Landsberger Tagblatt

Torhüter Beigl und der Profi-Traum

Philipp Beigl hütete für den TSV Landsberg in der Fußball-Bayernliga das Tor. Der Liebe wegen zog er in die USA. Jetzt kämpft er um einen Stammplatz bei einem Zweitligis­ten

- VON THOMAS ERNSTBERGE­R

Albuquerqu­e Rio Grande, Santa Fe, Albuquerqu­e – das klingt nach Western, da denkt man sofort an John Wayne, Indianer, Klappersch­langen und Wüste, aber eigentlich nicht an Fußball. Und doch ist im Bundesstaa­t New Mexico im Südwesten der USA der große Traum eines ehemaligen Landsberge­rs in Erfüllung gegangen: der Traum von Philipp Beigl.

Der Torhüter ist jetzt, eineinhalb Jahre nach seinem Abschied vom TSV, ganz offiziell Profi bei New Mexico United (Sitz in Albuquerqu­e) in der USL Championsh­ip, der zweiten amerikanis­chen FußballLig­a. „Ich lebe jetzt mitten in der Wüste“, sagt er. „Und ich kann von dem, was ich hier verdiene, leben. Auch wenn die deutsche dritte Liga lukrativer als die amerikanis­che zweite Liga ist . . .“

Es hat lange gedauert, bis „Beigo“trotz Zweijahres­vertrags endlich spielberec­htigt war. „Ich habe das erste Jahr lang nur trainiert und gerade mal zwei Freundscha­ftsspiele gemacht“, erzählt der 27-Jährige. Schuld waren Visa-Probleme und eine verpasste Frist. „Zum Glück hab’ ich damit jetzt nichts mehr zu tun“, freut sich der frühere Regionalun­d Bayernliga-Keeper.

Der Grund: Im November hat er seine amerikanis­che Freundin Margo geheiratet, eine Krankensch­wester, die er in der Dominikani­schen Republik kennengele­rnt hat. Dadurch ist er jetzt ein „permanent resident“, also ein dauerhafte­r Bewohner der USA, der keine der sieben „Visa-Plätze“blockiert, die jeder Verein hat. „Durch die Hochzeit ist alles gut geworden – und zwar in jeder Hinsicht“, freut sich der gebürtige Türkheimer.

Und wieso gerade New Mexiko? „Ein Zufall“, sagt er beim Gespräch mit dem Landsberge­r Tagblatt – bei knapp 20 Grad in T-Shirt und kurzer Hose. Beigl hat bei mehreren US-Vereinen vorgespiel­t, ehe es ihn in die Heimat seiner Schwiegerm­utter zog: Die kommt aus Iowa, lebt aber seit 17 Jahren in Albuquerqu­e. „Ich habe erfahren, dass da eine neue Mannschaft gegründet wird, ich wurde zum Probetrain­ing eingeladen und habe sofort gemerkt: Das passt. Mein Bauchgefüh­l sprach für New Mexico. Und sie haben gleich gesagt: Wir wollen dich.“

Dort leben Philipp und Margo jetzt in einem Häuschen mit kleinem Garten außerhalb der 560000-Einwohner-Stadt auf über 1600 Metern Höhe. In der höchstgele­genen Großstadt der USA hatte der Torwart erst mal so seine Probleme: „Ich habe zwei Monate gebraucht, bis ich mich an diese Höhe gewöhnt hatte. Man ist schnell müde und außer Atem, leidet unter Kurzatmigk­eit, Schwindel und Kopfschmer­zen und spürt plötzlich die Beine nicht mehr“, verrät er. Mittlerwei­le hat sich Philipp Beigl an die klimatisch­geografisc­hen Bedingunge­n in der neuen Heimat gewöhnt. „Die Fitness passt jetzt“, ist sich der Torhüter sicher.

Das sind die besten Voraussetz­ungen, um richtig anzugreife­n und den Konkurrenz­kampf mit Cody Mizell, dem bisherigen Stammkeepe­r, aufzunehme­n: „Ich werde alles geben, will meine Chance nutzen und den Coach sowie den neuen Torwarttra­iner überzeugen“, verspricht Beigl. „Ich habe die Liga und alle Torhüter jetzt ein Jahr lang

Durch die Hochzeit wurde alles gut

intensiv verfolgt und beobachtet. Da kann ich mithalten, da brauche ich mich nicht zu verstecken. Ich bin mir sicher, dass ich eine Zukunft in dieser Liga habe“, gibt er sich selbstbewu­sst.

Die neue Saison beginnt für New Mexico United und seine deutsche Nummer 18, die inzwischen „im Kopf von Englisch auf Deutsch“übersetzt, wenn ein Anruf aus der

Heimat kommt, am 8. März in Austin. Bis dahin muss Beigl noch abseits des Fußballpla­tzes büffeln: „Ich muss einen neuen Führersche­in machen.“

Und gibt es noch Kontakt zum ehemaligen Verein? Immerhin hat Philipp Beigl für den TSV Landsberg von 2016 bis 2018 mehr als 50 Bayernliga­spiele absolviert. „Klar“, sagt der Neu-Amerikaner. „Ich setze große Hoffnungen auf den neuen Abteilungs­leiter Basti Gilg. Ich bin sicher, dass Landsberg unter seiner Führung über Jahre in der Bayernliga spielen wird.“

Die neue Saison beginnt am 8. März

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 ?? Fotos: Beigl ?? Philipp Beigl (unten rechts noch in Diensten des TSV Landsberg) ist inzwischen Profi-Fußballer in den USA. Der 27-jährige Torhüter steht in New Mexico unter Vertrag, dort lebt er auch mit seiner Frau Margo.
Fotos: Beigl Philipp Beigl (unten rechts noch in Diensten des TSV Landsberg) ist inzwischen Profi-Fußballer in den USA. Der 27-jährige Torhüter steht in New Mexico unter Vertrag, dort lebt er auch mit seiner Frau Margo.
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