Speere werfen für die nationale Gesundheit
Wohl dem, der sich einem Epidemie verträglichen Sport widmet. Tischtennisbundestrainer Jörg Rosskopf etwa befürchtet zwar, dass die ersten Partien nach der Coronakrise von überschaubarer Qualität sein dürften, hob aber eben auch den Wert einer Platte im Keller hervor. Noch ist die Sinnhaftigkeit von Duellen mit der sechsjährigen Tochter als Vorbereitung auf Spiele gegen chinesische Könner nicht letztinstanzlich geklärt, als liebendes Elternteil ist die Niederlagen-Quote aber ähnlich hoch.
Schwerer als Tischtennisspieler haben es in vielen Ländern Läufer. In Frankreich beispielsweise gilt eine Ausgangssperre. Joggen ist nur noch zum Supermarkt möglich. Zu wenig für viele Ausdauersportler. Daher lief Elisha Nochomovitz immer und immer wieder seinen sieben mal sieben Meter großen Balkon ab. So lange, bis er die Marathonstrecke von 42,195 Kilometern hinter sich gebracht hatte. Annähernd sieben Stunden benötigte er dafür und berichtete anschließend von Übelkeit.
Andere Sportler aber haben überhaupt keine Möglichkeit, ihrer Passion zu Hause nachzugehen. Besonders betroffen sind die Schwimmer. Nur die wenigsten verfügen über eine Gegenstromanlage im Dachgeschoss, die Maße der meisten Badewannen dürften kaum für ein Training ausreichen.
Ähnlich ergeht es den Speerwerfern. Könner zirkeln das Gerät weit über die den Garten begrenzende Hecke hinaus. Hier kommt die Politik ins Spiel. Speerwerfer könnten als Hilfs-Sheriffs durch Pärke patrouillieren. Noch immer wahren mancherlei Uneinsichtige nicht die vorgeschlagene Distanz zueinander. Ein aus 90 Meter herbeigeschleuderter Speer könnte das schnell ändern. Zusammen mit Diskus- und Hammerwerfern ließe sich so viel Gutes tun. Für die Nahdistanz werden Kugelstoßer rekrutiert, deren Garten mittlerweile lediglich aus Kratern besteht.
Größere Ansteckungsgefahr aber herrscht noch im öffentlichen Personennahverkehr. Speerwerfer sind hier untauglich. Dafür könnten Ringer zum Einsatz kommen. Die haben ansonsten derzeit wenig zu tun. Schlechte Zeiten für Kontaktsportler. Nicht mal mehr vor der Disko lässt sich ersatzweise als Türsteher ein angetrunkener Pöbler niederstrecken. Aber in Bus und Bahn Ringer und Boxer positionieren – das sollte abschreckend wirken. Oberkörper frei, schwitzend und mit Rückenbeahaarung, traut sich keiner näher als zwei Meter ran. Als Training freilich ist das ungeeignet für die Athleten. Irgendwann musste es sich ja auch mal auszahlen, Tischtennisspieler zu sein.