Es steht nicht gut um die Wälder
Förster Ludwig Pertl hat drei Jahre im Landkreis die Veränderungen der Böden untersucht. Er zeichnet ein düsteres Bild und spricht Empfehlungen aus
Kaufering/Landkreis Drei Jahre hat sich ein wissenschaftlich begleitetes Projekt im Landkreis mit der Qualität der Böden und der Frage beschäftigt, wie deren Ökoleistung verbessert werden kann. Jetzt hat der pensionierte Förster Ludwig Pertl die Ergebnisse des Projekts „ Links-4-Soils“vorgestellt und zeichnet ein düsteres Bild.
Bislang werde vor allem über den Temperaturanstieg gesprochen, sagt Ludwig Pertl, dabei sei der immer weniger werdende Niederschlag das noch größere Problem. Der Regen sei auch deswegen so wichtig, weil er eine Kühlungsfunktion hat und bei dem Prozess auch Wasserdampf entstehe, der aufsteige und letztlich Regenwolken bilde. Das finde nun in geringerem Maße statt.
„Die Böden sind zu trocken und können die Wärme nicht mehr aufnehmen. Das mache es Schädlingen wie dem Borkenkäfer leicht, und ein „extremes Waldsterben“werde die Folge sein. Auch weil in den heimischen Wäldern viele anfällige Nadelhölzer wie die Fichte stehen, die Flachwurzler sind und über weniger Feinwurzeln verfügten als Laubgehölze. Feinwurzeln leiten Wasser und Nährsalze in Richtung Baumkrone. Nadelhölzer förderten zudem schlechte Humusformen, Bodenversauerung und hätten eine geringe biologische Aktivität, führt er weiter aus.
Untersucht wurden im Rahmen des Projektes die Schotterböden in der Gemeinde Fuchstal, die Aueböden in Scheuring und die Lehmböden im Markt Kaufering.
Gemessen wurde dabei der Zuwachs an Holz, Rinde, Ästen sowie Blättern beziehungsweise Nadeln an
20 bis 50 Jahre dauert der Waldumbau
zuvor festgelegten Bäumen. Mittels des Einsatzes von Dendrometern wurden der Zuwachs und die Temperatur alle 15 Minuten gemessen, wodurch Aussagen über das unterschiedliche Wachstum in der Vegetationszeit möglich seien, so Ludwig Pertl. Er verweist darauf, dass die Jahresdurchschnittstemperatur im Landkreis Landsberg seit 1950 von rund sieben auf nun 9,5 Grad Celsius angestiegen sei und sich bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf elf Grad erhöhen werde. Analysiert wurden zudem die Grob- und Feinsowie die Regenwurmpopulation. Die aktuelle Situation ist eine Herausforderung, so der Experte. Wegen des Klimawandels gebe es schon jetzt immer weniger Holz, das die benötigte Qualität für die Forstwirtschaft hat. „Mit jedem Zehntel Temperaturanstieg verschärft sich der Trend.“Gleichzeitig gibt es infolge des Klimawandels – der den Bäumen zusetzt – aber ein Überangebot bei den Nadelhölzern, weswegen die Preise im Keller seien. Wichtige Einnahmen, die in den der Wälder reinvestiert werden könnten, fehlten deswegen. „Geht die Entwicklung so weiter, ist am Ende kein Holz mehr da, das noch verkauft werden könnte, wenn die Preise wieder steigen.“
Aus Sicht von Pertl drängt bei dem Thema aber die Zeit. „Der Temperaturanstieg hat gestörte Wasserkreisläufe zur Folge und ich denke, es wird 20 bis 50 Jahre dauern, um den Wald so umzubauen, dass er mit dem prognostizierten Klima im Jahr 2050 zurechtwurzeln kommt.“Das große Problem sei, dass Laubbäume für die Holzwirtschaft nicht so interessant seien. Die Waldbesitzer müssten bei dem Umbau von der Politik finanziell unterstützt werden. Wind- und Solarenergie würden bereits über das Erneuerbare Energiengesetz gefördert, das sei auch fürs Holz nötig, betont er. Der Fachmann schlägt vor allem Ahorne und Tannen als künftige Baumarten vor, weil die mit veränderten Bedingungen besser zurechtkämen. Zehn internatioUmbau
nale Projektpartner haben sich unter dem Titel „Links4soils“an dem von der Europäischen Union geförderten Projekt beteiligt. Neben den Gemeinden aus dem Landkreis (Igling, Obermeitingen, Fuchstal, Kaufering und Scheuring) beispielsweise auch die Universität Innsbruck und die Hochschule Weihenstephan. Geht es nach Pertl, soll in einem Anschlussprojekt weitergeforscht werden. „Wir bewerben uns bei der EU darum und sind in der finalen Runde mit unserem Antrag.“