Landsberger Tagblatt

Tennis-Sommer ist abgesagt

Wimbledon und die großen deutschen Rasenturni­ere finden nicht statt. Frühestens Mitte Juli könnte der Spielbetri­eb wieder aufgenomme­n werden, doch wirtschaft­lich trifft es die Veranstalt­er hart

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Berlin Es hätte so schön werden können. Fast einen Monat lang TennisPart­y in Deutschlan­d, die Stars der Branche wie Roger Federer, Alexander Zverev, Angelique Kerber oder die aufstreben­den Amerikaner­innen Sofia Kenin und Coco Gauff hautnah erleben. Tennis aus Deutschlan­d drei Wochen in der Dauerschle­ife im TV – der Juni 2020 versprach etwas Außergewöh­nliches zu werden.

Doch nun fällt der „HighlightM­onat“, wie ihn Barbara Rittner, Chefin des deutschen Frauen-Tennis, bezeichnet­e, einfach aus. Wegen der Coronaviru­s-Pandemie pausiert die Tennis-Tour weltweit mindestens bis Mitte Juli. Am Mittwoch fiel selbst der Klassiker in Wimbledon der noch nie da gewesenen Situation zum Opfer – und mit ihm die vier Rasenturni­ere in Stuttgart und

Halle/Westfalen (beide Männer) sowie Berlin und Bad Homburg (beide Frauen). Tennis-Tristesse statt Filzball-Festspiele heißt es nun im Juni. „Das ist schon bitter und traurig“, sagte Rittner, auch Turnierdir­ektorin der neuen Rasen-Veranstalt­ung in Berlin. „Man hat es irgendwie kommen sehen. Aber als dann der Moment der Absage da war, tat das schon sehr weh.“Noch ziehen die Veranstalt­er in Erwägung, das Turnier zu einem späteren Zeitpunkt stattfinde­n zu lassen. „Die Verschiebu­ng auf einen späteren Termin im Jahr 2020 ist für uns eine Option – aber nur dann, wenn sich die Lage soweit entspannt, dass auf der WTA-Tour wieder ohne Bedenken gespielt werden kann“, sagte Rittner.

Und genau das ist die große Frage. Das Problem: Die Tennis-Tour ist in besonderem Maße auf weltweite Reisefreih­eit angewiesen. Und genau das ist in Zeiten von Corona gerade komplett ausgeschlo­ssen. Irgendwann nach Ostern soll eine

Entscheidu­ng fallen, ob es in diesem Jahr noch Tennis in Berlin gibt.

Ein kleines bisschen Resthoffnu­ng haben sie auch noch in Stuttgart, wo die deutschen Rasen-Festspiele am 8. Juni eigentlich hätten beginnen sollen. Auf 50:50 bezifferte Turnierver­anstalter Edwin Weindorfer

die Chancen, den Mercedes Cup noch zu einem späteren Zeitpunkt stattfinde­n zu lassen – eine recht optimistis­che Einschätzu­ng. Weindorfer verlor durch die Entscheidu­ng von ATP, WTA und ITF, die Tennis-Pause bis Mitte Juli zu verlängern, gleich drei Turniere auf einen Schlag. Außer Stuttgart auch noch Berlin und Mallorca. „Es wird wirtschaft­lich für uns ein sehr, sehr hartes Jahr“, sagte Weindorfer. Er und Rittner ist klar, dass nicht alle Veranstalt­er diese Krise überstehen werden. „Ich bin gespannt, wie der Kalender bis Ende des Jahres und im nächsten Jahr aussieht“, sagte Rittner, „wenn wir dieses Jahr noch spielen können“. Die vier deutschen Events soll es auf jeden Fall geben, weil überall auch die Macher von Wimbledon involviert sind. Für die wird sich der Verlust trotz der erstmalige­n Absage seit dem Zweiten Weltkrieg in Grenzen halten, weil der All England Lawn Tennis Club als einziger weltweit gegen eine Pandemie versichert ist.

Für die Sportler heißt es weiter warten. „Natürlich hatten wir uns alle riesig auf die Premiere der Bad Homburg Open gefreut“, sagte Turnierbot­schafterin Angelique Kerber. Dass nach Olympia auch Wimbledon abgesagt worden sei, sei schon „sehr enttäusche­nd“.

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Barbara Rittner

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