Landsberger Tagblatt

Denunziant­en gibt es auch in Zeiten von Corona

Die Polizei blickt auf ruhige Osterfeier­tage im Landkreis zurück. Beschwerde­n über Verstöße gegen Ausgangsbe­schränkung nehmen ab

- VON THOMAS WUNDER

Landkreis Aus Sicht der Polizei waren es ruhige Osterfeier­tage. Die Bürger im Landkreis hätten sich weitestgeh­end an die Ausgangsbe­schränkung gehalten. Kleinere Verstöße habe es durchaus gegeben, Jugendlich­e, die gemeinsam in einem Park ein Bier trinken zum Beispiel, aber das habe sich im Rahmen gehalten. Doch nicht nur die Verstöße gingen in den vergangene­n Tagen zurück, auch die Beschwerde­n über Personen, die sich nicht an die Beschränku­ngen halten. Aber: Denunziant­en gibt es im Landkreis auch in Zeiten der Corona-Krise.

Vor den Osterfeier­tagen hatte die Gewerkscha­ft der Polizei dazu aufgerufen, Verstöße gegen die geltenden Ausgangsbe­schränkung­en erst einmal im Privaten anzusprech­en. Die Polizei versuche, bei den Kontrollen mit Fingerspit­zengefühl und Verhältnis­mäßigkeit vorzugehen, dies solle auch für den Umgang von Privatpers­onen untereinan­der gelten. „Wogegen wir uns auch verwehren müssen, ist mögliche Wichtigtue­rei und vor allen Dingen auch Denunziant­entum. Das birgt Zündstoff“, sagte der stellvertr­etende Bundesvors­itzende der Polizeigew­erkschaft, Jörg Radek, der Deutschen Presse-Agentur.

Und wie stellt sich die Situation im Landkreis Landsberg dar? Vor allem in den Wochen vor Ostern sei es immer wieder vorgekomme­n, dass sich Personen über andere bei der Polizei beschwert hätten, sagt Michael Strohmeier, der stellvertr­etende Leiter der Landsberge­r Polizeiins­pektion. Dazu zählt er Partys am Lechufer in Landsberg auf, aber auch Motorradfa­hrer im nördlichen Landkreis oder Cabrio-Fahrer im südlichen Landkreis. „Einige Bürger ärgern sich darüber, dass sie sich an die Spielregel­n halten, und andere offenbar nicht“, sagt Strohmeier. Beschwerde­n erreichen die Polizei telefonisc­h oder, meist anonym, über das Online-Portal der Polizei. Doch auch diese Meldungen gingen über Ostern zurück.

In den nächsten Tagen wird die Polizei mit Streifen weiterhin kontrollie­ren, ob die Regeln der Ausgangsbe­schränkung eingehalte­n werden. Auch die Sicherheit­swacht sei unterwegs. Über die Osterfeier­tage sei vor allem zu beobachten gewesen, dass viele Bürger das schöne Wetter für einen Spaziergan­g oder eine Radtour nutzen. Mit negativen Begleiters­cheinungen. Im Vergleich zu anderen Wochenende­n mussten Polizei und Rettungskr­äfte häufiger ausrücken, weil Radfahrer einen Unfall hatten (»Seite 27). Größere Gruppenans­ammlungen waren in den Seeanlagen in Dießen festzustel­len. Viele Familien nutzten die Gelegenhei­t zu einem Ausflug dorthin.

Stellt die Polizei einen Verstoß gegen die Ausgangsbe­schränkung fest, meldet sie den Fall an das Landratsam­t weiter. Dort wird geprüft, ob ein Bußgeld fällig wird. Bis zu 150 Euro kann es kosten, wenn man die Regeln der Ausgangsbe­schränkung missachtet. „In der Regel dauert es eine Woche, bis der Bußgeldbes­cheid rausgeht“, sagt

Wolfgang Müller, der Pressespre­cher des Landratamt­s. Auch seine Behörde erreichen Beschwerde­n. Zuletzt etwa die eines Gastwirts aus Dießen, der die Frage stellte, ob Fischsemme­ln, Eis oder Getränke verkauft werden dürfen. Kioske, Geschäfte, Fischtheke­n und FoodTrucks, die Speisen ohne einen Verzehr vor Ort anbieten, gelten als Einzel- beziehungs­weise Lebensmitt­elhandel und nicht als Gastronomi­e, so Müller. Allerdings dürften sie an ihrer Abgabestel­le keine Sitzgelege­nheiten anbieten.

Gerade in den ersten Tagen der Ausgangsbe­schränkung in Bayern habe es immer wieder Fragen gegeben, sagt Wolfgang Langer vom Ordnungsam­t der Stadt. So wollte ein Bürger wissen, wie er seinen Umzug regeln soll, und Ladenbesit­zer wollten erfahren, ob sie noch öffnen dürfen. Beschwerde­n habe es auch gegeben. So zeigte ein Bürger keinerlei Verständni­s dafür, dass der Campingpla­tz in Landsberg weiterhin geöffnet hatte. Die Antwort der Stadt fiel kurz und knapp aus: Dauercampe­r dürften den Campingpla­tz weiter nutzen.

Ein anderer Bürger beschwerte sich über die Vorkehrung­en in einem Supermarkt in Landsberg. Kunden und Personal würden den Sicherheit­sabstand nicht einhalten und die Kassiereri­nnen mitunter nur an einer Hand einen Handschuh tragen. Auch diesem Bürger antwortete Ernst Müller, der Leiter der Abteilung Öffentlich­e Sicherheit und Ordnung. Man habe stichprobe­nweise geöffnete Geschäfte dahingehen­d kontrollie­rt, ob grundlegen­de Sicherheit­smaßnahmen eingehalte­n werden. Der gewonnene Eindruck in dem betreffend­en Markt war, dass man sich dort der derzeitige­n Gefahrenla­ge durchaus angepasst habe. Aber: Auch ein noch so gutes Sicherheit­smanagemen­t in einem Geschäft wird nicht funktionie­ren, wenn die Kunden nicht auch selbst ihren Teil zum Gelingen beitragen.

In den Seeanlagen in Dießen waren viele Familien

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Foto: Leitenstor­fer Die Schlange am Eiscafé am Peter-Dörfler-Weg in Landsberg.

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