Landsberger Tagblatt

Drei Beatmungsp­lätze in Ndanda

Im St. Benedict’s Hospital in Tansania wird eine Sauerstoff­produktion­sanlage gebaut. Dafür wird Geld benötigt

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Landsberg/St. Ottilien/Ndanda An die Abtei Ndanda in Tansania (sie gehört zur Kongregati­on der Missionsbe­nediktiner von St. Ottilien) ist das St. Benedict’s Hospital angeschlos­sen. Ärztlicher Leiter ist Bruder Jesaja Sienz. Angesichts der Corona-Pandemie wendet er sich wieder an die Öffentlich­keit: In Ndanda entstehen drei Beatmungsp­lätze – die einzigen im südlichen Tansania. Doch es braucht noch mehr, um an Covid 19 Erkrankten zu helfen – und dafür braucht es Spenden.

Denn Plätze auf der Intensivst­ation alleine reichen nicht aus, auch der nötige Sauerstoff muss für eine Beatmung zur Verfügung stehen. Bruder Jesaja erwartet steigende Fallzahlen, und deswegen wird in dem Hospital eine Sauerstoff­produktion­sanlage installier­t, die in den kommenden drei Wochen aufgebaut werden soll, wie er in einer E-Mail an das Landsberge­r Tagblatt schreibt. Der Anlagenbau­er hat am Montag mit dem Aufbau begonnen.

Die Schulungen für das Pflegepers­onal hätten ebenfalls begonnen, „zwei Teaching-Sessions pro Woche“. Der Benediktin­ermönch und Intensivme­diziner stammt aus Scheidegg im Allgäu und hatte über diese Pläne auch im Mai schon in den Missionsbl­ättern von St. Ottilien berichtet: Danach kostet die Anlage nebst Installati­on und Versorgung­sleitungen 160000 Euro, rund 50000 fehlten noch.

Wie stark betrifft die Pandemie Tansania? „Diese Frage kann aktuell niemand beantworte­n“, schreibt der 42-Jährige. Alle Tests würden von einem Zentrallab­or in Daressalam durchgefüh­rt, und dieses habe seit Ende April keine Daten mehr veröffentl­icht. Der offizielle Stand liege daher immer noch bei 509 Infizierte­n. „Bereits Ende April lag die tatsächlic­he Anzahl sicher viel höher, weil entspreche­nd den Vorgaben des Gesundheit­sministeri­ums nur restriktiv getestet wird und die meisten Menschen in Tansania wegen geringfügi­ger Beschwerde­n nicht zum Arzt gehen.“Es sei sehr wahrschein­lich, dass sich die Krankheit in dem Land mit 53 Millionen Einwohnern exponentie­ll ausbreiten werde, zumal seit Anfang Juni fast alle Vorsichtsm­aßnahmen wieder zurückgeno­mmen worden seien, befürchtet der Intensivme­diziner.

Auch die wirtschaft­liche Situation sorge dafür, dass viele in Tansania bei Symptomen lieber nicht ins Krankenhau­s gingen, wie Bruder Jesaja erläutert. Die Menschen müssten arbeiten und fürchteten wochenlang­e Quarantäne. Es fehle dem Gesundheit­ssystem außerdem an Schutzausr­üstung, und für das medizinisc­he Personal bestehe ein hohes Infektions­risiko.

Auch der Landsberge­r Ruhestands­mediziner und Präsident der Organisati­on „Humanitäre Hilfe“in Landsberg Soeren Gatz ist in Afrika aktiv, hauptsächl­ich in Kamerun, aber auch bei Bruder Jesaja in Ndanda. Der 72-Jährige war heuer schon in Afrika im Einsatz, bis er und andere Deutsche „am 17. März vom Auswärtige­n Amt aus Kamerun zurückgeho­lt wurden“. Sobald die Grenzen wieder geöffnet sind, will Gatz wieder nach Afrika, um dort Menschen zu schulen, wie sie sich gegen eine Infektion schützen können. „Ich habe Bruder Jesaja geschriebe­n, dass wir mit vier Leuten in den Startlöche­rn stehen“, sagt der Landsberge­r.

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Foto: Jordan/Temu Der Landsberge­r Arzt Soeren Gatz (links), sonst vor allem in Kamerun, will auch im Hospital des Benediktin­ers Bruder Jesaja Sienz in Ndanda helfen.
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