Landsberger Tagblatt

Illegale Prostituti­on

Eine 27-jährige Frau bietet in der Innenstadt ihre Liebesdien­ste an. Nur durch Zufall kommt ihr die Polizei auf die Schliche. Wie der betroffene Hotelier auf den Fall reagiert und wie die Stadt mit käuflicher Liebe umgeht

- VON DOMINIC WIMMER

Eine Frau bietet verbotener­weise ihre Liebesdien­ste in einem Landsberge­r Hotel an. Wie der betroffene Gastronom auf den Vorfall reagiert.

Landsberg Verbotene Liebesdien­ste in Landsberg: Am Mittwochab­end hat die Polizei illegale Prostituti­on in einem Landsberge­r Hotel unterbunde­n. Eine junge Dame ging dort offenbar mehrere Tage lang dem horizontal­en Gewerbe nach. Wie der Hotelier den Fall schildert.

Als Stefan Wagner am Mittwochna­chmittag auf der Terrasse eines Landsberge­r Cafés saß, traute er zunächst seinen Ohren nicht. Er hörte am Nebentisch zwei Männer, wie sie sich darüber unterhielt­en, dass man in einem Hotel in der Landsberge­r Innenstadt derzeit ein angenehmes Schäferstü­ndchen mit einer leichten Dame haben könnte. Der Landsberge­r wurde hellhörig und misstrauis­ch. Denn Prostituti­on ist in der Lechstadt prinzipiel­l verboten – so wie in allen bayerische­n Kommunen mit weniger als 30 000 Einwohnern.

Der 44-Jährige recherchie­rte im Internet und fand tatsächlic­h das Angebot von „Aly“und nahm via Whatsapp Kontakt zu der Prostituie­rten auf, um ihr das Handwerk zu legen. Denn Bordelle seien schließlic­h derzeit aufgrund von Corona geschlosse­n. „Ich habe mich mit ihr verabredet, habe mir ein Bild vor Ort gemacht und bin dann zur Polizei“, berichtet Stefan Wagner. Außerdem habe die Prostituie­rte keinerlei Schutz vor Corona getroffen.

Gegen 23 Uhr rückte dann die Polizei in dem Landsberge­r Hotel an. Vor Ort trafen die Beamten eine 27-jährige Rumänin an. Die festgestel­lten Umstände legten den Verdacht nahe, dass sie tatsächlic­h der Prostituti­on nachging. Eine entspreche­nde Anzeige gegen die Frau wurde erstattet und das Treiben beendet.

Der Hotelier war nach eigenen Worten sehr überrascht, als plötzlich die Polizei vor der Tür stand. „Die Frau hat nicht den Eindruck erweckt, dass sie eine Prostituie­rte sein könnte“, sagt Ioannis Toukas, der Betreiber des Gasthofs Mohren am Landsberge­r Hauptplatz auf LT-Nachfrage. Die 27-Jährige habe am Dienstag ein Doppelzimm­er gebucht und angegeben, in Begleitung ihres Mannes zu reisen. Dass die

in einem der 14 Zimmer jedoch Sex gegen Geld geboten habe, habe weder Toukas noch das Personal bemerkt. „Bei uns gehen derzeit viele Leute ein und aus, es ist viel los. Wir haben nichts davon bemerkt.“Nach dem Polizeiein­satz am Mittwochab­end habe der Gastronom die Prostituie­rte sofort des Hauses verwiesen. „Wir dulden bei uns so was auch nicht.“

Wie geht man in Landsberg generell mit dem Thema Prostituti­on um? Denn ab 30000 Einwohner – und an dieser Marke kratzt die Stadt – muss eine Kommune in der Regel Prostituti­on erlauben. Im März 2017 beschloss der Stadtrat einstimmig, dass es im kompletten Stadtge

Ein Zeuge bringt den Stein ins Rollen

biet keinen Sex gegen Geld geben soll. Die Stadträte beauftragt­en einstimmig die Verwaltung, bei der Regierung von Oberbayern den Erlass einer Sperrgebie­tsverordnu­ng zu beantragen. Die kann bis zu einer

Einwohners­tärke von 50 000 gelten. „Der Antrag wurde damals aber zurückgest­ellt“, sagt Ernst Müller, der Leiter des städtische­n Ordnungsam­tes. Die Regierung habe mitgeteilt, dass die Stadt den Antrag erneut stellen solle, wenn die 30000-Einwohner-Marke geknackt ist. „DerFrau zeit sind wir bei etwa 29 600 und im Herbst werden wir den Antrag wieder stellen“, so Müller weiter. Ob der neue Stadtrat dann noch einmal über das Thema abstimmen muss, werde sich zeigen.

Dass der Antrag von der Regierung von Oberbayern angenommen wird, dazu zeigte sich der Ordnungsam­tschef im Jahr 2017 bereits optimistis­ch. Schließlic­h erfülle die Stadt Landsberg die dafür notwendige­n Kriterien. So muss die Sperrbezir­ksverordnu­ng dem Schutz der Jugend oder des öffentlich­en Anstandes dienen. Dazu reiche laut Verwaltung­sgerichtsh­of auch schon aus, dass es eine „abstrakte Gefahr“für den Schutz der Jugend oder des

öffentlich­en Anstandes geben sein könnte. Der Gesetzeste­xt weist so auf Art und Überschaub­arkeit der vorhandene­n Sozialstru­kturen in kleinen Gemeinden bis 50000 Einwohner hin, die zu „einer erhöhten sozialen Wahrnehmba­rkeit der Prostituti­on“führen.

Landsbergs Zweiter Bürgermeis­ter Moritz Hartmann (Grüne) ist gegen bezahlte Liebe in seiner Heimatstad­t und sagt zum Thema: „Wir sind zwar eine Große Kreisstadt, aber sind froh, dass das Thema Prostituti­on nicht bei uns aufploppt.“Er verweist dabei auch auf andere Kriminalit­ätsbereich­e, die im Bereich von Bordellen wachsen würden.

Die Stadt will ein weiteres Verbot erreichen

 ?? Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa ?? Eine 27-jährige Frau hat in einem Landsberge­r Hotel ihre Liebesdien­ste angeboten, bis ein aufmerksam­er Landsberge­r die Polizei informiert­e.
Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa Eine 27-jährige Frau hat in einem Landsberge­r Hotel ihre Liebesdien­ste angeboten, bis ein aufmerksam­er Landsberge­r die Polizei informiert­e.

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