Gemeinde sperrt Kleingärtner aus
Der Markt Kaufering verschickt ein Schreiben an die Kleingärtner, weil die Ausgangsbeschränkung teilweise nicht eingehalten wird. Pächter Andreas Duswald hält die Maßnahmen für überzogen. Was der Bürgermeister sagt
Landkreis Kleingärtner Andreas Duswald hatte direkt vor den Osterfeiertagen ein Schreiben von der Marktgemeinde Kaufering in seinem Briefkasten, das ihn extrem ärgert. Darin legt die Verwaltung strikte Regeln für die Nutzung der Parzellen fest und droht mit Kündigung, sollten sich die Pächter nicht daran halten. In dem Schreiben heißt es unter anderem, dass sich die Pächter nur noch bis maximal 19 Uhr und nur zwei bis drei Stunden am Tag für die Erledigung von Gartenarbeiten dort aufhalten dürften. „Die Gärten dürfen derzeit ausdrücklich nicht zur Freizeitgestaltung jeglicher Art, zum Grillen oder für anderweitige Treffen mit Freunden, Verwandten und so weiter genutzt werden“, heißt es darin.
Der 53-jährige Duswald kann die Entscheidung der Marktgemeinde nicht nachvollziehen. „Für viele ist der Garten zur körperlichen und seelischen Erholung extrem wichtig. Die Leute haben Angst, sich mal zehn Minuten hinzusetzen und auszuruhen, weil sie deswegen vielleicht ihren Garten verlieren“, berichtet Duswald über Gespräche mit anderen Pächtern. „Wir machen alles mit, was mit der Ausgangsbeschränkung wegen des Coronavirus zu tun hat und werden jetzt noch zusätzlich drangsaliert, indem uns das Grillen und Erholen in den Gärten verboten wird.“Seine gepachtete Parzelle, die sich direkt an der Bahnlinie befindet, bewirtschaftet er seit 16 Jahren.
Dass sich alle an die Regeln halten, die Einschätzung teilt Kauferings Bürgermeister Thomas Salzberger auf Nachfrage des LT nicht. „Die Kleingärten haben sich zur
Partymeile entwickelt. Wir haben hier die größten Probleme.“Deswegen habe man handeln müssen. „Die meisten Verstöße gab es auf der größten unserer drei Anlagen, im Süden Kauferings. Fast täglich mussten wir in den vergangenen zwei Wochen feststellen, dass bis in die Nacht gefeiert worden ist und auch Autos mit Kennzeichen anderer Landkreise dort abgestellt waren.“Teils seien auch Fahrräder versteckt worden und die Nutzer Gärten hätten sich in den Häuschen eingeschlossen, so Salzberger.
Er betont gegenüber unserer Zeitung zudem, dass das Grillen nicht grundsätzlich verboten sei, sondern nur in größeren Gruppen. Mit der eigenen Familie bleibe es erlaubt. Auch werde die Marktgemeinde nicht überprüfen, ob sich Menschen tatsächlich nur zwei bis drei Stunden in den Parzellen aufhalten. Priorität habe – und das werde intensiver beobachtet –, dass 19 Uhr Schluss sei.
Was Duswald auch aufstößt, dass er das Schreiben Donnerstagabend im Briefkasten hatte, als sich die Verwaltung schon ins lange Wochenende verabschiedet hatte und niemand mehr erreichbar gewesen sei. Dazu sagt der Bürgermeister: „Ich habe in den vergangenen Tagen mehrere Mails zu dem Thema bekommen. Ich bin erreichbar, auch über die Internetplattform Facebook oder per Telefon. Dass das Schreiben zu diesem Termin verder sendet worden sei, hänge auch damit zusammen, dass die Marktgemeinde die Entwicklung erst einmal habe beobachten wollen. Duswald hätte sich gewünscht, dass nur diejenigen bestraft werden, die sich nicht an die Regeln halten, und nicht alle dafür büßen müssen. Auch hätten Gespräche zum Erfolg geführt, glaubt er. „Die Leute sind meiner Erfahrung nach schon einsichtig.“
Die Ereignisse in Kaufering haben sich derweil auch in Landsberg herumgesprochen, sagt Matthias Wolf, Vorsitzender der Stadtgruppe Landsberg der Kleingärtner. „Wir vernehmen von Pächtern die Sorge, dass es bei uns auch so werden könnte wie in Kaufering. Dazu gibt es bislang zum Glück keinen Grund. Die Nutzer sind sehr diszipliniert.“Er habe erst einmal mahnende Worte
Vorsitzender holt sich Tipps von der Polizei
aussprechen müssen, so Wolf. Der Vorsitzende hatte sich zu Beginn der Ausgangsbeschränkung bei der Polizei informiert, wie er verfahren soll. „Wir haben die Regeln auf allen drei Kleingartenanlagen klar kommuniziert. Dazu zählt beispielsweise, dass Treffen und Feiern nicht erlaubt sind und dass bei Zuwiderhandlungen die gesamte Anlage gesperrt werden könnte oder eine fristlose Kündigung ausgesprochen werden könnte.“
Aufgrund der Struktur der Landsberger Kleingärten und ihrer Nutzer sei die Ausgangslage eine andere als in Kaufering, fügt er an. „Unsere Pächter sind in der Großzahl älter und feiern keine Gartenpartys mehr. Auch liegt der Schwerpunkt auf der Essenserzeugung.“