Landsberger Tagblatt

Eine Stunde einkaufen nur für die Senioren?

In mehreren Ländern gibt es das Angebot. Was der Seniorenbe­irat Landsberg und die Händler davon halten

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Landkreis In Irland, Großbritan­nien, Norwegen und anderen Ländern öffnen Supermärkt­e wegen der Corona-Pandemie eine Stunde am Tag nur für Senioren. Auch in Deutschlan­d wird darüber diskutiert. Das LT hat sich bei Supermarkt­betreibern umgehört.

Ute Nowak, Sprecherin des Seniorenbe­irats Landsberg, geht seit der Corona-Krise seltener und mit Mundschutz und Handschuhe­n einkaufen, weil sie andere schützen will. Die Idee, Supermärkt­e eine Stunde am Tag nur für Senioren zu öffnen, hält sie trotzdem für falsch. „Auch wenn es wohl gut gemeint ist, lehnen es alle neun Mitglieder unseres Gremiums ab. Wir sehen darin eher eine Ausgrenzun­g. Es gibt gut funktionie­rende Angebote wie die Nachbarsch­aftshilfen oder Lieferserv­ices der Supermärkt­e, die in Anspruch genommen werden können, wenn sich ein älterer Mensch wegen Corona nicht mehr mit allen anderen gleichzeit­ig im Supermarkt aufhalten will.“

Bislang keine Anfragen von älteren Kunden in diese Richtung hatte Karl Heinz Welzmiller, der EdekaFilia­len in Rott, Issing und Hofstetten betreibt. „Wenn es wirklich eine Nachfrage gibt, wären wir schon bereit, ein solches Angebot einzuführe­n. Bislang spüren wir aber nur in Hofstetten ein sehr großes Interesse am Lieferserv­ice, den die Gemeinde eingericht­et hat. In Rott und Issing ist das nicht der Fall.“Es könne in Rott aber sein, dass die Nachbarsch­aftshilfe die Hilfe auf kurzem Wege abdecke und er deswegen keine erhöhte Nachfrage habe, schränkt Welzmiller ein.

Für schwierig hält er auch die Frage, welche Stunde am Tag hergenomme­n werden soll für die Senioren. Morgens und abends kämen die Berufstäti­gen und mittags würden auch viele Kunden ihre Pause zum Einkaufen nutzen. Dass weniger Senioren in seine Geschäfte kommen, kann der Inhaber auch nicht feststelle­n. Rückgang gebe es „höchstens auf minimalem Niveau“.

Eine Beobachtun­g, die auch Maximilian Wild vom Edeka in Kaufering gemacht hat. Festgestel­lt hat er aber, dass seine Kunden wegen der Corona-Pandemie rücksichts­voller miteinande­r umgehen. Auch er wäre grundsätzl­ich bereit, eine solche Stunde einzuricht­en, sollte der Wunsch danach bestehen. Was immer mehr genutzt werde, sei der angebotene Lieferserv­ice, berichtet Maximilian Wild.

Sehr viele Senioren unter seinen Kunden hat Christian Loh aus Dießen, dessen Geschäft sich in der Nähe des Seniorenst­ifts Augustinum befindet. Er stehe der Idee „positiv“gegenüber, weil die Jungen seiner Erfahrung nach „tendenziel­l zu wenig Rücksicht nehmen“. Beschwerde­n oder der Wunsch nach einer Einkaufsst­unde für Senioren seien aber bislang noch nicht an ihn herangetra­gen worden. Sein Geschäft sei ohnehin nur 250 Quadratmet­er groß und es würden sich selten mehr als fünf oder sechs Kunden gleichzeit­ig darin aufhalten. Deswegen sei ein solches Angebot wohl eher in den großen Märkten sinnvoll, fügt er noch an. »Seite 25

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Foto: Thorsten Jordan Eine Einkaufsst­unde extra für Senioren – die Meinungen darüber gehen im Landkreis Landsberg auseinande­r.

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