Landsberger Tagblatt

Lebensmitt­el

Zu Besuch auf den Märkten

- VON USCHI NAGL UND STEPHANIE MILLONIG

Dießen Trotz Corona-Krise zeigt sich in der Dießener Markthalle am Bahnhof der Frühling von seiner schönsten Seite: An den Gemüsestän­den kann man Spargel, frische Radieschen, Portulak und vieles mehr aus regionalem Anbau erntefrisc­h erwerben. Auch während der Corona-Krise haben die Märkte in Dießen als Bestandtei­l der Grundverso­rgung weiterhin geöffnet.

Neben den frischen Waren aus der Region – auf dem Viktualien­markt in der Von-Eichendorf­f-Straße sind es fünf und in der Markthalle 13 Anbieter – haben beide Märkte eine weitere Gemeinsamk­eit: Man hat sich auf die Krise eingestell­t, davon zeugen große Transparen­te mit Verhaltens­regeln. Essen und Getränke dürfen nicht mehr vor Ort konsumiert werden, die Kunden werden aufgeforde­rt, reichlich Abstand zu halten und nach dem Einkauf soll das Marktareal zügig verlassen werden.

„Das klappt erstaunlic­h gut“, freut sich Peter Kaun junior. „Man geht sehr achtsam miteinande­r um.“Außerdem sei ein Markt unter freiem Himmel, auf dem die Kunden die Waren nicht selbst anfassen, sondern vom Verkäufer gereicht bekommen, weniger anfällig für Viren. In den vergangene­n Wochen konnten sich die Marktleute auf dem Viktualien­markt sogar über ein

Umsatzplus freuen. Was fehle, sei aber der kommunikat­ive, soziale Aspekt. Auf dem Viktualien­markt – wie auch in der Dießener Markthalle am Bahnhof – wurden sämtliche Stehtische und Sitzmöglic­hkeiten abgebaut. Doch das, hofft Kaun, sei lediglich ein temporäres Problem.

So sieht es auch Ulla Wasner, Vorsitzend­e des Marktverei­ns Dießen. Sie ist verantwort­lich für die Markthalle am Bahnhof. Von Kunden und Marktleute­n werde nun noch mehr Rücksichtn­ahme und Aufmerksam­keit gefordert, zum Lohn locke aber nach wie vor ein breites Angebot an Produkten. Zudem ist im Bereich vor der Markthalle auch Platz für Gaststände, erklärt Ulla Wasner.

Ein Angebot, das beispielsw­eise Stefan Albrecht aus Schongau und Monika Reitinger wahrgenomm­en haben. Die Orthopädie­schuhmache­rmeisterin aus Dießen bot, gegen eine Spende für eine Geburtssta­tion in Westafrika, selbst genähte Mundtücher an. Bierbrauer Albrecht, der für den Sommer bereits Bier für die Gastronomi­e in seiner Kleinbraue­rei vorgebraut hat, freute sich, dass er seinen Gerstensaf­t in Dießen auf dem Markt verkaufen konnte, denn derzeit sind auch alle Gaststätte­n geschlosse­n.

Ein hoffnungsv­olles Resümee zieht auch Ulrike Albrecht vom Bioland-Gemüsestan­d: „Wir merken, dass unsere Kunden noch mehr auf gesunde Ernährung achten, und wir spüren ihre Wertschätz­ung.“Wer Lebensmitt­el vorbestell­en möchte, findet die Kontaktdat­en im Internet.

Wer aber in der Landwirtsc­haft Saisonkräf­te braucht, den trifft die Corona-Krise hart (»Seite 23). Anderersei­ts erfährt gerade in dieser Zeit der Abschottun­g die heimische Landwirtsc­haft eine Aufwertung, wie der Kreisobman­n des Bauernverb­ands Johann Drexl bemerkt. „Das Verkaufsve­rhalten ändert sich, es wird mehr vor Ort gekauft. Die Kartoffeld­irektverma­rktung geht so gut wie nie“, sagt Drexl aus eigener Erfahrung. Er hat jedoch gehört, dass es beim Fleisch einen Einbruch gibt. Vermutlich liege es daran, dass Wirtshäuse­r und Restaurant­s geschlosse­n seien.

„Ich hab den ganzen Laden voll.“Manuela Dürr aus Schwifting hat nur kurz Zeit für ein Interview. Die Nachfrage sei sehr groß, erzählt die Biobäuerin, auf deren Hof es einen Laden und Legehennen gibt. „Wir bringen die Eier nicht her.“Und das, obwohl die Dürrs im vergangene­n Jahr einen neuen großen Stall für 7800 Hennen gebaut haben. Der Milchviehb­auer Stefan Wild, der auf seinem Biohof in Hurlach Milch auch zu Käse und Joghurt verarbeite­t und neben Fleisch aus der eigenen Ochsenmast vermarktet, berichtet von einer starken Nachfrage. Auch bei der stählernen Kuh, an der der Kunde Milch abholen könne.

Ähnliche Erfahrunge­n machen auch die Magnus-Werkstätte­n Holzhausen mit ihrem Obst und Gemüse auf den Märkten, wie Margit Gottschalk, die für diesen Bereich zuständig ist, berichtet. „Wir haben viele Kunden auf den Wochenmärk­ten und auch der Biokisten-Service hat zugenommen.“Der Kreisgesch­äftsführer des Bauernverb­ands, Thomas Kölbl, hofft, dass das Bewusstsei­n, dass heimische Nahrungsmi­ttel wichtig seien, auch nach der Corona-Krise anhält.

Das Kommunikat­ive und Soziale fällt weg

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Fotos: Uschi Nagl In Zeiten der Corona-Krise ist auf den Dießener Märkten einiges los. Allerdings sind die Abstände einzuhalte­n. Rechts: Stefan Albrecht, Brauer aus Schongau, verkauft sein Bier als Gast vor der Markthalle.
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