Landsberger Tagblatt

Wann gilt man als geheilt?

Jeden Tag infizieren sich weitere Menschen mit dem Coronaviru­s, auch in Bayern steigen die Zahlen. Doch was ist eigentlich mit denen, die bereits krank waren?

- VON DANIEL DOLLINGER UND MARIA HEINRICH

Augsburg Derzeit sind mehr als 19000 Coronafäll­e bayernweit bekannt – und täglich werden es mehr. Doch ab wann gilt ein erkrankter Mensch eigentlich als genesen? Und wie lange ist man danach überhaupt noch ansteckend? Lesen Sie hier die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Wie viele Menschen in Bayern sind inzwischen genesen?

Nach Angaben des Bayerische­n Landesamte­s für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) gelten in Bayern aktuell 2910 Menschen nach ihrer Infektion mit dem Coronaviru­s als genesen. Diese Anzahl beruht laut LGL allerdings auf einer Schätzung, die sich an Kriterien des Robert Koch-Instituts (RKI) orientiert. Fälle werden demnach als genesen vermerkt, wenn das Meldedatum länger als zwei Wochen zurücklieg­t und wenn der Patient nicht im Krankenhau­s behandelt wurde, wenn keine Lungenentz­ündung oder Atemnot vorliegt und kein Todesfall gemeldet wurde.

Ab wann gilt ein Patient als gesund? Laut RKI muss ein Patient mindestens 48 Stunden ohne Symptome sein. Zudem werden beim Patienten zwei Rachenabst­riche im Abstand von 24 Stunden genommen. Wenn beide negativ sind, kann man davon ausgehen, dass er genesen ist. Das Universitä­tsklinikum Augsburg teilt außerdem mit, dass ein Patient, der symptomfre­i ist und dessen Stuhlprobe­n keine Spuren des Virus aufweisen, als gesund gilt.

Wie lange dauert die Krankheit? Das ist bislang schwer zu beantworte­n. Die Inkubation­szeit, also die Zeit, in der die Krankheit ausbrechen kann, kann bis zu 14 Tage dauern. Nach Angaben des LGL gehen Experten bisher davon aus, dass Corona-Patienten etwa 14 Tage nachdem sie erkrankt sind, wieder genesen sind.

Wie lange ist man ansteckend? Ansteckend ist ein Corona-Patient bereits während der Inkubation­szeit und auch noch später, wenn er erkrankt ist. Wenn das Immunsyste­m das Virus bekämpft hat und man sich wieder fit fühlt, könnte es allerdings passieren, dass der Infizierte den Erreger durch Kontakt mit anderen Menschen noch an diese weitergebe­n könnte. Experten halten dies aber bislang für relativ unwahrsche­inlich.

Wenn ich das Virus hatte, bin ich dann immun?

Ja, zumindest gegen diese eine Form des Virus. Das heißt aber nicht, dass man nicht noch einmal erkranken kann. Denn das Virus mutiert, für solche Mutationen ist das Immunsyste­m dann wieder anfällig. Das lässt sich mit der Influenza vergleiche­n. Das Grippeviru­s entwickelt sich auch ständig weiter, deshalb gibt es auch jedes Jahr einen neuen Grippe-Impfstoff.

Wie wird ein Patient behandelt? Eine spezifisch­e Therapie oder gar ein Impfstoff existiert derzeit noch nicht, so die Aussage des LGL. Zudem kommt es auf die Schwere der Erkrankung an. Bei besonders schweren Fällen müssen Patienten sogar auf der Intensivst­ation behandelt werden.

Welche Funktion haben Antikörper? Menschen bilden in ihrem Immunsyste­m Antikörper gegen verschiede­nste Krankheits­erreger – auch gegen das Coronaviru­s. Eine besondere Rolle spielen dabei neutralisi­erende Antikörper. „Diese patrouilli­eren praktisch vor der Zelle und fangen das Virus ab, sodass es nicht in die Zelle eintreten kann“, erklärt Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektions­forschung in Braunschwe­ig. Nachdem ein Patient genesen ist, bleiben die Antikörper noch für eine Weile im Blut.

Wie kann man diese Antikörper zur Behandlung nutzen?

Auf der Bildung solcher Antikörper beruht auch die Wirkung der meisten Impfungen. Eine etablierte Methode ist es, Antikörper von genesenen Menschen zu nehmen und Erkrankten zu geben. Bei diesen können die Antikörper dann den jeweiligen Erreger bekämpfen. Diese Methode soll nun auch am Universitä­tsklinikum Erlangen angewendet werden. Am Mittwoch startete es einen Aufruf an ehemalige CoronaPati­enten, mittlerwei­le haben sich über 200 Personen gemeldet, die an Covid-19 erkrankt waren. „Wir werden jetzt aus diesen Personen die passenden herausfind­en, um aus ihrem Blut Antikörper gegen das Coronaviru­s zu gewinnen“, sagte Professor Holger Hackstein, Leiter der Transfusio­nsmedizin.

Wie vielverspr­echend ist diese Methode?

An der Technische­n Universitä­t Braunschwe­ig können menschlich­e Antikörper mittlerwei­le sogar im Reagenzgla­s gewonnen werden. Diese Antikörper müssen allerdings noch auf ihre Wirksamkei­t getestet werden. Da Antikörper im Gegensatz zu herkömmlic­hen Medikament­en körpereige­ne Stoffe sind, sollten auch die Nebenwirku­ngen gering ausfallen.

 ?? Foto: Daniel Bockwoldt, dpa ?? Ein Patient, der an Corona erkrankt ist, gilt als genesen, wenn er symptomfre­i ist und kein Erreger mehr im Rachenabst­rich nachgewies­en werden kann. Trotzdem kann er weiter ansteckend für andere Menschen sein.
Foto: Daniel Bockwoldt, dpa Ein Patient, der an Corona erkrankt ist, gilt als genesen, wenn er symptomfre­i ist und kein Erreger mehr im Rachenabst­rich nachgewies­en werden kann. Trotzdem kann er weiter ansteckend für andere Menschen sein.

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