Wirbel um OB Neuner
Mathias Neuner (CSU) bleibt wegen Krankheit zu Hause. Seine Amtsnachfolgerin Doris Baumgartl (UBV) übernimmt als seine Stellvertreterin die Geschäfte. Warum einige denken, dass der OB nicht in Urlaub gehen darf
Wo steckt der Landsberger Oberbürgermeister Mathias Neuner? Es gibt Kritik daran, dass er angeblich im Urlaub ist. Wir haben mit ihm gesprochen.
Landsberg Ist Oberbürgermeister Mathias Neuner (CSU) derzeit im Urlaub? Diese Frage stellte der Kulturschaffende Wolfgang Hauck an die Pressestelle der Stadt und die Medienvertreter. Denn er geht davon aus, dass Landsberg in der CoronaKrise dringend die Hilfe und Erfahrung des erfahrenen, aber gerade mit großer Mehrheit abgewählten OB benötige.
Das LT fragte nach und bekam von Pressesprecher Andreas Létang folgende Antwort. „Er ist derzeit nicht im Büro und er hat zwei Stellvertreter, die ihn vertreten.“Hauck fand diese Antwort unbefriedigend. Und auch ein Landsberger Blogger griff das Thema auf und setzte zum Frontalangriff auf den abgewählten Oberbürgermeister an. Neuner erreichten wohl beide nicht persönlich.
Wolfgang Hauck: „In der aktuellen Krisenlage und der besonderen Situation gibt es, neben den existenziellen Sorgen und Nöten von uns allen, auch viel Besorgnis, wie es weitergeht. Auch gilt es viele Maßnahmen der Stadt zu koordinieren,
Mit Rat und Tat zur Seite stehen
neue Lösungen und Hilfen auf den Weg zu bringen, so Wolfgang Hauck. Deswegen wäre es durchaus wichtig zu wissen, ob in der Stadt die Erfahrung, Routine und Expertise von Oberbürgermeister Neuner aktuell präsent ist, was im Fall des Urlaubs nicht der Fall wäre. Soweit die Stellungnahme von Hauck.
Ein Landsberger Blogger rief ebenso beim Pressesprecher an und kritisierte daraufhin massiv, dass der OB die Stadt einen Monat früher als vor seinem Amtsende am 30. April mitten in der „größten Krise der Nachkriegsgeschichte im Stich lassen“würde. „Wie erklärt man das jetzt all denen, die trotz Corona ihre Pflicht erfüllen? Wie sagt man Ärzten, Sprechstundenhilfen und Krankenpflegern, Polizisten, Feuerwehrleuten und Rettungssanitätern, Mitarbeitern von Apotheken, Supermärkten und dem Handwerk, dass sie alle in diesen Tagen mehr arbeiten und sogar kranke, gesundheitlich gefährdete oder in Quarantäne befindliche Kollegen ersetzen müssen, der Oberbürgermeister ihrer Stadt aber mitten in der Krise die Segel streicht? Das kann man nicht erklären“, so der Blogger.
Und Mathias Neuner? Er sagt, er sei jederzeit für seine Nachfolgerin erreichbar. „Ich stehe Frau Baumgartl mit Rat und Tat zur Seite. Mein Büro habe ich bereits für sie geräumt.“Nur: Neuner ist gar nicht im Urlaub, wie er sagt. „Ích habe keinen Urlaubsantrag gestellt. Ich war krank und habe mich auf das Coronavirus testen lassen.“Gegenüber unserer Zeitung sagt er: „Der Journalist und Blogger hat mich noch nicht einmal befragt. Mein Testergebnis ist übrigens negativ.“
Neuner habe in einer Krisensitzung mit dem Stadtrat und auch mit der Verwaltung alles bereits vorab geregelt. Mit seiner Nachfolgerin Doris Baumgartl (UBV) habe er vereinbart, dass sie das laufende Geschäft übernehmen soll, da er dort nichts mehr entscheiden möchte und sie dieses ja bereits kenne. „Die paar privaten Kleinigkeiten, die ich im Büro hatte, hab’ ich mit nach Hause genommen, um ihr den Schreibtisch frei zu machen. Wir haben besprochen, dass ich jederzeit erreichbar bin und vorbeikomme, wenn es Wichtiges gibt oder Hintergrundwissen notwendig ist“, so Neuner in seiner Stellungnahme. werde es auch persönliche Termine und Absprachen geben. Zurzeit sei es sehr ruhig im Büro, da es keine Termine und Besprechungen gebe. Zur nächsten Stadtratssitzung werde er dabei sein. Das Organisatorische der Stadtverwaltung in der „Corona-Zeit“habe er in den vergangenen zwei Wochen (beim Stichwahlkampf) mit viel Aufwand gemacht. Die neue Bürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) sollte eigentlich erst am 1. Mai ihren Dienst aufnehmen. „Ich bin letzte Woche Dienstag von der Stadtjuristin Petra Mayr-Endhart informiert worden, dass ich Herrn Neuner vertreten muss, weil er im Urlaub ist.“Mit Mathias Neuner habe sie vor zwei Tagen telefoniert und er habe gesagt, dass er für alle Fragen zur Verfügung stehe und gerne auch vorbeikomme. Sie sei dankbar dafür, dass sie gerade in Sachen Corona-Krise auch auf seine Erfahrung zurückgreifen könne. Alles, was Corona in der Stadtverwaltung betreffe, sei bereits geregelt gewesen. Alles andere, wie Vergünstigungen für die Bürger, sei in einer außerordentlichen Stadtratssitzung auch bereits geklärt worden. „Klar gibt es immer Anfragen, aber das ist ja mein Job.“
Dritter Bürgermeister Axel Flörke (Landsberger Mitte) weiß nicht, woher der Blogger die Info habe, dass die Stadträte über Neuners Urlaub verärgert seien. „Ich habe außer mit Doris Baumgartl mit niemandem darüber geredet und gebe dazu auch keine Stellungnahme ab.“Die vom LT befragten Stadträte hatten allesamt vom Urlaub Neuners gar nichts mitbekommen. Auch Dieter Völkel (SPD) nicht. „Wenn Neuner krank war und immer für Baumgartl erreichbar ist, kann man ihm wohl keinen Vorwurf machen. Aber ich weiß dazu zu wenig“, sagt er. Auch Hans-Jürgen Schulmeister (Landsberger Mitte), Jost Handtrack (Grüne) und Christian Hettmer (CSU) hatten nichts mitbekommen. Hettmer: „Ich weiß nur, dass Mathias Neuner alle Dinge in Sachen Corona schon vor zwei Wochen geregelt hat. Im Moment ist nicht viel los und wenn man vom Wähler so eine Ohrfeige bekommen hat? ZwiZudem schen Neuner und Baumgartl gibt es keine Diskrepanzen im Moment. Ich verstehe nicht, was geschrieben wurde.“
Felix Bredschneijder (SPD): „Ich habe keine eigenen Erkenntnisse in dieser Sache. Im Sinne der Stadt wäre es höchst wünschenswert, wenn eine ordnungsgemäße Übergabe stattfinden würde. Soweit ich mitbekommen habe, hat der OB Kontakt mit Doris Baumgartl aufgenommen und mitgeteilt, für Fragen zur Verfügung zu stehen. Schaden für die Stadt befürchte ich persönlich nicht, die Verwaltung ist gut aufgestellt, auch in der momentanen Situation.“
Bredschneijder weiter: „Es wäre mir ein persönliches Anliegen gewesen, OB Neuner einen würdigen Abschied in der letzten Sitzung zu bereiten mit dem Dank, den er für acht Jahre verdient hat. Ich hoffe, dass sich da noch eine andere Möglichkeit finden wird.“
Moritz Hartmann von den Grünen: „Ich denke, das ist eine zweischneidige Sache. Persönlich kann ich Herrn Neuner verstehen, aber in einer Krise wird halt erwartet, dass man da ist.“
Dem OB einen würdigen Abschied bereiten