Mehrarbeit für die Paketboten
Immer mehr Kunden bestellen: Sendungsmenge auf „Vorweihnachtsniveau“
Augsburg Ihr Job ist in Corona-Zeiten wichtig: der von Post- und Paketboten. Sie stellen einen Großteil der Versorgung sicher – auch mit täglich benötigten Waren, die sich Menschen nach Hause liefern lassen, weil sie lieber nicht nach draußen gehen wollen. Zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen war bei der Deutschen Post und DHL kaum ein Anstieg des Sendungsaufkommens spürbar. Doch das hat sich inzwischen geändert, die Sendungsmenge liege spürbar über der vom Vorjahr und werde weiter wachsen. Man sei derzeit auf „Vorweihnachtsniveau“. Das Unternehmen GLS teilt mit, dass es einen Rückgang der Sendungen zwischen Unternehmen, aber einen Anstieg der Pakete von Firmen zu den Kunden gebe.
Um Kundenkontakte zu den Mitarbeitern zu verringern, haben die meisten Dienste Schutzmaßnahmen ergriffen. Die meisten Pakete werden ohne direkten Kontakt überbracht. Die Empfänger teilen beispielsweise online einen Ort mit, an dem das Paket abgelegt werden kann, oder die Zusteller unterschreiben selbst anstelle des Adressaten. Bei Hermes können Empfänger auf dem Paket mit einem eigenen Stift unterschreiben und der Zusteller macht davon ein Foto.
Eine Postmitarbeiterin sagte, dass viele Leute „sehr nett reagieren“und Verständnis für die Maßnahmen hätten. Sie habe von ihrem Arbeitgeber eine kleine Menge Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt bekommen, andere Dinge bisher nicht. Die Frau trägt schon etwas dreckige Handschuhe – die habe sie sich selbst besorgen müssen.
Die Fachgewerkschaft DPVKOM, die unter anderem Beschäftigte der Post vertritt, hatte am 24. März gefordert, dass die Beschäftigten ausreichend mit Desinfektionsmittel, Masken und Einweghandschuhen ausgestattet werden müssten. Das habe sich nach Angaben der Gewerkschaft mittlerweile gebessert, auch wenn es noch keine flächendeckende Verteilung von Desinfektionsmitteln und Schutzmasken gegeben habe.
Uwe Köpke, Gewerkschaftssekretär bei Verdi für Postdienste, Spedition und Logistik, räumt ein, dass es für Arbeitgeber derzeit nicht so leicht sei, an diese sehr gefragten Waren heranzukommen. So werde versucht, soweit verfügbar, Desinfektionsmittel zu besorgen. Eine andere Maßnahme sei es, den Paketzustellern Wasserkanister mit Handwaschseife zur Verfügung zu stellen.
Die Ausstattung der Fahrzeuge mit diesen Utensilien soll laut Angaben der Deutschen Post und DHL in den kommenden Wochen erfolgen. Zudem habe man den Zustellern 30 000 Liter Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt. Verdi-Gewerkschaftssekretär Köpke sieht aber noch vielmehr ein anderes Problem für die Zusteller: das Benutzen von Toiletten, das schon zuvor nicht unproblematisch gewesen sei. Viele Arbeitnehmer hätten dafür häufig bei Restaurants oder Kiosks nachgefragt, doch diese Möglichkeit falle jetzt weg. Bei DHL wisse man, dass die Nutzung von Toiletten derzeit eingeschränkt sei. Ein Unternehmenssprecher sagt: „Zum einen bleibt die Option, dort öffentliche Toiletten zu benutzen, wo diese in der aktuellen Situation zugänglich sind. Zum anderen steht dafür aktuell ansonsten nur die Rückkehr zum Zustellstützpunkt beziehungsweise zur Zustellbasis zur Verfügung.“Bei Hermes heißt es, dass alle Standorte mit sanitären Anlagen ausgestattet seien und genutzt werden könnten. Zudem seien viele Paketshops in Einrichtungen der Grundversorgung wie Tankstellen integriert und weiterhin geöffnet.
Eines klappt laut Bundesverband Paket und Expresslogistik derzeit besonders gut: die Zustellung. Es befänden sich deutlich mehr Empfänger zu Hause und könnten ihre Pakete entgegennehmen.