Saisonarbeiter fehlen
Den Bauern fehlen die Saisonarbeitskräfte, die nicht mehr einreisen dürfen. Spargelbauer Josef Lohner weiß noch nicht, ob auf dem Landsberger Feld geerntet wird. Auch Erdbeerbauer Storz und Biolandwirt Drexl brauchen bald Helfer
Die Coronakrise stellt einige Landwirte vor Probleme. Es fehlen die Saisonarbeiter bei der Spargelernte und auf den Erdbeerfeldern.
Landsberg Wird auf dem Feld im Landsberger Osten heuer wieder Spargel gestochen? Josef Lohner kann es noch nicht sagen. Das hängt davon ab, ob der Spargelbauer genügend Hilfskräfte bekommt. Auch Erdbeerproduzent Storz und Biolandwirt Johann Drexl brauchen Ersatz für ihre Saisonarbeiter, die jetzt wegen der Corona-Krise nicht kommen können.
700 Helfer braucht der Spargelbauer aus Inchenhofen (Landkreis Aichach-Friedberg), um auf rund 700 Hektar die Spargelernte abwickeln zu können. Gerade mal 250 konnten bis zum Einreisestopp kommen. Zwei Flugzeuge hatte er gechartert, die Leute aus Rumänien nach Deutschland brachten, beim dritten wäre es nach ursprünglicher Absage doch noch möglich gewesen, doch die rumänischen Arbeiter hatten sich vom Flughafen aus wieder in ihre Heimatdörfer begeben.
„Ich finde es super, dass sich jetzt Leute melden“, kommentiert der 57-Jährige den Zulauf, den „DasLandhilft.maschinenring.de“hat. 200 Leute hätten sich auch bei ihm gemeldet. Doch Spargelstechen ist eine anstrengende Arbeit, wie Lohner sagt. Acht bis zwölf Stunden seien die Stecher in der Regel draußen und das an sieben Tagen. Gezahlt werde der Mindestlohn plus eine Leistungszugabe. „Es sind meist um die zwölf bis 13 Euro pro Stunde.“Lohner kann aber auch Leute brauchen, die beispielsweise beim Aufschlagen der Folien helfen, setzt er auch auf die Unterstützung von noch unerfahrenen Mitarbeitern.
Nicht nur dass Leute fehlen, die Logistik, beispielsweise die Mitarbeiter zu den Feldern zu bringen, will in Zeiten von Corona gut überlegt sein, denn Lohner will sowohl die Mitarbeiter auf dem Hof als auch die Saisonkräfte vor einer Ansteckung schützen. Und es ist nicht nur der gefährdete Gewinn, der ihm angesichts eines drohenden Teilausfalls der Ernte Sorgen bereitet: „Wir haben 100 Festangestellte.“Die Spargelpreise will der Unternehmer aus Inchenhofen, der auch im Landkreis Landsberg seine weißen Stangen anbietet, aber trotzdem nicht anheben. Ob auf dem Landsberger Feld heuer geerntet wird, kann Lohner noch nicht sagen. „Ich hoffe, wir bringen’s hin.“
„Im Moment kann aus Rumänien keiner kommen“, sagt Wilhelm Storz. Der 63-Jährige baut in mehreren Landkreisen neben dem Landkreis Landsberg auf 30 Feldern Erdbeeren an und ab kommender Woche soll mit dem Hacken, also der Unkrautbekämpfung begonnen werden. Die Firma Storz hat über die Sozialen Medien und auf der eigenen Internetseite geworben und bisher 40 Bewerbungen erhalten. Bekannte, Kunden und Verkäuferinnen hätten sich gemeldet, erzählt Storz, aber auch freiberuflich Tätige, die im Augenblick ohne Einkünfte sind. „Ich bin da ganz zuversichtlich“, sagt Wilhelm Storz. Ihn beeindruckt die Solidarität und auch, dass Leute wieder bereit seien, auf dem Feld zu arbeiten. „Das war in den vergangenen 24 Jahren kaum vorstellbar.“Jetzt sehe man aber, dass es lebensnotwendig sei. Beim
Hacken erstmals dabei sein werden auch Nikolaus Storz und Bruder Oliver. „Je kleiner das Unkraut ist, desto besser geht es“, erzählt der 28-jährige Nikolaus.
So ab dem 20. April werden Erdbeeren gepflanzt, dazu braucht es vier Personen auf der Pflanzmaschine und einen Fahrer. Pflanzen setzen und Hacken sind einfach zu organisierende und vermittelnde Tätigkeiten. Zum Hacken könnten die Helfer in den eigenen Autos zum Feld fahren, so die Planung, damit das Ansteckungsrisiko gemindert wird.
Schwieriger wird es nach Storz’ Meinung im Mai, wenn Spätfröste drohen. Denn dann habe er immer eine erfahrene Eingreiftruppe aus Saisonarbeitern, die die Erdbeerfelder mit Vlies abdeckten, wenn Nachtfrost droht, und dann am Morgen wieder abdeckten. „Sechs Monate arbeitet normalerweise ein Vorarbeiter sozialversicherungspflichtig bei uns.“Die Basis des Verkaufs sind Selbstpflücker, doch Storz lässt auch pflücken und verkauft an Erdbeerhütten. Also braucht er auch zur Ernte Ende Mai, Anfang Juni einige Arbeitskräfte. Und er hofft, dass bis dahin wieder
Dicke Fragezeichen hinter dem Landsberger Spargel
Dürfen die Saisonkräfte noch einreisen?
Saisonarbeitskräfte einreisen dürfen. Denn er braucht dann seine Vorarbeiter, die sich auskennten.
Biobauer und BBV-Kreisobmann Johann Drexl aus Kaufering hat noch vier bis fünf Wochen Zeit, doch dann braucht auch er Leute fürs Unkrauthacken in den Zuckerrübenfeldern. Normalerweise kämen zehn bis 15 Arbeiter aus Polen. „In Deutschland gibt es wenige, denen es Spaß macht zu hacken“, glaubt Drexl. Er selbst findet diese ruhige Tätigkeit, bei der in gleichmäßigen Bewegungen die Hacke rund um die Kulturpflanze gezogen wird, um die Unkräuter zu entfernen, entspannend. „Man hört die Lerchen und andere Vögel zwitschern.“Hier im Landkreis treffe es einige Biobetriebe, die Unkraut mechanisch entfernten, und so auf Saisonkräfte angewiesen seien, erzählt Drexl.
Der Biolandwirt hofft, dass sich die Situation in vier bis fünf Wochen entspannt hat. „Ich muss wissen, wie viele Leute kommen können, um die Unterkünfte planen zu können.“Wie das Portal „DasLandhilft“funktionieren wird, da ist Drexl gespannt. „Die Frage ist, was sich die Leute vorstellen, die sich dort anmelden und arbeiten wollen.“Welche Arbeitsbedingungen beim Hacken herrschen, kann Drexl sagen: Der Stundenlohn liege bei zehn bis zwölf Euro. Zumeist werde gegen 7 oder 8 Uhr morgens begonnen und dann acht Stunden gearbeitet. „Wenn es heiß ist, fangen wir schon um 5 oder 6 Uhr an.“