Lebensmittel
Zu Besuch auf den Märkten
Dießen Trotz Corona-Krise zeigt sich in der Dießener Markthalle am Bahnhof der Frühling von seiner schönsten Seite: An den Gemüseständen kann man Spargel, frische Radieschen, Portulak und vieles mehr aus regionalem Anbau erntefrisch erwerben. Auch während der Corona-Krise haben die Märkte in Dießen als Bestandteil der Grundversorgung weiterhin geöffnet.
Neben den frischen Waren aus der Region – auf dem Viktualienmarkt in der Von-Eichendorff-Straße sind es fünf und in der Markthalle 13 Anbieter – haben beide Märkte eine weitere Gemeinsamkeit: Man hat sich auf die Krise eingestellt, davon zeugen große Transparente mit Verhaltensregeln. Essen und Getränke dürfen nicht mehr vor Ort konsumiert werden, die Kunden werden aufgefordert, reichlich Abstand zu halten und nach dem Einkauf soll das Marktareal zügig verlassen werden.
„Das klappt erstaunlich gut“, freut sich Peter Kaun junior. „Man geht sehr achtsam miteinander um.“Außerdem sei ein Markt unter freiem Himmel, auf dem die Kunden die Waren nicht selbst anfassen, sondern vom Verkäufer gereicht bekommen, weniger anfällig für Viren. In den vergangenen Wochen konnten sich die Marktleute auf dem Viktualienmarkt sogar über ein
Umsatzplus freuen. Was fehle, sei aber der kommunikative, soziale Aspekt. Auf dem Viktualienmarkt – wie auch in der Dießener Markthalle am Bahnhof – wurden sämtliche Stehtische und Sitzmöglichkeiten abgebaut. Doch das, hofft Kaun, sei lediglich ein temporäres Problem.
So sieht es auch Ulla Wasner, Vorsitzende des Marktvereins Dießen. Sie ist verantwortlich für die Markthalle am Bahnhof. Von Kunden und Marktleuten werde nun noch mehr Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit gefordert, zum Lohn locke aber nach wie vor ein breites Angebot an Produkten. Zudem ist im Bereich vor der Markthalle auch Platz für Gaststände, erklärt Ulla Wasner.
Ein Angebot, das beispielsweise Stefan Albrecht aus Schongau und Monika Reitinger wahrgenommen haben. Die Orthopädieschuhmachermeisterin aus Dießen bot, gegen eine Spende für eine Geburtsstation in Westafrika, selbst genähte Mundtücher an. Bierbrauer Albrecht, der für den Sommer bereits Bier für die Gastronomie in seiner Kleinbrauerei vorgebraut hat, freute sich, dass er seinen Gerstensaft in Dießen auf dem Markt verkaufen konnte, denn derzeit sind auch alle Gaststätten geschlossen.
Ein hoffnungsvolles Resümee zieht auch Ulrike Albrecht vom Bioland-Gemüsestand: „Wir merken, dass unsere Kunden noch mehr auf gesunde Ernährung achten, und wir spüren ihre Wertschätzung.“Wer Lebensmittel vorbestellen möchte, findet die Kontaktdaten im Internet.
Wer aber in der Landwirtschaft Saisonkräfte braucht, den trifft die Corona-Krise hart (»Seite 23). Andererseits erfährt gerade in dieser Zeit der Abschottung die heimische Landwirtschaft eine Aufwertung, wie der Kreisobmann des Bauernverbands Johann Drexl bemerkt. „Das Verkaufsverhalten ändert sich, es wird mehr vor Ort gekauft. Die Kartoffeldirektvermarktung geht so gut wie nie“, sagt Drexl aus eigener Erfahrung. Er hat jedoch gehört, dass es beim Fleisch einen Einbruch gibt. Vermutlich liege es daran, dass Wirtshäuser und Restaurants geschlossen seien.
„Ich hab den ganzen Laden voll.“Manuela Dürr aus Schwifting hat nur kurz Zeit für ein Interview. Die Nachfrage sei sehr groß, erzählt die Biobäuerin, auf deren Hof es einen Laden und Legehennen gibt. „Wir bringen die Eier nicht her.“Und das, obwohl die Dürrs im vergangenen Jahr einen neuen großen Stall für 7800 Hennen gebaut haben. Der Milchviehbauer Stefan Wild, der auf seinem Biohof in Hurlach Milch auch zu Käse und Joghurt verarbeitet und neben Fleisch aus der eigenen Ochsenmast vermarktet, berichtet von einer starken Nachfrage. Auch bei der stählernen Kuh, an der der Kunde Milch abholen könne.
Ähnliche Erfahrungen machen auch die Magnus-Werkstätten Holzhausen mit ihrem Obst und Gemüse auf den Märkten, wie Margit Gottschalk, die für diesen Bereich zuständig ist, berichtet. „Wir haben viele Kunden auf den Wochenmärkten und auch der Biokisten-Service hat zugenommen.“Der Kreisgeschäftsführer des Bauernverbands, Thomas Kölbl, hofft, dass das Bewusstsein, dass heimische Nahrungsmittel wichtig seien, auch nach der Corona-Krise anhält.
Das Kommunikative und Soziale fällt weg