Corona-Meldepflicht für Haustiere kommt
Nicht nur Menschen können an dem Virus erkranken. Was die Symptome sind und wie Halter in so einem Fall richtig handeln
Augsburg Schweinegrippe, Vogelgrippe, Rinderwahn – Krankheiten, die nach Tierseuchen klingen und auch Menschen in Aufruhr versetzen, gab es in den vergangenen Jahren viele. Corona passt nicht ganz in diese Reihe. Auch wenn das Virus wohl von einem Schuppentier oder einer Fledermaus auf den Menschen übergesprungen ist, hat es sich zumindest unter Tieren weit weniger verbreitet als unter Menschen: Wenigstens bei Tieren, die in menschlicher Haltung leben, sind bislang weltweit erst 15 Infektionsfälle bekannt. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat dennoch am Dienstag eine Verordnung vorgestellt, nach der „CoronaInfektionen bei gehaltenen Tieren meldepflichtig werden sollen“, wie es in einer Pressemitteilung des Ministeriums heißt.
Für wen gilt die Meldepflicht und welchen Zweck hat sie?
Die Verordnung betrifft nach Angaben des Ministeriums nur Haustiere. In erster Linie gehe es Ministerium und Forschern des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) darum, Erkenntnisse und Informationen über das Coronavirus bei Haustieren zu gewinnen, sagt Elke Reinking, die Pressesprecherin des FLI. Das Institut ist bundesweit für die Erforschung der Tiergesundheit zuständig. Bislang gebe es nur vereinzelt Erfahrungsberichte von an Corona erkrankten Haustieren, aber keine systematischen Untersuchungen. Hinweise, dass Menschen sich bei diesen anstecken könnten, liegen zwar keine vor – gesichert ist diese Erkenntnis aber nicht. Von einer Nerzfarm in den Niederlanden ist ein Fall bekannt, bei der sich ein Tier bei einem Menschen infiziert haben könnte.
Muss ich mein Haustier jetzt testen lassen?
Eine Pflicht gibt es nur für Tierärzte und Veterinärsämter. Sie müssen festgestellte Fälle melden. Eine Pflicht für Tierhalter, ihr Tier testen zu lassen, gibt es jedoch nicht. Das Landwirtschaftsministerium
empfiehlt dies jedoch, wenn das Tier Symptome einer Corona-Erkrankung zeigt. Diese seien nach jetzigem Stand ähnlich derer beim Menschen, sagt FLISprecherin Reinking: „Ein kranker Tiger im New Yorker Zoo hatte Husten und eine flache Atmung.“
Welche Tiere sind besonders betroffen?
Aufgrund der geringen Zahl von nur 15 bekannten Infektionsfällen können die Forscher noch nicht sagen, welche Haustiere häufiger oder seltener mit Corona infiziert sind. Die Meldepflicht soll dazu beitragen, mehr Fälle zu erfassen – und genau solche Erkenntnisse zu gewinnen. Eine Häufung trat nach jetzigem Stand etwa bei Nerzen auf – allein bei dem Fall auf der niederländischen Farm waren tausende Tiere betroffen. Pro Fall können mehrere Tiere erkrankt sein, im New Yorker Bronx Zoo traf es vier Tiger und drei Löwen. Auch unter Haustieren fanden sich die meisten der bekannten Fälle bei Katzen, Hunde seien dem Ministerium zufolge „nach derzeitigem Stand weniger“für den Erreger empfänglich.
Was kostet ein Test?
Wenn die Behörden angeordnet haben, ein Tier testen zu lassen, müssen Halter nichts dafür zahlen. Wollen Besitzer jedoch freiwillig ihr Tier testen lassen, so werden rund 160 Euro dafür fällig.
Und wie sinnvoll ist die Meldepflicht?
Die Argumentation von Ministerium und FLI klingt einleuchtend – es gibt jedoch Kritikpunkte. Tierärztin Silke Bretzinger aus Lauingen bei Dillingen etwa ist von der Meldepflicht nicht überzeugt. Sie stehe im Widerspruch zur Schweigepflicht. Diese sei ein hohes Gut, das angesichts der geringen Fallzahlen von infizierten Tieren nicht zwingend geopfert werden müsse, findet Bretzinger. Sie bevorzuge es grundsätzlich, wenn die Daten von Haustieren und deren Wohl in den Händen ihrer Halter liegen.