Blutverdünner erhöhen Überlebenschancen
Sie können nicht nur Covid-19-Patienten retten, sondern wirken auch vorsorglich
New York/Berlin Blutverdünner sind in der Lage, bei Covid-19-Patienten das Sterberisiko deutlich zu senken. Das berichten US-Mediziner nach einer Studie mit knapp 4400 Teilnehmern im Journal of the American College of Cardiology. Demnach ging die Behandlung mit Blutverdünnern – unter Berücksichtigung des Zustands der Patienten – mit einer etwa halbierten Todesrate einher. Zudem war das Risiko für eine künstliche Beatmung um etwa 30 Prozent reduziert, schreibt die Gruppe um Valentin Fuster vom Mount Sinai Hospital in New York.
„Als Ärztin, die Covid-19-Patienten an vorderster Front behandelt hat, weiß ich, wie wichtig es ist, Antworten darauf zu haben, was die
Behandlung für diese Patienten bedeutet“, wird Co-Autorin Anuradha Lala in einer Mitteilung der Klinik zitiert. Sie und ihre Kollegen hatten Patientendaten von März und April aus fünf Krankenhäusern der Mount Sinai-Gruppe in New York analysiert.
Dabei teilten sie die 4389 Patienten in drei Gruppen ein: Eine Gruppe erhielt keine Blutverdünner, die zweite bekam solche Präparate zur Behandlung. Der dritten Gruppe wurde eine geringere Dosis Blutverdünner zur Vorsorge verabreicht.
Zwar starben knapp 29 Prozent jener Patienten, die therapeutisch mit Blutverdünnern behandelt worden waren. In jener Gruppe, die keine solchen Arzneien bekam, waren es knapp 26 Prozent. Berücksichten die Forscher aber Vorerkrankungen und andere Gesundheitsfaktoren der Teilnehmer, war das Sterberisiko der therapeutisch mit Blutverdünnern behandelten Patienten um 47 Prozent geringer. In jener Gruppe, die die Medikamente vorsorglich erhalten hatte, war das Risiko sogar um 50 Prozent reduziert.
Zudem sank bei jenen beiden Gruppen, die Blutverdünner bekamen, das Risiko, künstlich beatmet werden zu müssen – um 31 Prozent bei den therapeutisch Behandelten, um 28 Prozent bei den vorsorglich Behandelten. Ernsthafte Komplikationen durch Blutungen, wie sie die Einnahme von Blutverdünnern begünstigen kann, gab es bei drei Probeste zent der therapeutisch Behandelten. In den beiden anderen Gruppen lag der Anteil bei unter zwei Prozent.
Zusätzliche Hinweise darauf, dass Blutverdünner für Covid-19-Patienten sinnvoll sein können, erbrachten 26 Autopsien von Menschen, die an Covid-19 gestorben waren. Bei elf davon fanden die Mediziner Hinweise auf Thrombosen – verursacht durch Blutgerinnsel, die Blutverdünner wahrscheinlich hätten verhindern können. Für Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin in Berlin, ist das keine Überraschung. Behandlungsempfehlungen hierzu seien in Deutschland bereits im Juni veröffentlicht worden.