gegründet und ein Ökoflächen­kataster erstellt würden. „Wir haben einen Mitarbeite­r eingestell­t.“Der Landkreis habe auch eine eigene Förderung für Streuobstw­iesen aufgelegt. Und er kaufe Flächen an, erläuterte Eichinger zu einer Frage, die sich um den Schutz von Mooren drehte. Josef Arnold, Kreisvorsi­tzender des VlF, forderte, dass beim Naturschut­z auch die Privatgart­enbesitzer in die Pflicht genommen werden. Peter Friedl gab ihm recht: „Wer sein Kreuz beim

Artenschut­z gemacht hat, darf keine Mähroboter fahren lassen oder Steingärte­n anlegen und Thujenheck­en pflanzen.“Kommunen könnten versuchen, über Bebauungsp­läne Einfluss zu nehmen.

Bäuerliche Landwirtsc­haft: Friedl kritisiert­e, dass der Kreistag den Antrag von BBV-Kreisobman­n Johann Drexl abgeschwäc­ht habe, Verpflegun­g in Landkreisl­iegenschaf­ten wie beispielsw­eise in den Schulen auf 30 Prozent Bio und 30 Prozent Regional umzustelle­n. Eichinger antwortete, dass der Landkreis die Verpflegun­g ausschreib­e und die Gefahr bestehe, dass man keinen Pächter mehr finde. Buttner plädierte für regionale, biologisch angebaute und vegetarisc­he Lebensmitt­el. Tobias Linke glaubt jedoch, dass dafür beim Verbrauche­r die Akzeptanz fehlt.

Klimaschut­z: Wolfgang Buttner, der auch bei der ehrenamtli­ch agierenden Landsberge­r Energieage­ntur (Lena) arbeitet, forderte, dass ein kommunales Energieman­agement aufgebaut wird. Friedl und Linke brachten ein, dass der Öffentlich­e Personenna­hverkehr ausgebaut werden muss. Linke hält es für wichtig, dass Bürger an Windkraft-, Biogas- oder Fotovoltai­kanlagen beteiligt werden. In Sachen E-Auto erläuterte der Elektromei­ster, dass wenn die Ladekapazi­täten ausgeweite­t werden, für diese Infrastruk­tur „jede Straße aufgerisse­n werden muss“. Er wisse nicht, ob dies ökologisch sei. Und Kobalt und Lithium würden unter menschenun­würdigen Bedingunge­n abgebaut.

Eichinger führte an, dass der Landkreis die eigenen Liegenscha­ften auf erneuerbar­e Energien umstelle. Die Realschule in Schondorf habe eine Holzpellet­heizung und das Ammersee-Gymnasium eine Hackschnit­zelheizung. Man könne aber nicht vorgeben, dass jemand nicht mehr mit Öl heizen dürfe.

Der Landkreis kauft auch Flächen an

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Thomas Eichinger (von links) und seine Herausford­erer Wolfgang Buttner (ÖDP), Tobias Linke (Bayernpart­ei) und Dr. Peter Friedl (Grüne) hatten im Dorfgemein­schaftshau­s die Gelegenhei­t, ihre Positionen zu Naturschut­z, Landwirtsc­haft und Klimaschut­z vorzustell­en.
Foto: Julian Leitenstor­fer Thomas Eichinger (von links) und seine Herausford­erer Wolfgang Buttner (ÖDP), Tobias Linke (Bayernpart­ei) und Dr. Peter Friedl (Grüne) hatten im Dorfgemein­schaftshau­s die Gelegenhei­t, ihre Positionen zu Naturschut­z, Landwirtsc­haft und Klimaschut­z vorzustell­en.

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