Beten im Livestream
Und einen Gottesdienst mit dem ernannten Bischof Meier
Augsburg Bertram Meier, der ernannte Bischof von Augsburg, blickt etwas unsicher in die Kamera bei dieser Generalprobe am Donnerstagabend. Draußen hört man Kirchenglocken läuten, ein unüberhörbares Zeichen der Unterstützung für alle vom Coronavirus Betroffenen. Drinnen, in der Kapelle des Bischofshauses, sagt Meier: „Corona hat uns fest im Griff.“Er betet den Rosenkranz. Es ist eine Premiere in einer so nie da gewesenen Krise – und Auftakt einer Reihe von Gottesdienstübertragungen im Netz.
Die Pandemie zwingt katholische wie evangelische Gemeinden dazu, Gottesdienste abzusagen. Zu groß ist das Risiko gerade für die besonders von dem Virus Gefährdeten, sich im Gotteshaus anzustecken. Vor allem ältere Menschen sollen laut Empfehlung aller Experten den direkten Kontakt mit anderen Menschen auf ein Minimum reduzieren. Seit Freitagmittag sind staatlich verhängte Ausgangsbeschränkungen in Bayern hinzugekommen. Gläubige wie Geistliche sind damit vor das Problem gestellt, wie sie ihren Glauben trotzdem ausleben beziehungsweise verkünden können.
Neben Verständnis für Gottesdienstabsagen gab es in den letzten Tagen vereinzelt Kritik: Ältere könnten nicht auf digitale Medien zugreifen. Oder: Die katholische Kirche schaffe sich ab, wenn sie auch noch die letzten verbliebenen
Kirchgänger von der Pflicht zum sonntäglichen Gottesdienstbesuch befreie. Nach wie vor sind Gotteshäuser im Bistum Augsburg und im evangelischen Kirchenkreis Augsburg und Schwaben allerdings offen.
Die Augsburger Allgemeine und a.tv wissen um die Bedeutung des gemeinsamen Betens, Singens und
Innehaltens. Aus diesem Grund übertragen wir an diesem Sonntag ab 10 Uhr einen katholischen Gottesdienst, eine Eucharistiefeier, live auf unserer Internetseite und auf a.tv. Bischof Bertram Meier wird ihn – wie am Donnerstag – allein in seiner Kapelle halten. Die vielen als veraltet geltende Kirche geht moderne, digitale Wege. „Für alle sind diese Tage und Wochen Neuland und wir versuchen, das Beste daraus zu machen“, sagt Bertram Meier.
Er wie zahlreiche andere Geistliche wollen in den kommenden Wochen mit den Gläubigen auch über das Internet in Kontakt bleiben und so ihren Beitrag zur psychischen Bewältigung der Coronakrise leisten. Sie wissen: Vielen Menschen hilft ihr Glaube in derartigen Zeiten. Ein Gottesdienst etwa spendet ihnen Kraft, Trost und Zuversicht.
Daher überträgt auch das Bistum Eichstätt Gottesdienste oder bietet auf seiner Internetseite „Vorlagen für Gottesdienste zu Hause“. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria
Hanke rät Gläubigen, die „Zeit der Einschränkungen“für das persönliche Gebet, für Gespräche in der Familie und als Zeit für die Kinder zu nutzen. Sie könnten dadurch eine lebendige „Hauskirche“sein.
Die Live-Übertragung der Eucharistiefeier am Sonntag ab 10 Uhr mit dem ernannten Augsburger Bischof Bertram Meier ist für unsere Mitarbeiter eine Herausforderung. Auch für uns gelten selbstverständlich die Regelungen bezüglich der Minimierung von sozialen Kontakten. Aus diesem Grund müssen wir uns leider auf den Gottesdienst der Konfession konzentrieren, der in unserer Region die meisten Menschen angehören. Das bedeutet nicht, dass uns eine Glaubensrichtung wichtiger wäre als eine andere.
Die Kirche geht moderne, digitale Wege