Landsberger Tagblatt

Abholen, liefern und kontaktlos bezahlen

Wie die Landsberge­r Gaststätte­n während der Coronakris­e ihre Existenz sichern

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Landsberg Seit über einer Woche ist es nicht mehr möglich, ins Restaurant oder Café zu gehen. Was für die Kunden unangenehm ist, ist für die Gastronome­n existenzbe­drohend, führt aber auch zu ganz neuen Geschäftsw­egen.

„Uns hat die Not in den Lieferserv­ice gezogen“, erzählt Dominik Wagmann vom Landsberge­r Restaurant Hellmairs. Anstelle von Esstischen stehen nun in gebührende­m Abstand zueinander Schreibtis­che im Gastraum, über die Kundenbest­ellungen abgewickel­t werden. Diese werden später einzeln abgeholt oder von den Mitarbeite­rn des Restaurant­s bis zur Haustür der Kunden gebracht. Die Bezahlung erfolgt kontaktlos, beispielsw­eise über PayPal oder in verschloss­enen Umschlägen. Insgesamt ist es eine neue Erfahrung für das Team, die diesem aber auch – zumindest in Kurzarbeit – die Arbeitsplä­tze weitgehend erhält. Oberstes Ziel für die Gastronome­n: „Die Gehälter bezahlen, Mitarbeite­r und Betrieb halten.“Als einen Lichtblick empfindet Wagmann die Hilfsberei­tschaft der Menschen, die ihm nicht nur bei

Kunden, sondern auch bei Behörden und anderen Gewerbetre­ibenden auffällt. Er hofft, dass dieser Zusammenha­lt auch nach der Krise andauern wird.

Auch Dragan Kolenda, der im Opatija Grill lediglich den seit Jahrzehnte­n etablierte­n Abholservi­ce weiterführ­en kann, sagt: „Die Kunden sind sehr solidarisc­h.“Die erste Woche der Ausgangsbe­schränkung sei trotzdem psychisch schwierig für ihn gewesen. Er habe Kurzarbeit beantragt, sich über Staatshilf­en erkundigt und vorsichtsh­alber 2000 Alu-Einwegplat­ten für den Abholservi­ce bestellt. Inzwischen aber übt er sich in Gelassenhe­it, auch wenn er weniger Geschäft als sonst hat, denn: „Die Gesundheit ist wichtig, Arbeit kann man nachholen.“

Dass weniger Leute in Geschäften und Büros arbeiten und damit nicht nur Passanten fehlen, sondern auch weniger Brotzeiten verkauft werden, bekommt die Bäckerei Manhart besonders in der Innenstadt zu spüren, wie Seniorchef Michael Gerum berichtet. Ein Einschnitt ist auch die Schließung der Cafés, deshalb werden auch weniger Kuchen und Torten hergestell­t. Ansonsten aber versuche man, den gewohnten Service anzubieten – mit Abstandsre­gelungen und Schichtbet­rieb, um Ansteckung­sgefahren zu minimieren. Dass das möglich ist, dafür ist Gerum seinen Mitarbeite­rn sehr dankbar, denn diese stünden schließlic­h „an vorderster Front“.

Geschlosse­n sind momentan Kartoffelw­erk und Nudelwerk im Herzen von Landsberg, aber Betreiberi­n Blanka Salzinger ist dennoch gerade damit beschäftig­t, Bandnudeln mit Bärlauch herzustell­en, als wir sie telefonisc­h erreichen. Grund dafür: In Kürze will sie selbst gemachte Nudeln, Pestos und Saucen über eine Nudelwerk-Homepage, die ebenfalls gerade in Arbeit ist, vertreiben.

Neben der Lieferung in Landsberg ist auch eine Abholmögli­chkeit beziehungs­weise ein kleiner Verkauf – auch von Kartoffelc­hips und -brot – zweimal die Woche geplant.

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Foto: Thorsten Jordan Viele Restaurant­s wie das Hellmairs in Landsberg liefern in Zeiten von Corona Essen und Getränke nach Hause. Jessica Resl mit einer Lieferung.

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