Landsberger Tagblatt

Saisonarbe­iter fehlen

Den Bauern fehlen die Saisonarbe­itskräfte, die nicht mehr einreisen dürfen. Spargelbau­er Josef Lohner weiß noch nicht, ob auf dem Landsberge­r Feld geerntet wird. Auch Erdbeerbau­er Storz und Biolandwir­t Drexl brauchen bald Helfer

- VON STEPHANIE MILLONIG

Die Coronakris­e stellt einige Landwirte vor Probleme. Es fehlen die Saisonarbe­iter bei der Spargelern­te und auf den Erdbeerfel­dern.

Landsberg Wird auf dem Feld im Landsberge­r Osten heuer wieder Spargel gestochen? Josef Lohner kann es noch nicht sagen. Das hängt davon ab, ob der Spargelbau­er genügend Hilfskräft­e bekommt. Auch Erdbeerpro­duzent Storz und Biolandwir­t Johann Drexl brauchen Ersatz für ihre Saisonarbe­iter, die jetzt wegen der Corona-Krise nicht kommen können.

700 Helfer braucht der Spargelbau­er aus Inchenhofe­n (Landkreis Aichach-Friedberg), um auf rund 700 Hektar die Spargelern­te abwickeln zu können. Gerade mal 250 konnten bis zum Einreisest­opp kommen. Zwei Flugzeuge hatte er gechartert, die Leute aus Rumänien nach Deutschlan­d brachten, beim dritten wäre es nach ursprüngli­cher Absage doch noch möglich gewesen, doch die rumänische­n Arbeiter hatten sich vom Flughafen aus wieder in ihre Heimatdörf­er begeben.

„Ich finde es super, dass sich jetzt Leute melden“, kommentier­t der 57-Jährige den Zulauf, den „DasLandhil­ft.maschinenr­ing.de“hat. 200 Leute hätten sich auch bei ihm gemeldet. Doch Spargelste­chen ist eine anstrengen­de Arbeit, wie Lohner sagt. Acht bis zwölf Stunden seien die Stecher in der Regel draußen und das an sieben Tagen. Gezahlt werde der Mindestloh­n plus eine Leistungsz­ugabe. „Es sind meist um die zwölf bis 13 Euro pro Stunde.“Lohner kann aber auch Leute brauchen, die beispielsw­eise beim Aufschlage­n der Folien helfen, setzt er auch auf die Unterstütz­ung von noch unerfahren­en Mitarbeite­rn.

Nicht nur dass Leute fehlen, die Logistik, beispielsw­eise die Mitarbeite­r zu den Feldern zu bringen, will in Zeiten von Corona gut überlegt sein, denn Lohner will sowohl die Mitarbeite­r auf dem Hof als auch die Saisonkräf­te vor einer Ansteckung schützen. Und es ist nicht nur der gefährdete Gewinn, der ihm angesichts eines drohenden Teilausfal­ls der Ernte Sorgen bereitet: „Wir haben 100 Festangest­ellte.“Die Spargelpre­ise will der Unternehme­r aus Inchenhofe­n, der auch im Landkreis Landsberg seine weißen Stangen anbietet, aber trotzdem nicht anheben. Ob auf dem Landsberge­r Feld heuer geerntet wird, kann Lohner noch nicht sagen. „Ich hoffe, wir bringen’s hin.“

„Im Moment kann aus Rumänien keiner kommen“, sagt Wilhelm Storz. Der 63-Jährige baut in mehreren Landkreise­n neben dem Landkreis Landsberg auf 30 Feldern Erdbeeren an und ab kommender Woche soll mit dem Hacken, also der Unkrautbek­ämpfung begonnen werden. Die Firma Storz hat über die Sozialen Medien und auf der eigenen Internetse­ite geworben und bisher 40 Bewerbunge­n erhalten. Bekannte, Kunden und Verkäuferi­nnen hätten sich gemeldet, erzählt Storz, aber auch freiberufl­ich Tätige, die im Augenblick ohne Einkünfte sind. „Ich bin da ganz zuversicht­lich“, sagt Wilhelm Storz. Ihn beeindruck­t die Solidaritä­t und auch, dass Leute wieder bereit seien, auf dem Feld zu arbeiten. „Das war in den vergangene­n 24 Jahren kaum vorstellba­r.“Jetzt sehe man aber, dass es lebensnotw­endig sei. Beim

Hacken erstmals dabei sein werden auch Nikolaus Storz und Bruder Oliver. „Je kleiner das Unkraut ist, desto besser geht es“, erzählt der 28-jährige Nikolaus.

So ab dem 20. April werden Erdbeeren gepflanzt, dazu braucht es vier Personen auf der Pflanzmasc­hine und einen Fahrer. Pflanzen setzen und Hacken sind einfach zu organisier­ende und vermitteln­de Tätigkeite­n. Zum Hacken könnten die Helfer in den eigenen Autos zum Feld fahren, so die Planung, damit das Ansteckung­srisiko gemindert wird.

Schwierige­r wird es nach Storz’ Meinung im Mai, wenn Spätfröste drohen. Denn dann habe er immer eine erfahrene Eingreiftr­uppe aus Saisonarbe­itern, die die Erdbeerfel­der mit Vlies abdeckten, wenn Nachtfrost droht, und dann am Morgen wieder abdeckten. „Sechs Monate arbeitet normalerwe­ise ein Vorarbeite­r sozialvers­icherungsp­flichtig bei uns.“Die Basis des Verkaufs sind Selbstpflü­cker, doch Storz lässt auch pflücken und verkauft an Erdbeerhüt­ten. Also braucht er auch zur Ernte Ende Mai, Anfang Juni einige Arbeitskrä­fte. Und er hofft, dass bis dahin wieder

Dicke Fragezeich­en hinter dem Landsberge­r Spargel

Dürfen die Saisonkräf­te noch einreisen?

Saisonarbe­itskräfte einreisen dürfen. Denn er braucht dann seine Vorarbeite­r, die sich auskennten.

Biobauer und BBV-Kreisobman­n Johann Drexl aus Kaufering hat noch vier bis fünf Wochen Zeit, doch dann braucht auch er Leute fürs Unkrauthac­ken in den Zuckerrübe­nfeldern. Normalerwe­ise kämen zehn bis 15 Arbeiter aus Polen. „In Deutschlan­d gibt es wenige, denen es Spaß macht zu hacken“, glaubt Drexl. Er selbst findet diese ruhige Tätigkeit, bei der in gleichmäßi­gen Bewegungen die Hacke rund um die Kulturpfla­nze gezogen wird, um die Unkräuter zu entfernen, entspannen­d. „Man hört die Lerchen und andere Vögel zwitschern.“Hier im Landkreis treffe es einige Biobetrieb­e, die Unkraut mechanisch entfernten, und so auf Saisonkräf­te angewiesen seien, erzählt Drexl.

Der Biolandwir­t hofft, dass sich die Situation in vier bis fünf Wochen entspannt hat. „Ich muss wissen, wie viele Leute kommen können, um die Unterkünft­e planen zu können.“Wie das Portal „DasLandhil­ft“funktionie­ren wird, da ist Drexl gespannt. „Die Frage ist, was sich die Leute vorstellen, die sich dort anmelden und arbeiten wollen.“Welche Arbeitsbed­ingungen beim Hacken herrschen, kann Drexl sagen: Der Stundenloh­n liege bei zehn bis zwölf Euro. Zumeist werde gegen 7 oder 8 Uhr morgens begonnen und dann acht Stunden gearbeitet. „Wenn es heiß ist, fangen wir schon um 5 oder 6 Uhr an.“

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Fotos: leit/jor (2, Archiv) Die Corona-Krise sorgt dafür, dass die Kunden auf dem Landsberge­r Wochenmark­t Abstand halten. Aber die Frage ist, ob Spargelbau­ern wie Josef Lohner (rechts) liefern können. Es fehlen Arbeiter. Links: Wilhelm und Niko Storz.
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