Feuerdrama in Greifenberg
In einem Wohn- und Geschäftshaus bricht in der Nacht auf Samstag ein Kellerbrand aus. Wie die Bewohner ihre Rettung erleben. In der Nacht darauf lodert es erneut. Das Gebäude ist jetzt vom Einsturz bedroht und unbewohnbar
Landkreis Dramatische Szenen in Greifenberg: Dort hat es am Wochenende zwei Nächte in Folge in einem großen Wohn- und Geschäftshaus an der Haupt- und Wankstraße gebrannt. Da im Keller offenbar Kartonagen in Brand geraten waren, wurde das Gebäude so stark verraucht, dass die Feuerwehr Bewohner aus dem Gebäude retten musste. Trotz intensiver Löscharbeiten in der Nacht auf Samstag brannte es in der Folgenacht erneut. Am Ende flutete die Feuerwehr den Keller. Laut Polizei liegt der Schaden im Millionenbereich. Das Haus ist einsturzbedroht, die Bewohner stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.
In dem großen Gebäudekomplex befinden sich unter anderem ein Discounter, eine Bank, eine Metzgerei und zahlreiche Wohnungen. Kurz nach Mitternacht brach in der Nacht auf Samstag Feuer aus. Aufgrund der starken Rauchentwicklung mussten laut Polizei 45 Bewohner zum Teil über Leitern evakuiert werden. Zwei Personen erlitten eine leichte Rauchgasvergiftung. Eine Person wurde vom Rettungsdienst in eine Klinik gebracht. Die restlichen Bewohner wurden vom Roten Kreuz versorgt. Sie alle konnten nicht mehr in ihre Wohnungen zurück. Wer nicht auswärts schlafen konnte, für den stellte das Rote Kreuz Feldbetten auf. Bei den Löscharbeiten wurden im Keller zwei Brandherde festgestellt. In einem Kellergang waren zwei gelagerte Kartonagenstapel laut Polizei in Brand geraten. Derzeit wird als Ursache von einem technischen Defekt einer Kabelleitung ausgegangen.
Am Samstagvormittag war auf den hellen Stufen im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses der Rußbelag deutlich zu sehen. Zudem standen sämtliche Balkontüren und Fenster der Wohnungen offen, um zu lüften. Anton Seidl ist einer der Anwohner. Er schilderte dem LT: „Gegen zwölf Uhr nachts hatte ich plötzlich am Fernseher kein Antennensignal mehr und das Licht hat geflackert. Dann war auf einmal alles weg und dunkel.“Instinktiv sei er ans Fenster gegangen, um nachzuschauen, was los sei. „Da habe ich schon Rauch aus einem der Kellerfenster steigen sehen. Ich habe mich gleich angezogen und bin raus gegangen.“In der Zwischenzeit sei auch die Feuerwehr vor Ort eingetroffen und habe gleich damit begonnen, die Hausbewohner zu evakuieren. Das sei wohl nicht bei jedem so einfach gewesen. Er habe mitbekommen, dass es im Nachbarhaus Probleme gab, ein älteres Ehepaar über eine Leiter aus der Wohnung zu holen.
Robert Wiederhold und Belinda Salimova leben mit ihrer kleinen Tochter auf der anderen Seite des Gebäudekomplexes. Auch Robert Wiederhold sei aufmerksam geworden, weil auf einmal kein Strom mehr in der Wohnung vorhanden gewesen sei. „Außerdem hatte ich irgendwie einen Brandgeruch in der Nase. Und die Kombination aus beidem sagte mir, dass das gar nicht gut sein kann.“Er habe die Wohnungstür zum Treppenhaus geöffnet und sofort den starken Rauch gesehen. „Dann bin ich gleich wieder rein und habe Belinda und die Kleine geweckt.“Für alle drei sei gleich klar gewesen, dass sie auf keinen Fall in das verrauchte Treppenhaus gehen werden.
Also blieb nur noch der Weg auf die Terrasse. „Wir hatten zum
Glück noch Decken auf den Gartenstühlen liegen, denn wir mussten schon so ungefähr eine Stunde warten.“Dann wurden auch diese drei Bewohner von der Feuerwehr mit einer Leiter in Sicherheit gebracht. Für die kleine Tochter gab es von einem der Feuerwehrleute sogar noch einen kleinen Kuschelbär zum Trost.
Unten angekommen, stellte sich für Robert Wiederhold ziemlich bald die Frage: „Wo verbringen wir die restliche Nacht?“Zum Glück besitzt er einen Camping-Bus. „Der stand aber in der Tiefgarage. Also habe ich gefragt, ob ich den rausfahren darf.“Er hatte Glück: Der Campingbus konnte noch schnell hinters Haus gefahren werden. Angst hätten sie keine gehabt, sagte Belinda Salimova. Im Gegenteil: Sie seien sowohl von den Feuerwehrleuten als auch vom Team des BRK sehr gut betreut worden.
Kerstin Büchel ist derzeit eigentlich im Urlaub. Sie ist Marktleiterin des Discounters, der sich neben einer Metzgerei und einer Apotheke im Gebäudekomplex befindet. Sie saß am Samstag mit ihrer Stellvertreterin Irene Stickel und ein paar Mitarbeitern auf einer Bank im Schatten gegenüber des Hauses. „Nachts gegen zwei Uhr ist im Discounter Kühlalarm ausgelöst worden.“Zur gleichen Zeit erfuhr Stickel von der Polizei vom Brand in Greifenberg. „Man sieht eigentlich nichts, aber wir müssen doch sehr viele Sachen wegschmeißen“, sagte Büchel über den Brandschaden des Lebensmittelmarktes, der am Samstag – genauso wie die anderen Geschäfte – geschlossen blieb.
In der Nacht auf Sonntag loderten die Flammen im Keller wieder auf.
Zwei Personen werden verletzt
Die Wohnungen sind nicht bewohnbar
Ein Großaufgebot der Feuerwehr aus dem Landkreis Landsberg und auch aus dem Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck wurde alarmiert. Denn es waren zahlreiche Atemschutzgeräteträger nötig. Nach aktuellen Polizeiangaben wurde diesmal niemand verletzt. Wie die Feuerwehr mitteilt, wurden erneut mehrere Bewohner – und ein Hund – gerettet. Am Ende flutete die Feuerwehr den Keller regelrecht, um die Flammen zu löschen.
„Das Gebäude ist mittlerweile vom Einsturz bedroht. 27 Wohneinheiten sind nicht mehr bewohnbar“, teilte Kriminalhauptkommissar Michael Graf vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt mit. Der Schaden liege mittlerweile im Millionenbereich. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk würden das Gebäude sichern. Warum in der Nacht auf Sonntag erneut ein so starker Brand in den Kellerräumen entstanden sei, müsse erst noch geklärt werden. Die Polizei gehe derzeit in beiden Fällen nicht von vorsätzlicher Brandstiftung aus.
Die Dießener Brandschützer waren bei beiden Einsätzen dabei, hatten am Freitagabend mit einem Dachstuhlbrand zu kämpfen und halfen am Samstag beim Aufstellen einer Figur. »Seiten 12 und 25