Landsberger Tagblatt

100 Tage OB: Es war nie langweilig

Doris Baumgartl wurde in Landsberg von der Stellvertr­eterin zur Oberbürger­meisterin. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt sie auf einen besonderen Tag, ihre wichtigste Entscheidu­ng und die Corona-Krise

- VON THOMAS WUNDER

Nach den Kommunalwa­hlen im März sind im Landkreis etliche neue Bürgermeis­ter gewählt worden. Seit Mai sind sie im Amt. Im LT ziehen sie eine Bilanz nach 100 Tagen. Heute Landsbergs Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV), die in der Amtszeit zuvor Stellvertr­eterin war.

Landsberg Dass sie nun seit 100 Tagen Oberbürger­meisterin von Landsberg ist, war Doris Baumgartl gar nicht bewusst. „Ich habe noch gar keine Zeit gehabt, mir darüber Gedanken zu machen“, sagt sie. Vielmehr sei die Zeit seit ihrem Amtsantrit­t wie im Flug vergangen. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt die 58-Jährige auf schöne Momente, wichtige Entscheidu­ngen und auch auf Privates zurück.

Doris Baumgartl ist die erste Frau auf der Position des Oberbürger­meisters in Landsberg. Bei der Stichwahl Ende März hatte sie sich mit 66,8 Prozent der Stimmen recht deutlich gegen Amtsinhabe­r Mathias Neuner (CSU) durchgeset­zt. Und so wechselte die Stellvertr­eterin, Baumgartl war von 2014 bis 2020 Zweite Bürgermeis­terin, auf den Posten des Oberbürger­meisters.

Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit war die Frage, wer ihre Stellvertr­eter werden sollen, durchaus brisant. Denn die CSU meldete als stärkste Fraktion Anspruch auf das Amt des Zweiten Bürgermeis­ters an. Doris

Baumgartl entschied sich aber für Moritz Hartmann (Grüne) und Felix Bredschnei­jder (SPD) als ihre Stellvertr­eter. Beide hatten bei der Stadtratsw­ahl die meisten Stimmen geholt und wurden danach zu Stellvertr­eten gewählt. Die richtige Entscheidu­ng? Ja, sagt die Oberbürger­meisterin. „Wir ergänzen uns als Persönlich­keiten und arbeiten vertrauens­voll und sachbezoge­n zusammen.“Und auch der Stadtrat habe einen guten Start hingelegt. Vor allem die jungen Vertreter seien erfrischen­d für das ganze Gremium. „Sie stellen Dinge infrage, die für langjährig­e Stadträte selbstvers­tändlich sind.“

Und wie sieht Doris Baumgartl ihre Arbeit in den ersten 100 Tagen, die auch von der Corona-Krise geprägt waren? „Es gibt viel weniger Kontakt mit den Bürgern.“Das direkte Gespräch bei Versammlun­gen, Veranstalt­ungen oder Festen fehle ihr doch sehr. „Das macht doch das Amt aus – für die Bürger da zu sein.“Stattdesse­n verbringe sie nun mehr Zeit im Büro, oft auch noch am Abend. Aber: „Es war nie langweilig.“Auf die Frage nach dem schönsten Moment, nennt die Oberbürger­meisterin zunächst keinen speziellen. Es habe viele schöne Begegnunge­n gegeben. Und dann erwähnt Baumgartl doch einen besonderen Termin beim Waldbegang, als sie eine Schwarznus­s im Wald bei Schwifting pflanzen durfte, deren Patin sie jetzt auch ist. Ansonsten habe sie viele interessan­te Erfahrunge­n sammeln dürfen. Was sie beeindruck­t habe, sei die Solidaritä­t und Kreativitä­t der Landsberge­r in der Corona-Krise. Das habe sie auch ein Stück weit überrascht.

Spricht man von der Corona-Krise, ist man auch schnell bei den Finanzen. Auch in Landsberg fehlen Steuereinn­ahmen und müssen Schulden gemacht werden. Doris Baumgartl sieht die Stadt auf einem guten Weg, weil Stadtrat und Verwaltung die Sache mit viel Realismus angehen würden. Zudem habe Landsberg eine ausgeglich­ene Gewerbestr­uktur und ein gutes wirtschaft­liches Umfeld. Dennoch: „Wie wir die Kurve kriegen, kann niemand sagen.“Einer, der dabei helfen soll, die finanziell­en Probleme in den Griff zu bekommen, ist der neue Kämmerer Alexander Ziegler, der im Januar seinen Dienst antreten wird. Für Baumgartl war diese Personalen­tscheidung die wichtigste seit ihrem Amtsantrit­t.

Bei allen finanziell­en Sorgen will die Oberbürger­meisterin aber wichtige Projekte nicht aus den Augen verlieren. Dazu zählt für sie der soziale

Es gibt derzeit viel weniger Kontakt zu den Bürgern

Wohnungsba­u. Mit der Entscheidu­ng, am Wiesengrun­d in drei Quartieren über die sozialgere­chte Bodennutzu­ng einen Anteil von 40 Prozent sozialem Wohnungsba­u festzulege­n, sei man auf dem richtigen Weg. Am Herzen liegt Doris Baumgartl das Neue Stadtmuseu­m, das seit einigen Jahren wegen fehlenden Brandschut­zes kaum mehr nutzbar ist. „Es ist für mich ein Symbol, dass die Stadt auch schon andere Krisen überstande­n hat.“

Doris Baumgartl sagt von sich, dass sie für die Bürger da sein möchte. Entspreche­nd viel Zeit verbringt sie im Amt. Bleibt noch Zeit für die Familie, für Ehemann Hans-Joachim und die beiden erwachsene­n Kinder? Wann immer es möglich sei, verbringe man Zeit zusammen. Und ab und zu könne sie sich auch mit einer guten Freundin treffen.

 ?? Fotos: Leitenstor­fer (2)/Jordan/Wunder ?? 100 Tage, vier Stationen (von links oben im Uhrzeigers­inn): Doris Baumgartl nach der Stichwahl im Kreis ihrer Familie, bei der Übergabe der Amtskette durch Stadtrat Dieter Völkel, nach der Pflanzung einer Schwarznus­s beim Waldbegang und bei der Vorstellun­g des neuen Kämmerers Alexander Ziegler.
Fotos: Leitenstor­fer (2)/Jordan/Wunder 100 Tage, vier Stationen (von links oben im Uhrzeigers­inn): Doris Baumgartl nach der Stichwahl im Kreis ihrer Familie, bei der Übergabe der Amtskette durch Stadtrat Dieter Völkel, nach der Pflanzung einer Schwarznus­s beim Waldbegang und bei der Vorstellun­g des neuen Kämmerers Alexander Ziegler.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany