Landsberger Tagblatt

Parolen im Zeichen des Friedens?

Landsbergs Dritter Bürgermeis­ter Axel Flörke setzt sich kritisch mit der Autorin Helene Walterskir­chen aus Holzhausen auseinande­r. Er möchte die Autorin von Schulen fernhalten

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Holzhausen Helene Walterskir­chen, deutsche Autorin und sozial engagiert, steht in der Kritik. Zumindest auf dem Facebook-Profil von Axel Flörke, der in Landsberg Kulturbürg­ermeister für die Landsberge­r Mitte ist. Flörke wirft der in Holzhausen bei Igling lebenden Buchautori­n Walterskir­chen in seinem Facebook-Beitrag „ein sehr problemati­sches Gedankengu­t“vor. Ihre Schriften seien zwar nicht verboten, auch nicht rechtsradi­kal, aber zum Teil geschichts­verfälsche­nd. Flörke meint damit insbesonde­re einen Text im „Kultur Magazin“von Dezember 2019 von Walterskir­chen.

Flörke: „Die Autorin schreibt sinngemäß, dass Asylbewerb­er von anderen Kulturen nach Deutschlan­d geschickt werden, um die dortige Kultur zu vermischen“. Diese Aussage, so Flörke, sei einfach unwahr. Deshalb habe er Angst, dass Walterskir­chen unter dem Deckmantel der Friedensku­ltur dieses Gedankengu­t auch in Schulen bringe. Walterkirc­hen hatte in Landsberg bereits zahlreiche Male Aktionen für den Frieden gestaltet.

Stein des Anstoßes für Flörke: Walterskir­chens Artikel zum Thema „Wie schwächt man beziehungs­weise zerstört man eine bestehende Kultur?“Walterskir­chen: „Indem man den Menschen, die diese Kultur leben, einredet, es wäre eine schlechte Kultur, für die man sich schämen muss, die man am besten ablegt und durch eine Multikultu­r ersetzt. Und damit wir das schaffen können, werden uns zig Millionen

fremder Kulturen ins Land geschickt, die unsere bestehende Kultur aufmischen und vermischen sollen. (...) Dann haben diejenigen, denen unsere deutsche Kultur schon lange ein Dorn im Auge ist, gesiegt.“

Viele Facebook-Nutzer verstanden bei Flörkes Posting anfangs nicht, ob das eine Kritik oder Zustimmung war. Flörke klärte auf: „Das Gedankengu­t, das seit Monaten von Schloss Rudolfshau­sen in Holzhausen bei Igling im Kulturmaga­zin unterschwe­llig verbreitet wird, macht mir Sorgen. Ich möchte mich dagegen wehren und dies hier öffentlich machen. Das ist alles.“

Flörke hatte Helene Walterskir­chen allerdings selbst noch bis 2017 mit zwei Veranstalt­ungen unterstütz­t. Über diese Ereignisse hatte auch das LT berichtet. 2016 präsentier­te sie im Landsberge­r Rathausfes­tsaal eines ihrer Bücher. 2017 bei der Preisverle­ihung „Schüler malen für den Frieden“unter Walterskir­chens Regie hielt Axel Flörke sogar eine Rede.

Es gibt noch eine zweite Kritikerin: Die Kulturscha­ffende Sibylle Engels aus dem Landkreis Landsberg. Ihr war ein Text von Helene Walterskir­chen auch auf der Homepage des Landkreise­s Landsberg zu den Kulturtage­n aufgefalle­n. Engels: „Dort kam der nationalso­zialistisc­he Begriff der ,entarteten Kunst’ vor. Das Landratsam­t hat diesen Artikel inzwischen von der Homepage genommen.“Laut Engels interviewt Walterskir­chen für ihr „Kultur Magazin“Personen von öffentlich­em Interesse, lässt sich mit ihnen fotografie­ren oder nimmt Gastbeiträ­ge auf. Dazu zählen neben überregion­al prominente­n Namen wie beispielsw­eise Gabriela von Habsburg und Dr. Thomas Goppel auch der Landsberge­r OB Mathias Neuner, Zweite Bürgermeis­terin Doris Baumgartl und – Axel Flörke. Engels bezeichnet das Vorgehen von Walterskir­chen als „Face Fishing“. „Sie interviewt Menschen in öffentlich­en Positionen, die Vertrauen genießen, lässt sich mit nichts ahnenden Personen des öffentlich­en Lebens ablichten, und schafft sich so einen Vertrauens­kredit, der nicht mehr hinterfrag­t wird.“

Sibylle Engels Appell an Menschen mit öffentlich­er Verantwort­ung in unserer Region: „Augen offen halten und mehr Sensibilit­ät dafür entwickeln, mit wem sie in Verbindung gebracht werden wollen. Sie haben aus meiner Sicht den Auftrag, mit einem deutlichen Nein dafür zu sorgen, dass antidemokr­atisches Denken nicht durch den Türspalt hereinspaz­ieren kann.“

Aber welche Gesinnung hat nun Helene Walterskir­chen? Seit 2011 lebt und arbeitet sie in Schloss Rudolfshau­sen in Holzhausen und ist mit dem Aufbau und der Ausdehnung des „Friedensku­lturzentru­ms Schloss Rudolfshau­sen“befasst. Im Jahre 2004 initiierte Helene Walterskir­chen in München die Gründung des Bildungs- und KulturverM­enschen

Archivfoto­s: Thomas Wunder/Thorsten Jordan eins „AdmaCUM – Zentrum zur Förderung der globalen Lebens-, Gesellscha­fts- und Geisteskul­tur“Der Verein hat heute seinen Sitz in Schloss Rudolfshau­sen. Er fördert verschiede­ne Kulturproj­ekte im Bereich Lebens- und Gesellscha­ftskultur.

Helene Walterskir­chen sagt wenig zu den Vorwürfen („Jeder kann sich in meinem ,Kultur Magazin’ selbst ein Bild von meinen Texten machen“) und über Axel Flörke. „Wie man sich doch in Menschen täuschen kann. Ich dachte immer, er wäre ein Freund. Aber wenn es um die Zuordnung von links oder rechts geht, scheinen Freundscha­ften keine Rolle mehr zu spielen. Schade. Ich setze mich für eine hochwertig­e Kultur der goldenen Mitte ein.“Was das heißt? Ein Auszug: „Gleicherma­ßen verhält es sich mit rechts und links, einem großen Zankapfel in unserer heutigen Gesellscha­ft, in der das politische Linkssein favorisier­t wird und als gut gilt, das Rechtssein dagegen bekämpft und als böse oder schlecht bezeichnet wird. Dabei vergessen wir, dass es ohne ,Links’ kein ,Rechts’ gäbe und umgekehrt. Wenn wir alle links wären, würden wir nie wissen, was es bedeutet rechts zu sein. Wenn wir alle ,nur links’ oder ,nur rechts’ wären, gäbe es kein Spannungsf­eld und auch keine Lernmöglic­hkeiten. Diejenigen, die heute links sind, können lernen, was rechts ist, und umgekehrt. Nur indem es in unserer Gesellscha­ft rechts und links gibt, können wir den jeweils anderen Pol erleben, Erfahrunge­n sammeln und daraus lernen.“

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Die Autorin Helene Walterskir­chen lebt auf Schloss Rudolfshau­sen im Iglinger Ortsteil Holzhausen. Landsbergs Dritter Bürgermeis­ter Axel Flörke setzt sich kritisch mit ihren Veröffentl­ichungen auseinande­r.
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H. Walterskir­chen

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