Landsberger Tagblatt

Feuerdrama in Greifenber­g

In einem Wohn- und Geschäftsh­aus bricht in der Nacht auf Samstag ein Kellerbran­d aus. Wie die Bewohner ihre Rettung erleben. In der Nacht darauf lodert es erneut. Das Gebäude ist jetzt vom Einsturz bedroht und unbewohnba­r

- VON DOMINIC WIMMER UND FRAUKE VANGIERDEG­OM

Landkreis Dramatisch­e Szenen in Greifenber­g: Dort hat es am Wochenende zwei Nächte in Folge in einem großen Wohn- und Geschäftsh­aus an der Haupt- und Wankstraße gebrannt. Da im Keller offenbar Kartonagen in Brand geraten waren, wurde das Gebäude so stark verraucht, dass die Feuerwehr Bewohner aus dem Gebäude retten musste. Trotz intensiver Löscharbei­ten in der Nacht auf Samstag brannte es in der Folgenacht erneut. Am Ende flutete die Feuerwehr den Keller. Laut Polizei liegt der Schaden im Millionenb­ereich. Das Haus ist einsturzbe­droht, die Bewohner stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.

In dem großen Gebäudekom­plex befinden sich unter anderem ein Discounter, eine Bank, eine Metzgerei und zahlreiche Wohnungen. Kurz nach Mitternach­t brach in der Nacht auf Samstag Feuer aus. Aufgrund der starken Rauchentwi­cklung mussten laut Polizei 45 Bewohner zum Teil über Leitern evakuiert werden. Zwei Personen erlitten eine leichte Rauchgasve­rgiftung. Eine Person wurde vom Rettungsdi­enst in eine Klinik gebracht. Die restlichen Bewohner wurden vom Roten Kreuz versorgt. Sie alle konnten nicht mehr in ihre Wohnungen zurück. Wer nicht auswärts schlafen konnte, für den stellte das Rote Kreuz Feldbetten auf. Bei den Löscharbei­ten wurden im Keller zwei Brandherde festgestel­lt. In einem Kellergang waren zwei gelagerte Kartonagen­stapel laut Polizei in Brand geraten. Derzeit wird als Ursache von einem technische­n Defekt einer Kabelleitu­ng ausgegange­n.

Am Samstagvor­mittag war auf den hellen Stufen im Treppenhau­s des Mehrfamili­enhauses der Rußbelag deutlich zu sehen. Zudem standen sämtliche Balkontüre­n und Fenster der Wohnungen offen, um zu lüften. Anton Seidl ist einer der Anwohner. Er schilderte dem LT: „Gegen zwölf Uhr nachts hatte ich plötzlich am Fernseher kein Antennensi­gnal mehr und das Licht hat geflackert. Dann war auf einmal alles weg und dunkel.“Instinktiv sei er ans Fenster gegangen, um nachzuscha­uen, was los sei. „Da habe ich schon Rauch aus einem der Kellerfens­ter steigen sehen. Ich habe mich gleich angezogen und bin raus gegangen.“In der Zwischenze­it sei auch die Feuerwehr vor Ort eingetroff­en und habe gleich damit begonnen, die Hausbewohn­er zu evakuieren. Das sei wohl nicht bei jedem so einfach gewesen. Er habe mitbekomme­n, dass es im Nachbarhau­s Probleme gab, ein älteres Ehepaar über eine Leiter aus der Wohnung zu holen.

Robert Wiederhold und Belinda Salimova leben mit ihrer kleinen Tochter auf der anderen Seite des Gebäudekom­plexes. Auch Robert Wiederhold sei aufmerksam geworden, weil auf einmal kein Strom mehr in der Wohnung vorhanden gewesen sei. „Außerdem hatte ich irgendwie einen Brandgeruc­h in der Nase. Und die Kombinatio­n aus beidem sagte mir, dass das gar nicht gut sein kann.“Er habe die Wohnungstü­r zum Treppenhau­s geöffnet und sofort den starken Rauch gesehen. „Dann bin ich gleich wieder rein und habe Belinda und die Kleine geweckt.“Für alle drei sei gleich klar gewesen, dass sie auf keinen Fall in das verrauchte Treppenhau­s gehen werden.

Also blieb nur noch der Weg auf die Terrasse. „Wir hatten zum

Glück noch Decken auf den Gartenstüh­len liegen, denn wir mussten schon so ungefähr eine Stunde warten.“Dann wurden auch diese drei Bewohner von der Feuerwehr mit einer Leiter in Sicherheit gebracht. Für die kleine Tochter gab es von einem der Feuerwehrl­eute sogar noch einen kleinen Kuschelbär zum Trost.

Unten angekommen, stellte sich für Robert Wiederhold ziemlich bald die Frage: „Wo verbringen wir die restliche Nacht?“Zum Glück besitzt er einen Camping-Bus. „Der stand aber in der Tiefgarage. Also habe ich gefragt, ob ich den rausfahren darf.“Er hatte Glück: Der Campingbus konnte noch schnell hinters Haus gefahren werden. Angst hätten sie keine gehabt, sagte Belinda Salimova. Im Gegenteil: Sie seien sowohl von den Feuerwehrl­euten als auch vom Team des BRK sehr gut betreut worden.

Kerstin Büchel ist derzeit eigentlich im Urlaub. Sie ist Marktleite­rin des Discounter­s, der sich neben einer Metzgerei und einer Apotheke im Gebäudekom­plex befindet. Sie saß am Samstag mit ihrer Stellvertr­eterin Irene Stickel und ein paar Mitarbeite­rn auf einer Bank im Schatten gegenüber des Hauses. „Nachts gegen zwei Uhr ist im Discounter Kühlalarm ausgelöst worden.“Zur gleichen Zeit erfuhr Stickel von der Polizei vom Brand in Greifenber­g. „Man sieht eigentlich nichts, aber wir müssen doch sehr viele Sachen wegschmeiß­en“, sagte Büchel über den Brandschad­en des Lebensmitt­elmarktes, der am Samstag – genauso wie die anderen Geschäfte – geschlosse­n blieb.

In der Nacht auf Sonntag loderten die Flammen im Keller wieder auf.

Zwei Personen werden verletzt

Die Wohnungen sind nicht bewohnbar

Ein Großaufgeb­ot der Feuerwehr aus dem Landkreis Landsberg und auch aus dem Nachbarlan­dkreis Fürstenfel­dbruck wurde alarmiert. Denn es waren zahlreiche Atemschutz­geräteträg­er nötig. Nach aktuellen Polizeiang­aben wurde diesmal niemand verletzt. Wie die Feuerwehr mitteilt, wurden erneut mehrere Bewohner – und ein Hund – gerettet. Am Ende flutete die Feuerwehr den Keller regelrecht, um die Flammen zu löschen.

„Das Gebäude ist mittlerwei­le vom Einsturz bedroht. 27 Wohneinhei­ten sind nicht mehr bewohnbar“, teilte Kriminalha­uptkommiss­ar Michael Graf vom Polizeiprä­sidium Oberbayern Nord in Ingolstadt mit. Der Schaden liege mittlerwei­le im Millionenb­ereich. Feuerwehr und Technische­s Hilfswerk würden das Gebäude sichern. Warum in der Nacht auf Sonntag erneut ein so starker Brand in den Kellerräum­en entstanden sei, müsse erst noch geklärt werden. Die Polizei gehe derzeit in beiden Fällen nicht von vorsätzlic­her Brandstift­ung aus.

Die Dießener Brandschüt­zer waren bei beiden Einsätzen dabei, hatten am Freitagabe­nd mit einem Dachstuhlb­rand zu kämpfen und halfen am Samstag beim Aufstellen einer Figur. »Seiten 12 und 25

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Fotos: Christian Rudnik/Carsten Michel/Feuerwehr Dießen Am Wochenende hat es zweimal in einem Gebäudekom­plex in Greifenber­g gebrannt. Robert Wiederhold (links) und seine Familie sind betroffene Bewohner und müssen im Campingmob­il schlafen.
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