100 Tage OB: Es war nie langweilig
Doris Baumgartl wurde in Landsberg von der Stellvertreterin zur Oberbürgermeisterin. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt sie auf einen besonderen Tag, ihre wichtigste Entscheidung und die Corona-Krise
Nach den Kommunalwahlen im März sind im Landkreis etliche neue Bürgermeister gewählt worden. Seit Mai sind sie im Amt. Im LT ziehen sie eine Bilanz nach 100 Tagen. Heute Landsbergs Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV), die in der Amtszeit zuvor Stellvertreterin war.
Landsberg Dass sie nun seit 100 Tagen Oberbürgermeisterin von Landsberg ist, war Doris Baumgartl gar nicht bewusst. „Ich habe noch gar keine Zeit gehabt, mir darüber Gedanken zu machen“, sagt sie. Vielmehr sei die Zeit seit ihrem Amtsantritt wie im Flug vergangen. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt die 58-Jährige auf schöne Momente, wichtige Entscheidungen und auch auf Privates zurück.
Doris Baumgartl ist die erste Frau auf der Position des Oberbürgermeisters in Landsberg. Bei der Stichwahl Ende März hatte sie sich mit 66,8 Prozent der Stimmen recht deutlich gegen Amtsinhaber Mathias Neuner (CSU) durchgesetzt. Und so wechselte die Stellvertreterin, Baumgartl war von 2014 bis 2020 Zweite Bürgermeisterin, auf den Posten des Oberbürgermeisters.
Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit war die Frage, wer ihre Stellvertreter werden sollen, durchaus brisant. Denn die CSU meldete als stärkste Fraktion Anspruch auf das Amt des Zweiten Bürgermeisters an. Doris
Baumgartl entschied sich aber für Moritz Hartmann (Grüne) und Felix Bredschneijder (SPD) als ihre Stellvertreter. Beide hatten bei der Stadtratswahl die meisten Stimmen geholt und wurden danach zu Stellvertreten gewählt. Die richtige Entscheidung? Ja, sagt die Oberbürgermeisterin. „Wir ergänzen uns als Persönlichkeiten und arbeiten vertrauensvoll und sachbezogen zusammen.“Und auch der Stadtrat habe einen guten Start hingelegt. Vor allem die jungen Vertreter seien erfrischend für das ganze Gremium. „Sie stellen Dinge infrage, die für langjährige Stadträte selbstverständlich sind.“
Und wie sieht Doris Baumgartl ihre Arbeit in den ersten 100 Tagen, die auch von der Corona-Krise geprägt waren? „Es gibt viel weniger Kontakt mit den Bürgern.“Das direkte Gespräch bei Versammlungen, Veranstaltungen oder Festen fehle ihr doch sehr. „Das macht doch das Amt aus – für die Bürger da zu sein.“Stattdessen verbringe sie nun mehr Zeit im Büro, oft auch noch am Abend. Aber: „Es war nie langweilig.“Auf die Frage nach dem schönsten Moment, nennt die Oberbürgermeisterin zunächst keinen speziellen. Es habe viele schöne Begegnungen gegeben. Und dann erwähnt Baumgartl doch einen besonderen Termin beim Waldbegang, als sie eine Schwarznuss im Wald bei Schwifting pflanzen durfte, deren Patin sie jetzt auch ist. Ansonsten habe sie viele interessante Erfahrungen sammeln dürfen. Was sie beeindruckt habe, sei die Solidarität und Kreativität der Landsberger in der Corona-Krise. Das habe sie auch ein Stück weit überrascht.
Spricht man von der Corona-Krise, ist man auch schnell bei den Finanzen. Auch in Landsberg fehlen Steuereinnahmen und müssen Schulden gemacht werden. Doris Baumgartl sieht die Stadt auf einem guten Weg, weil Stadtrat und Verwaltung die Sache mit viel Realismus angehen würden. Zudem habe Landsberg eine ausgeglichene Gewerbestruktur und ein gutes wirtschaftliches Umfeld. Dennoch: „Wie wir die Kurve kriegen, kann niemand sagen.“Einer, der dabei helfen soll, die finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen, ist der neue Kämmerer Alexander Ziegler, der im Januar seinen Dienst antreten wird. Für Baumgartl war diese Personalentscheidung die wichtigste seit ihrem Amtsantritt.
Bei allen finanziellen Sorgen will die Oberbürgermeisterin aber wichtige Projekte nicht aus den Augen verlieren. Dazu zählt für sie der soziale
Es gibt derzeit viel weniger Kontakt zu den Bürgern
Wohnungsbau. Mit der Entscheidung, am Wiesengrund in drei Quartieren über die sozialgerechte Bodennutzung einen Anteil von 40 Prozent sozialem Wohnungsbau festzulegen, sei man auf dem richtigen Weg. Am Herzen liegt Doris Baumgartl das Neue Stadtmuseum, das seit einigen Jahren wegen fehlenden Brandschutzes kaum mehr nutzbar ist. „Es ist für mich ein Symbol, dass die Stadt auch schon andere Krisen überstanden hat.“
Doris Baumgartl sagt von sich, dass sie für die Bürger da sein möchte. Entsprechend viel Zeit verbringt sie im Amt. Bleibt noch Zeit für die Familie, für Ehemann Hans-Joachim und die beiden erwachsenen Kinder? Wann immer es möglich sei, verbringe man Zeit zusammen. Und ab und zu könne sie sich auch mit einer guten Freundin treffen.