Ostern in Zeiten der Pandemie
Kontaktbeschränkungen gelten in ganz Deutschland über die Feiertage. Wie die Kanzlerin in der Krise arbeitet
Berlin „Eine Pandemie kennt keine Feiertage“: Mit diesem Satz macht Angela Merkel den Deutschen klar, dass sie sich auf ein einsames Osterfest einstellen müssen. Auch während der Osterfeiertage sind alle Bürger gehalten, Kontakte zu Menschen, die nicht ihrem Haushalt angehören, weitgehend zu reduzieren, wie die Kanzlerin betonte. Die CDU-Politikerin befindet sich derzeit noch immer selbst in Quarantäne und leitete aus ihrer Berliner Wohnung heraus eine Telefonkonferenz mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer, auf der die Verlängerung der Kontakteinschränkungen beschlossen wurde. Auch Verwandtenbesuche oder private Reisen sollen demnach über das Osterfest ausbleiben.
Die Maßnahmen, die die Bundesregierung vor eineinhalb Wochen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen hatte, werden somit bundesweit bis mindestens 19. April gelten. In einigen Ländern, darunter Bayern, ist dies ohnehin bereits Beschlusslage. Laut Merkel ist es derzeit „bei weitem zu früh, darüber nachzudenken, die Maßnahmen zu lockern“.
Erst am 14. April, dem Dienstag nach Ostern, wollen Bund und Länder erneut über die Dauer der Maßnahmen beraten. So gilt weiterhin: Ansammlungen von mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit in ganz Deutschland sind verboten – ausgenommen sind lediglich Angehörige, die im eigenen Haushalt leben. Restaurants bleiben geschlossen, sie dürfen nur Speisen für zu Hause außer Haus verkaufen oder liefern. Ebenso bleiben Friseurläden dicht. Die Polizei verfolgt die Einhaltung der Maßnahmen, wer sich nicht dranhält, muss mit Strafen rechnen. „Bleiben Sie weiter stark und halten Sie die Regeln ein“, appellierte die Kanzlerin an die Deutschen.
„Die Dynamik der Verbreitung des Coronavirus“, so heißt es im Beschluss von Bund und Ländern, bleibe weiter „zu hoch“. Es gelte, alles dafür tun, „die Geschwindigkeit des Infektionsgeschehens zu vermindern und unser Gesundheitssystem leistungsfähig zu halten“. Entscheidend sei dabei weiterhin die Reduzierung von Kontakten.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte erneut vor „voreiligen Exit-Debatten“. Dies laufe der Strategie zuwider, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Es sei nicht zu erwarten, dass ab dem 20. April wieder alles so sei wie vor dem Ausbruch der Krise. Spürbar sei allenfalls ein „leicht positiver Trend“, für eine Entwarnung aber gebe es keinen Anlass.
Auch Merkel stellte die Bürger darauf ein, dass die Maßnahmen womöglich noch länger andauerten als jetzt beschlossen. Wie sich zeige, sei die notwendige Zeitspanne, in der Coronapatienten beatmet werden müssen, länger als erwartet. Sie betrage nicht zehn, sondern 14 Tage oder mehr. Dadurch verschiebe sich auch der Maßstab, an dem die Auswirkungen der Maßnahmen zur Verlangsamung der Pandemie beurteilt werden.
Es reiche nicht mehr aus, darauf zu warten, dass sich die Zahl der bundesweit Infizierten alle zehn Tage verdoppelt. Um zu vermeiden, dass die Kliniken durch die schiere Zahl der Corona-Patienten überlastet werden, müsse ein längerer Verdopplungszeitraum erreicht werden. Aktuell liegt der Wert aber erst bei fünf bis sechs Tagen.
Eine Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken in der Öffentlichkeit wird es in Deutschland zumindest vorerst nicht geben. Darüber war in den vergangenen Tagen heftig diskutiert worden. Österreich und die Stadt Jena in Thüringen hatten das Tragen von Gesichtsmasken etwa in Supermärkten und Bussen vorgeschrieben.
Doch in Kanzleramt und Ministerpräsidentenrunde wurde eine solche Zwangsmaßnahme nicht für notwendig erachtet. Darüber habe große Einigkeit bestanden. Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Stephan Weil sagte allerdings nach dem Gespräch, es sei ein „Zeichen der Achtsamkeit“, solche Masken anzulegen, die andere vor Ansteckung schützen könnten. Eine Pflicht allerdings sei neben den derzeitigen Regeln zum Abstandhalten nicht sinnvoll, sagte Weil.