Funkmast am Fuße des Wurzbergs?
Ein Anbieter plant eine neue Sendeanlage in Reichling. Im Gemeinderat ist die Skepsis groß und es gibt viele unbeantwortete Fragen. Wie das Unternehmen reagiert
Reichling In Dießen hat sich vor wenigen Tagen eine Bürgerinitiative gegründet, die unter anderem 5G in der Region verhindern und die Strahlenbelastung durch Mobilfunk verringern möchte. Ein Handymast am Fuße des Wurzbergs in Reichling wäre den Initiatoren sicherlich ein Dorn im Auge. Und auch im Reichlinger Gemeinderat sorgte das Ansinnen des Mobilfunkanbieters Telefónica für große Skepsis.
Der Gemeinderat befasste sich in seiner jüngsten Sitzung mit den Plänen des Mobilfunkanbieters, an einem Stadel vor dem Aufgang zum Wurzberg eine GSM-Sendeanlage zu errichten. Damit zur gleichen Zeit mehrere Gespräche geführt werden können, wird in GSM-Netzen ein Frequenzkanal für die Übertragung mehrerer Gespräche genutzt. Mit der Sendeanlage am Wurzberg wolle der Anbieter das Netz verbessern. Ob es sich dabei um 5G handeln sollte, war in der Sitzung nicht klar: Dies gehe aus dem Schreiben nicht hervor, sagte Gemeinderat Hans-Jürgen Korn, der sich auf Bitten von Bürgermeisterin Margit Horner-Spindler mit dem schriftlichen Ansinnen befasst hatte. Ziel sei es, in Reichling das O2-Netz zu verstärken, da dieses sehr schlecht sei, sagte Korn. Zu bedenken sei aber natürlich, dass sich unterhalb des Wurzbergs der Kindergarten befinde, meinte er.
Gemeinderat Lars Scharding wehrte sich vehement gegen das Vorhaben: „Ich finde einen Mast im Ort nicht gut“, sagte er. Seiner Meinung nach solle die Strahlung „so weit weg wie möglich“erzeugt werden. Und 5G komme schon „überhaupt nicht in Frage“, meinte Scharding. Korn gab zu bedenken, dass die Sendeleistung wesentlich höher sein müsste, wenn der Mast weiter weg stünde.
„Man weiß überhaupt nicht, welche Sendeleistung die planen“, nannte Alfons Schelkle ein grundsätzliches Problem. Es kam auch die Frage auf, ob vielleicht Epfach und Ludenhausen mit abgedeckt werden sollen. Horner-Spindler schlug vor, erst einmal genauere Informationen
„Ich finde einen Mast im Ort nicht gut.“
über das Vorhaben einzuholen. Diesem Vorschlag stimmte schließlich auch der Gemeinderat zu.
Es gebe zwei Interessensgruppen in der Bevölkerung, gab die Bürgermeisterin zu bedenken: Die einen, die sich wegen der Strahlung Sorgen machten, und die anderen, die ein besseres Netz wollten. Die Gemeinde könne den Mobilfunkmast nicht einfach ablehnen, sagte Margit Horner-Spindler. Sie könne aber einen anderen Standort vorschlagen. Ein solcher wäre zum Beispiel außerhalb des Orts in Richtung Vilgertshofen, wie in der Gemeinderatssitzung angesprochen wurde.
So schnell wird es aber – so oder so – mit dem Mobilfunkmast in Reichling nichts werden: Denn der Mobilfunkanbieter gab auf Anfrage der Bürgermeisterin nach der Sitzung bekannt, dass das Vorhaben nun vorerst zurückgestellt worden sei. Ob es dann noch verwirklicht wird, sei offen. Falls ja, soll auf Wunsch der Gemeinde aber auch der Standort außerhalb des Orts Richtung Vilgerstshofen als Alternative geprüft werden.