Eine Katastrophe für VW
Die VW-Verantwortlichen sind keine Rassisten, aber sie wirken chronisch überfordert. Die Wolfsburger machen zu viel gleichzeitig und scheitern an der Multitasking-Herausforderung. So passieren Dinge, die einem Unternehmen nicht passieren dürfen.
Es ist unverzeihlich, dass ein ganz offen schwarze Menschen verunglimpfendes Video von VW veröffentlicht wurde. Bei einem derart wichtigen Werbe-Clip für den neuen Golf, also das Brot- und ButterAuto des Konzerns, ist eine professionelle Abnahme des Filmchens unerlässlich – und zwar nicht nur durch eine Fachabteilung, sondern auch den Vorstand. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Aber eine derart intensive Überprüfung durch den Vorstand hat wohl nicht stattgefunden, sonst wäre das Video niemals veröffentlicht worden. Denn VW-Chef Diess und seine Kollegen sind weltoffene Menschen, denen Rassismus fernliegt. Doch die TopManager haben eben zu viele Themen am Hals: Immer noch kämpfen sie mit den Spätfolgen des DieselSkandals, sie müssen die Wende hin zur Elektromobilität schultern und gleichzeitig gegen enorme Einbußen durch die Corona-Krise kämpfen. Kein Wunder, dass es hier bei zwei wichtigen Projekten – dem neuen Golf und dem Elektro-Flitzer ID.3 vernehmlich knirscht.
VW-Boss Diess muss nun mehr Kärrner-, also auch Kontrollarbeit leisten. Das kostet Zeit, bewahrt einen aber am Ende vor Image– Katastrophen wie der aktuellen.