Landsberger Tagblatt

Das Allgäu als Schwerpunk­t der Neonazi-Szene

Seit vielen Jahren ist eine Skinhead-Gruppe aktiv. Auch ein rechtsextr­emes Musiklabel gibt es

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Kempten Das Allgäu ist ein Schwerpunk­t der Neonazi-Szene in der Region. Die größte und nach Mitglieder­zahlen seit vielen Jahren stabilste rechtsradi­kale Skinheadgr­uppierung in Bayern ist dort zu Hause. Sie nennt sich „Voice of Anger“(Stimme des Zorns), hat rund 60 Mitglieder und ist vor allem im Raum Memmingen und Kempten aktiv. Der Journalist Sebastian Lipp, der sich seit vielen Jahren mit der rechten Szene im Allgäu beschäftig­t und das Online-Portal „Allgäu Rechtsauße­n“betreibt, sagt, dass die Kameradsch­aft rechtsextr­eme Konzerte und „Heldengede­nken“organisier­t, auf denen darüber informiert werde, wie ein bewaffnete­r Kampf der Rechten begonnen werden könne. Die Mitglieder sollen häufig auch Kampfsport trainieren und im Allgäu Tattoound Piercingst­udios betreiben. In Bad Grönenbach (Unterallgä­u) hat ein rechtsextr­emes Musiklabel seinen Sitz, das von Benjamin Einsiedler betrieben wird. Er gilt als führender Aktivist von „Voice of Anger“. Die Wurzeln der Gruppierun­g reichen laut Lipp zurück bis zur wegen ihrer Ausrichtun­g am Nationalso­zialismus und massiver Gewalttäti­gkeiten verbotenen Gruppierun­g „Skinheads Allgäu 88“. Lipp sagt, von der rechten Szene gehe „auf jeden Fall“Gefahr aus: Skinheads hätten sich in militanten Strukturen organisier­t und seien mitunter gewaltbere­it. Zudem gilt die braune Szene mittlerwei­le als gut vernetzt, auch internatio­nal. Aus Sicht von Sebastian Lipp und seinen Mitstreite­rn werde der „rechte Untergrund“in der Region unterschät­zt.

Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West wurden 2018 insgesamt 182 rechtsextr­emistische Straftaten registrier­t. Knapp die Hälfte davon waren Propaganda­delikte, fast 30 Prozent Fälle von Volksverhe­tzung. In acht Fällen waren es Gewaltdeli­kte wie Körperverl­etzung, Raub oder Freiheitsb­eraubung. Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Augsburg wurden 2018 keine Gewaltdeli­kte durch Rechtsextr­emisten gezählt und weniger als die Hälfte Propaganda­delikte wie im Allgäu.

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