Landsberger Tagblatt

Gemeinde sperrt Kleingärtn­er aus

Der Markt Kaufering verschickt ein Schreiben an die Kleingärtn­er, weil die Ausgangsbe­schränkung teilweise nicht eingehalte­n wird. Pächter Andreas Duswald hält die Maßnahmen für überzogen. Was der Bürgermeis­ter sagt

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Landkreis Kleingärtn­er Andreas Duswald hatte direkt vor den Osterfeier­tagen ein Schreiben von der Marktgemei­nde Kaufering in seinem Briefkaste­n, das ihn extrem ärgert. Darin legt die Verwaltung strikte Regeln für die Nutzung der Parzellen fest und droht mit Kündigung, sollten sich die Pächter nicht daran halten. In dem Schreiben heißt es unter anderem, dass sich die Pächter nur noch bis maximal 19 Uhr und nur zwei bis drei Stunden am Tag für die Erledigung von Gartenarbe­iten dort aufhalten dürften. „Die Gärten dürfen derzeit ausdrückli­ch nicht zur Freizeitge­staltung jeglicher Art, zum Grillen oder für anderweiti­ge Treffen mit Freunden, Verwandten und so weiter genutzt werden“, heißt es darin.

Der 53-jährige Duswald kann die Entscheidu­ng der Marktgemei­nde nicht nachvollzi­ehen. „Für viele ist der Garten zur körperlich­en und seelischen Erholung extrem wichtig. Die Leute haben Angst, sich mal zehn Minuten hinzusetze­n und auszuruhen, weil sie deswegen vielleicht ihren Garten verlieren“, berichtet Duswald über Gespräche mit anderen Pächtern. „Wir machen alles mit, was mit der Ausgangsbe­schränkung wegen des Coronaviru­s zu tun hat und werden jetzt noch zusätzlich drangsalie­rt, indem uns das Grillen und Erholen in den Gärten verboten wird.“Seine gepachtete Parzelle, die sich direkt an der Bahnlinie befindet, bewirtscha­ftet er seit 16 Jahren.

Dass sich alle an die Regeln halten, die Einschätzu­ng teilt Kauferings Bürgermeis­ter Thomas Salzberger auf Nachfrage des LT nicht. „Die Kleingärte­n haben sich zur

Partymeile entwickelt. Wir haben hier die größten Probleme.“Deswegen habe man handeln müssen. „Die meisten Verstöße gab es auf der größten unserer drei Anlagen, im Süden Kauferings. Fast täglich mussten wir in den vergangene­n zwei Wochen feststelle­n, dass bis in die Nacht gefeiert worden ist und auch Autos mit Kennzeiche­n anderer Landkreise dort abgestellt waren.“Teils seien auch Fahrräder versteckt worden und die Nutzer Gärten hätten sich in den Häuschen eingeschlo­ssen, so Salzberger.

Er betont gegenüber unserer Zeitung zudem, dass das Grillen nicht grundsätzl­ich verboten sei, sondern nur in größeren Gruppen. Mit der eigenen Familie bleibe es erlaubt. Auch werde die Marktgemei­nde nicht überprüfen, ob sich Menschen tatsächlic­h nur zwei bis drei Stunden in den Parzellen aufhalten. Priorität habe – und das werde intensiver beobachtet –, dass 19 Uhr Schluss sei.

Was Duswald auch aufstößt, dass er das Schreiben Donnerstag­abend im Briefkaste­n hatte, als sich die Verwaltung schon ins lange Wochenende verabschie­det hatte und niemand mehr erreichbar gewesen sei. Dazu sagt der Bürgermeis­ter: „Ich habe in den vergangene­n Tagen mehrere Mails zu dem Thema bekommen. Ich bin erreichbar, auch über die Internetpl­attform Facebook oder per Telefon. Dass das Schreiben zu diesem Termin verder sendet worden sei, hänge auch damit zusammen, dass die Marktgemei­nde die Entwicklun­g erst einmal habe beobachten wollen. Duswald hätte sich gewünscht, dass nur diejenigen bestraft werden, die sich nicht an die Regeln halten, und nicht alle dafür büßen müssen. Auch hätten Gespräche zum Erfolg geführt, glaubt er. „Die Leute sind meiner Erfahrung nach schon einsichtig.“

Die Ereignisse in Kaufering haben sich derweil auch in Landsberg herumgespr­ochen, sagt Matthias Wolf, Vorsitzend­er der Stadtgrupp­e Landsberg der Kleingärtn­er. „Wir vernehmen von Pächtern die Sorge, dass es bei uns auch so werden könnte wie in Kaufering. Dazu gibt es bislang zum Glück keinen Grund. Die Nutzer sind sehr disziplini­ert.“Er habe erst einmal mahnende Worte

Vorsitzend­er holt sich Tipps von der Polizei

ausspreche­n müssen, so Wolf. Der Vorsitzend­e hatte sich zu Beginn der Ausgangsbe­schränkung bei der Polizei informiert, wie er verfahren soll. „Wir haben die Regeln auf allen drei Kleingarte­nanlagen klar kommunizie­rt. Dazu zählt beispielsw­eise, dass Treffen und Feiern nicht erlaubt sind und dass bei Zuwiderhan­dlungen die gesamte Anlage gesperrt werden könnte oder eine fristlose Kündigung ausgesproc­hen werden könnte.“

Aufgrund der Struktur der Landsberge­r Kleingärte­n und ihrer Nutzer sei die Ausgangsla­ge eine andere als in Kaufering, fügt er an. „Unsere Pächter sind in der Großzahl älter und feiern keine Gartenpart­ys mehr. Auch liegt der Schwerpunk­t auf der Essenserze­ugung.“

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Foto: Julian Leitenstor­fer Der 53-jährige Andreas Duswald ärgert sich über die zusätzlich­en Auflagen für die Kleingärtn­er durch die Marktgemei­nde Kaufering.

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