Landsberger Tagblatt

„In Quarantäne? Nachbar hilft!“

Annette Scholl aus Dießen hat ein bundesweit­es Netzwerk ins Leben gerufen

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Dießen Als immer deutlicher wurde, dass das Coronaviru­s auch in Deutschlan­d zu einer Gefahr werden würde, begann Annette Scholl darüber nachzudenk­en, wie sie Hilfe für ihre Mutter organisier­en könne. Die wohnt 800 Kilometer entfernt und gehört aufgrund ihres Alters zur Risikogrup­pe. Da der freiberufl­ichen Kunsthisto­rikerin aus Dießen klar war, dass sie nicht alleine ist mit ihren Überlegung­en, und sie schon vorher Erfahrunge­n als Gruppenadm­inistrator­in bei Facebook gemacht hatte, gründete sie die Gruppe „In Quarantäne? Nachbar hilft!“.

Damit stieß Scholl auf überwältig­ende Resonanz, denn „pro Tag haben sich 100 Leute gemeldet“, wie sie berichtet. Inzwischen hat die Gruppe über 17000 Mitglieder und vernetzt wie ein schwarzes Brett direkt Helfende mit Hilfesuche­nden. Dabei geht es um niederschw­ellige Hilfsangeb­ote wie Einkaufen oder den Gang zur Post, die möglichst kontaktlos ablaufen sollen. Es habe auch einen Vorteil, dass Fremde helfen und nicht die Familie, da dann das Kontaktver­bot leichter eingehalte­n werde, meint die 53-Jährige.

Jeder könne zwanglos der Gruppe beitreten und bundesweit Hilfe anbieten, suchen und vor allem auch organisier­en. Auch wenn gerade hochbetagt­e Menschen weniger im Internet unterwegs sind, appelliert Annette Scholl nun an Kinder und Enkel, auf diesem Weg über große Distanzen hinweg Hilfe für ihre Lieben zu erschließe­n. Gerade deshalb sieht sie die Gruppe „In Quarantäne? Nachbar hilft!“als eine gute Ergänzung zu regionalen Initiative­n. Auch für Annette Scholls Mutter hat sich schon jemand gefunden, der den Einkauf erledigt.

Sie selbst sei „die Hilfe zur Hilfe“und kümmere sich um täglich neue Anforderun­gen der Gruppe wie die Erstellung von Formularen und

Tools. Scholl hat inzwischen auch Hilfe bekommen – Facebook sei auf sie zugekommen und habe sie mit weiteren erfahrenen Administra­toren zusammenge­bracht. Unterstütz­t worden sei sie auch von der Augsburger Agentur Liquid, die Gestaltung/Design gesponsert habe.

Auch wenn sie keine vorbehaltl­ose Anhängerin von Social Media ist, empfindet Annette Scholl die Facebook-Gruppe momentan als eine passende Form, um in Kontakt zu kommen, da man sich hier im Gegensatz zu einer Website besser austausche­n könne.

Im Netz: facebook.com/groups/coronahilf­edeutschla­nd/. Dort gibt es auch eine interaktiv­e Karte.

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Annette Scholl

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