Kein Eishockey, nirgends
Jeden zweiten Tag stand im März und April ein Eishockey-Spiel im Kalender. Bis Corona kam. Und diese unerwartete Leere
Für mich begann die CoronaKrise am 10. März. Als die Nachricht bekannt wurde, dass die Play-offs in der ersten Deutschen Eishockey-Liga abgesagt werden – also die Endrunde, bestehend aus erster Play-off-Runde, Viertel-, Halbfinale und Finale. Kein Eishockey mehr, nirgends. Da nahm ich alles Folgende fast gefühlstaub hin. Ein Kurzurlaub nach Budapest wird storniert, Homeoffice am provisorischen Balkontisch im Wohnzimmer eingerichtet, Familientreffen und Geburtstagsfeiern abgesagt – für einen Eishockeyfan konnte es nicht mehr schlimmer werden als ein Ende ohne Play-offs.
Die ganze Saison, 52 Spieltage lang, fiebert man mit der Mannschaft mit. Die Augsburger Panther hatten sich zum Saisonende den zehnten Tabellenplatz gesichert und sich somit ganz knapp für die Endrunde
qualifiziert. Der Gegner wäre der Rivale aus Ingolstadt gewesen, ein besseres Derby gibt es nicht. Alles wäre möglich gewesen. Wie im erfolgreichsten Jahr des Vereins 2010 hätte man ins Finale einziehen können. Doch nun kann man nur spekulieren.
Aber Sie lesen es sicherlich schon heraus, dieses First-World-Problem tangiert mich nur auf einer emotionalen Ebene. Seit 16.
März arbeite ich im Homeoffice, das lässt sich in meinem Beruf als Social-Media-Managerin – ich arbeite auf digitalen Plattformen wie Facebook, Instagram oder Youtube – einfach umsetzen. Die Video-Telefonate mit den Kollegen sind ein Anreiz, sich morgens zumindest ein bisschen zurechtzumachen, und neue Aufgaben kommen durch diese Krise ebenfalls dazu. Zum Beispiel die Liveübertragungen von Pressekonferenzen auf Facebook.
In der Freizeit bleibt nun Zeit für neue alte Hobbys – es wird gepuzzelt, gelesen, gemalt und viel mehr gekocht und gebacken. Die Wohnung war lange schon nicht mehr so sauber und die Fenster selten so früh nach dem Winter geputzt. Ich spare mir tägliche 90 Kilometer im Auto und könnte auch sonst Geld sparen – keine Restaurantbesuche mehr, keine Ausflüge am Wochenende, keine Eishockey-Tickets. Könnte – gäbe es das Online-Shopping nicht.
Es ist für mich weiterhin surreal, dass uns eine Pandemie im Jahr 2020 lahmlegen kann. Doch das Wichtigste ist, dass die Familie und Freunde gesund sind und bleiben. Es zeigt auch, wie gut es uns vor der Krise ging. Wie selbstverständlich es war, an einem sonnigen Samstag durch die Stadt zu schlendern. Ich freue mich auf die Zeit danach, vielleicht hat uns diese Situation wachgerüttelt. Die ersten Spiele der Augsburger Panther im September werde ich jedenfalls als puren Luxus wahrnehmen.
An dieser Stelle berichten Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion von ihrem Alltag in Zeiten von Corona.