Landsberger Tagblatt

Mehr Leben für den Landsberge­r Westen

Für die über 10 000 Bewohner im Westen der Stadt gibt es seit Mai eine Quartiersm­anagerin. Jetzt zieht Stefanie Auer eine erste Bilanz und nennt mögliche künftige Projekte

- VON THOMAS WUNDER »Kommentar Seite 22

Landsberg Über die Boule-Anlage am Pater-Rupert-Mayer-Platz im Landsberge­r Westen ist jede Menge Gras gewachsen. Auch die Tische, auf denen Mühle und andere Brettspiel­e gespielt werden können, werden nur selten genutzt. Vereinzelt sitzen Anwohner auf den Bänken. Nur am Brunnen in der Mitte des Platzes ist ab und zu was los, wenn Kinder dort spielen. Warum nutzen die Anwohner den Platz nicht? Diese Frage zu beantworte­n und Lösungen zu finden, das ist unter anderem die Aufgabe von Stefanie Auer. Die 42-Jährige aus München ist seit Anfang Mai Quartiersm­anagerin für den Westen der Stadt.

Das Gebiet, das Stefanie Auer betreut, reicht vom Gewerbegeb­iet im Norden bis zum Schongauer Dreieck im Süden sowie im Westen vom Klinikum bis zur Schwaighof­siedlung im Osten. „Eigentlich sind es drei Quartiere“, sagt Projektlei­ter Gunter Schramm vom Büro Planwerk aus Nürnberg, das von der Stadt den Auftrag für das Quartiersm­anagement erhalten hat. Über 10000 Menschen lebten in diesem Gebiet, das unter anderem einen erhöhten Anteil an Personen mit Migrations­hintergrun­d (28 Prozent) habe und vor allem südlich der Iglinger Straße von vielen älteren Personen bewohnt werde.

Seit Mitte Juli ist Stefanie Auer in ihrem Büro am Ulrichspla­tz. Früher trafen sich dort die Anwohner im „Ulrichs-Stüberl“, heute soll der große Raum wieder zum Treffpunkt werden. Der eine oder andere habe auch schon vorbeigesc­haut. „Die Leute sind sehr interessie­rt und fragen, was wir machen“, sagt die Diplom-Geografin. Dass das Büro durchaus ein Ort der Kommunikat­ion sein kann, habe sich bei der Suche nach einer Assistenzk­raft gezeigt. Denn Stefanie Wäspy, die letztendli­ch den Zuschlag bekommen hat, hatte sich auf einen Zettel im Fenster hin beworben.

Doch wie gelingt so ein Projekt, das vor allem auf persönlich­en Kontakten beruht, in Corona-Zeiten?

Stefanie Auer und Stefanie Wäspy sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad im Quartier unterwegs, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Die Vernetzung der verschiede­nen Akteure aus den Bereichen Bildung, Soziales, Kultur, Kirche,

Wirtschaft, Sport und Umwelt erfolge vorrangig via Telefon und Internet. Anlaufstel­le und Schnittste­lle zwischen Bürgern und Verwaltung sei jedoch das Büro am Ulrichspla­tz. „Wir gehen aus der Verwaltung raus und gehen ins Quartier hinein“, sagt Mathias Rothdach vom Referat Stadtplanu­ng der Stadtverwa­ltung über das Projekt.

Um Bewohner zu aktivieren und bekannt zu werden, haben Auer und Wäspy jetzt eine Postkarten­aktion gestartet. Die Postkarten, die an alle

Haushalte verteilt wurden, sollen die Bewohner zudem dazu inspiriere­n, die eine oder andere Ecke im Quartier neu zu entdecken. So sollen die Bewohner Fotos von ihren Lieblingsp­lätzen schicken. In der Sitzung des Bildungs-, Sozial- und Kulturauss­chusses ging Stefanie Auer auch auf mögliche weitere Projekte wie einen Markt auf dem Pater-Rupert-Mayer-Platz, einen Sport- und Freizeitpa­rk im Quartier oder Lesungen und Ausstellun­gen im Büro am Ulrichspla­tz ein.

Doch Stefanie Auer ist sich auch bewusst, dass es schwer wird, alle Menschen im Landsberge­r Westen zu erreichen. Vor allem bei Frauen mit Migrations­hintergrun­d und allein lebenden Senioren werde es

Eine Herausford­erung, die Plätze zu bespielen

schwer. Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV) sagte bei einem Presseterm­in im Quartiersb­üro, dass es in Corona-Zeiten wichtiger denn je sei, den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt zu stärken. Dafür stehe das Projekt.

Zweiter Bürgermeis­ter Moritz Hartmann (Grüne) hatte die Plätze im Quartier im Blick. „Es ist eine Herausford­erung, diese Plätze zu bespielen.“Wichtig sei, dass die Menschen formuliere­n, was ihnen auf einem Platz wichtig ist, und danach städteplan­erische Lösungen gefunden werden. Am Pater-Rupert-Mayer-Platz sei das noch nicht gelungen. „Viele müssen den Platz erst kennenlern­en“, meint Mathias Rothdach. Dabei könne ein Markt oder ein Konzert helfen.

Das Projekt Quartiersm­anagement in Landsberg wird von der Regierung von Oberbayern über die Städtebauf­örderung bezuschuss­t und durch Fachberate­r begleitet. Heuer sind für das Projekt 120000 Euro veranschla­gt, die Hälfte der Kosten übernimmt die Städtebauf­örderung. Mögliche bauliche Maßnahmen können mit bis zu 60 Prozent gefördert werden.

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 ?? Fotos: Christian Rudnik ?? Die Plätze im Landsberge­r Westen (oben: Pater-Rupert-Mayer-Platz, unten rechts: Ulrichspla­tz) zu beleben ist eine Aufgabe der Quartiersm­anagerin, die jetzt vorgestell­t wurde: (von links) Elisabeth von Mücke (Städtebauf­örderung Oberbayern), Moritz Hartmann, Stefanie Auer, Gunter Schramm und Doris Baumgartl.
Fotos: Christian Rudnik Die Plätze im Landsberge­r Westen (oben: Pater-Rupert-Mayer-Platz, unten rechts: Ulrichspla­tz) zu beleben ist eine Aufgabe der Quartiersm­anagerin, die jetzt vorgestell­t wurde: (von links) Elisabeth von Mücke (Städtebauf­örderung Oberbayern), Moritz Hartmann, Stefanie Auer, Gunter Schramm und Doris Baumgartl.
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