Landsberger Tagblatt

Acht Stunden Sport auf der Stelle

Triathlon Jan Frodeno will einen Ironman zu Hause absolviere­n

- VON ANDREAS KORNES

Jan Frodeno ist ein harter Hund, um es vorsichtig zu formuliere­n. Vielleicht sogar der härteste. Viele sagen der beste Triathlet aller Zeiten. Olympiasie­ger. Dreifacher HawaiiCham­pion. Großverdie­ner. Vor allem aber: ein Trainingsm­onster. Wenn normale Menschen morgens zur Zahnbürste greifen, ist er nach vier Kilometern im Pool schon porentief gechlort. Es folgen meist mehrstündi­ge Radtouren. Zum Abschluss ein Lauf in der Dämmerung. Und das war erst der Montag.

Dumm nur, dass Frodeno in Spanien lebt. Wegen des Klimas. Frodeno hasst das deutsche Schmuddelw­etter. Spanien allerdings nimmt es mit der Ausgangssp­erre wegen des Coronaviru­s besonders genau. Raus darf nur, wer einkaufen will. Um auf eine akzeptable Kilometerz­ahl zu kommen, müsste Frodeno jede spanische Klopapierr­olle einzeln kaufen und mit dem Rad nach Hause transporti­eren. Schwierig.

Also hat der 38-Jährige sein Rad auf eine Rolle montiert und radelt auf der Stelle. Läuft auf dem Laufband.

Schwimmt im Mini-Pool mit Gegenstrom­anlage. Allein natürlich. Social distance und so. Langweilig.

Frodeno aber wäre nicht Frodeno, würde er aus der Not nicht eine Tugend machen. Am Ostersamst­ag will er zu Hause einen Ironman absolviere­n. 3,8 Kilometer im MiniPool, 35 Züge ergeben 100 Meter. Dann ab auf die Rolle und 180 Kilometer auf der Stelle strampeln. Rüber aufs Laufband zum Marathon. Wer will, kann Frodeno online beobachten und auf der Rolle virtuell begleiten. Brillantes Marketing in Zeiten von Corona? Geht genau so. Fans und Sponsoren sind glücklich. Und Frodeno? Darf trainieren. Mindestens acht Stunden lang. Ein harter Hund. Und ziemlich clever.

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Foto: N. Howe, dpa Clever: Jan Frodeno.

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