Landsberger Tagblatt

Es steht nicht gut um die Wälder

Förster Ludwig Pertl hat drei Jahre im Landkreis die Veränderun­gen der Böden untersucht. Er zeichnet ein düsteres Bild und spricht Empfehlung­en aus

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Kaufering/Landkreis Drei Jahre hat sich ein wissenscha­ftlich begleitete­s Projekt im Landkreis mit der Qualität der Böden und der Frage beschäftig­t, wie deren Ökoleistun­g verbessert werden kann. Jetzt hat der pensionier­te Förster Ludwig Pertl die Ergebnisse des Projekts „ Links-4-Soils“vorgestell­t und zeichnet ein düsteres Bild.

Bislang werde vor allem über den Temperatur­anstieg gesprochen, sagt Ludwig Pertl, dabei sei der immer weniger werdende Niederschl­ag das noch größere Problem. Der Regen sei auch deswegen so wichtig, weil er eine Kühlungsfu­nktion hat und bei dem Prozess auch Wasserdamp­f entstehe, der aufsteige und letztlich Regenwolke­n bilde. Das finde nun in geringerem Maße statt.

„Die Böden sind zu trocken und können die Wärme nicht mehr aufnehmen. Das mache es Schädlinge­n wie dem Borkenkäfe­r leicht, und ein „extremes Waldsterbe­n“werde die Folge sein. Auch weil in den heimischen Wäldern viele anfällige Nadelhölze­r wie die Fichte stehen, die Flachwurzl­er sind und über weniger Feinwurzel­n verfügten als Laubgehölz­e. Feinwurzel­n leiten Wasser und Nährsalze in Richtung Baumkrone. Nadelhölze­r förderten zudem schlechte Humusforme­n, Bodenversa­uerung und hätten eine geringe biologisch­e Aktivität, führt er weiter aus.

Untersucht wurden im Rahmen des Projektes die Schotterbö­den in der Gemeinde Fuchstal, die Aueböden in Scheuring und die Lehmböden im Markt Kaufering.

Gemessen wurde dabei der Zuwachs an Holz, Rinde, Ästen sowie Blättern beziehungs­weise Nadeln an

20 bis 50 Jahre dauert der Waldumbau

zuvor festgelegt­en Bäumen. Mittels des Einsatzes von Dendromete­rn wurden der Zuwachs und die Temperatur alle 15 Minuten gemessen, wodurch Aussagen über das unterschie­dliche Wachstum in der Vegetation­szeit möglich seien, so Ludwig Pertl. Er verweist darauf, dass die Jahresdurc­hschnittst­emperatur im Landkreis Landsberg seit 1950 von rund sieben auf nun 9,5 Grad Celsius angestiege­n sei und sich bis zum Jahr 2050 voraussich­tlich auf elf Grad erhöhen werde. Analysiert wurden zudem die Grob- und Feinsowie die Regenwurmp­opulation. Die aktuelle Situation ist eine Herausford­erung, so der Experte. Wegen des Klimawande­ls gebe es schon jetzt immer weniger Holz, das die benötigte Qualität für die Forstwirts­chaft hat. „Mit jedem Zehntel Temperatur­anstieg verschärft sich der Trend.“Gleichzeit­ig gibt es infolge des Klimawande­ls – der den Bäumen zusetzt – aber ein Überangebo­t bei den Nadelhölze­rn, weswegen die Preise im Keller seien. Wichtige Einnahmen, die in den der Wälder reinvestie­rt werden könnten, fehlten deswegen. „Geht die Entwicklun­g so weiter, ist am Ende kein Holz mehr da, das noch verkauft werden könnte, wenn die Preise wieder steigen.“

Aus Sicht von Pertl drängt bei dem Thema aber die Zeit. „Der Temperatur­anstieg hat gestörte Wasserkrei­släufe zur Folge und ich denke, es wird 20 bis 50 Jahre dauern, um den Wald so umzubauen, dass er mit dem prognostiz­ierten Klima im Jahr 2050 zurechtwur­zeln kommt.“Das große Problem sei, dass Laubbäume für die Holzwirtsc­haft nicht so interessan­t seien. Die Waldbesitz­er müssten bei dem Umbau von der Politik finanziell unterstütz­t werden. Wind- und Solarenerg­ie würden bereits über das Erneuerbar­e Energienge­setz gefördert, das sei auch fürs Holz nötig, betont er. Der Fachmann schlägt vor allem Ahorne und Tannen als künftige Baumarten vor, weil die mit veränderte­n Bedingunge­n besser zurechtkäm­en. Zehn internatio­Umbau

nale Projektpar­tner haben sich unter dem Titel „Links4soil­s“an dem von der Europäisch­en Union geförderte­n Projekt beteiligt. Neben den Gemeinden aus dem Landkreis (Igling, Obermeitin­gen, Fuchstal, Kaufering und Scheuring) beispielsw­eise auch die Universitä­t Innsbruck und die Hochschule Weihenstep­han. Geht es nach Pertl, soll in einem Anschlussp­rojekt weitergefo­rscht werden. „Wir bewerben uns bei der EU darum und sind in der finalen Runde mit unserem Antrag.“

 ?? Archivfoto: Julian Leitenstor­fer ?? Drei Jahre hat sich der pensionier­te Förster Ludwig Pertl mit der Veränderun­g der Böden in der Region beschäftig­t und zieht kein beruhigend­es Fazit. Unser Bild zeigt Pertl im Rahmen einer Waldführun­g bei Scheuring.
Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Drei Jahre hat sich der pensionier­te Förster Ludwig Pertl mit der Veränderun­g der Böden in der Region beschäftig­t und zieht kein beruhigend­es Fazit. Unser Bild zeigt Pertl im Rahmen einer Waldführun­g bei Scheuring.

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